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Sein Anteil

Sein Anteil

Titel: Sein Anteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Wuchold
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Unterhaltung ein.
    »Ich liebe London. Es ist so eine spannende Stadt. Ich liebe die Leute hier. Alle sind so nett.«
    Willem schaute Hilfe suchend zu Nikita herüber. Er war aber damit beschäftigt, etwas Ordnung in die Küche zu bringen. Und Pia ließ immer noch auf sich warten.
    Der Rothaarige schüttete weiter das Dosenbier in sich hinein. Er schien gleich vor Wut zu platzen. Offensichtlich hatte er Willems Ausweichmanöver durchschaut. Willem bemühte sich, möglichst harmlos zu wirken.
    »Und was machst du in London?«, fragte er die Dicke scheinbar interessiert.
    »Ich genieße das Leben.« Die Dicke lachte wieder und sah dabei den kleinen Rothaarigen zweideutig an. »Leider muss ich in drei Wochen in die Staaten zurück. Mein Dad wünscht, seine kleine Cathy wieder bei sich zu haben.«
    Willem war angewidert bei der Vorstellung, dass der kleine Rothaarige die Dicke befriedigen musste. Obwohl er ihn unsympathisch fand, tat er ihm beinahe Leid.
    Endlich tauchte Pia auf. Ihr kurzes schwarzes Haar war noch feucht. Sie sah blass aus, schien aber guter Laune.
    »Hey, Will! Amüsierst du dich?« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte ihm leise ins Ohr: »Keine Angst. Wir sind gleich unter uns.«
    War es ihm anzusehen, dass er sich unbehaglich fühlte?
    Als hätten sie gehört, was Pia ihm zugeflüstert hatte, setzten sich Patrick und Cathy in Bewegung. Auch Nicola und Michail kamen vom Hof herein. Cathy sagte, sie wollten zu einem Rockkonzert gehen, gleich hier in Shepherd’s Bush.
    »Ihr wollt wirklich nicht mitkommen?«
    »Nein, wirklich nicht. Wir wollen nur was essen und ein wenig quatschen. Die letzte Nacht hat mich wirklich geschafft«, sagte Pia.
    Die Vier sagten noch, dass sie sich freuten, Willem kennen gelernt zu haben, und zogen ab. Willem wünschte ihnen einen schönen Abend.
    Nikita machte sich am Herd zu schaffen, während Pia sich auf einen Stuhl setzte, auf einen anderen ihre nackten Füße legte und sich eine Zigarette anzündete. Willem war verlegen. Er glaubte, sie warteten darauf, dass er das Gespräch beginnen würde.
    Also fing er einfach an zu erzählen, was er bislang herausgefunden hatte. Er schlug die Mappe auf und schilderte ihnen die gesamte Hewitt-Affäre, von den ersten Ermittlungen über die konkreten Vorwürfe und über Hewitts Lebenswandel bis hin zur Anklageerhebung, den ungewöhnlichen Fernsehauftritt von Anne-Marie und die Zeitungsberichte darüber eingeschlossen. Anhand seiner Notizen legte Willem dar, was er über die Gewohnheiten der Hewitts in Erfahrung gebracht hatte, wann Patricia zur Schule chauffiert und wieder abgeholt wurde, sowie die ungefähren Zeiten, wann sie im Holland Park mit ihrem Hund spielte, entweder in Begleitung des Vaters oder der Mutter. Zu guter Letzt gab er die private Telefonnummer preis und schilderte detailliert, wie er sie bekommen hatte.
    Weder von Pia noch Nikita, die Willem an keiner Stelle unterbrochen hatten, kam eine Reaktion. Pia saß mit verschränkten Armen da und wirkte abgespannt. Nikita schöpfte aus dem großen schwarzen Topf, den er die ganze Zeit umgerührt hatte, eine dicke bräunliche Flüssigkeit auf drei Teller und stellte sie auf den Tisch sowie drei neue Dosen Bier.
    »Lasst es euch schmecken!«, sagte Nikita. »Am zweiten Tag ist die Suppe noch besser als am ersten. Dann ist sie richtig durchgezogen.«
    Willem wartete, dass sie irgendetwas sagen würden. Diskret wischte er seinen Löffel mit seinem Taschentuch unter dem Tisch ab und begann zu essen.
    »Und was haltet ihr von meinem kleinen Vortrag? Ich weiß, viel ist es nicht«, sagte er wie nebenbei.
    »Toll, ja ganz toll«, meinte Nikita.
    Es klang aber wenig enthusiastisch, weit weniger als sonst.
    »Das mit der Telefonnummer ist toll«, sagte Pia anerkennend. »Die musst du uns aufschreiben.«
    »Hab ich schon.«
    Pia setzte wieder an, ohne Willem anzusehen.
    »Wir haben uns auch so unsere Gedanken gemacht. Wir dachten, wir nehmen Michails Lieferwagen, und auf geht’s zum Holland Park, schnappen uns die Kleine, und fahren, bis es dunkel wird und die Büros in meinem Haus geschlossen sind, in der Gegend herum. Dann nehmen wir die Kleine zu mir, rufen Hewitt an und sagen, wie viel wir haben wollen. Nur die Frage der Lösegeldübergabe ist noch offen.«
    »Was denkst du, was können wir von Hewitt verlangen?«, schaltete sich Nikita wieder ein.
    Willem wusste nicht recht, was er antworten sollte. Er war erschrocken. Pia und Nikita stellten sich die Entführung sehr

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