Sein Anteil
das Bett. Dann holte er das Isolierband, das er ebenfalls in dem Wagen gefunden hatte, sowie eine Schere und eine Rolle mit Mülltüten aus der Küche. Alles legte er zu den übrigen Dingen auf den Boden. Pia stand im Wohnzimmer und rauchte. Sie beobachtete Willem, ohne ein Wort zu sagen.
»Wo hast du die Sachen hingetan, die Nikita anhatte?«
»Sie liegen im Bad«, antwortete Pia, scheinbar ungerührt.
Willem ging ins Badezimmer und entdeckte Nikitas schwarzen Lederblouson unter dem Spülbecken. Aber nur das weiße T-Shirt und das blaue Hemd, die in dem Blouson lagen, waren leicht dunkelrot gefärbt. Nikitas Jeans hatte nur am Bund Blutflecken, seine Boxershorts sogar nur ein paar rote Punkte am Gummizug. Seine Strümpfe konnte Willem nicht finden. Er nahm nur die Boxershorts, warf den Rest auf die Lederjacke und knotete ihre Arme zusammen.
»Du musst mir helfen, Pia. Wir müssen ihn ankleiden.«
Sie hatte sich gerade eine weitere Zigarette angezündet, nahm noch einen Zug und drückte sie aus.
Willem ekelte sich davor, die Leiche anzufassen. Sie fühlte sich kalt und trocken und wächsern an. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Willem einen Toten berührte. Er zog das weiße Badetuch hervor, getränkt von dem Blut aus der Schusswunde. Anschließend hob er Nikitas Körper an, drehte und wendete ihn, je nachdem, wie es die umständliche Operation erforderte, die Willem mit knappen Anweisungen wie »Boxershorts«, »Sweatshirt«, »Arbeitshose« vorgab, und die Pia dann akkurat ausführte. Die Schusswunde war in der Mitte scharf gerändert, aber farblos, kaum zu sehen.
»Wo sind die Strümpfe?«, fragte Willem knapp.
»Ich weiß nicht, vielleicht im Wäschekorb im Bad?«
»Hast du welche da, die ihm passen könnten? Ein paar Tennissocken?«
Pia wühlte tief unten in ihrem Schrank und brachte ein paar Tennissocken hervor, die sie Willem reichte.
»Von meiner Vermieterin. Sie hat einen Teil ihrer Kleidung hier gelassen.«
Willem dehnte die Socken in die Länge, bevor er sie Nikitas Füßen überstülpte. Noch war die Leichenstarre nicht voll eingetreten. Nikitas Glieder ließen sich biegen, gaben kaum Widerstand. Noch mehr als vor der Berührung mit der Leiche ekelte sich Willem vor ihrem Geruch. Sie roch nach kaltem Schweiß, der ihm langsam in Mund und Nase stieg und sich auf Zunge und Gaumen legte. Willem dachte, dass die Ausdünstungen mit der Zeit noch schlimmer würden. Wie lange war Nikita tot? Sechs, acht oder schon zehn Stunden? Willem wollte nicht nachrechnen.
Pia hielt es nicht mehr aus. Sie wurde käsebleich und rannte hinaus. Willem hörte, wie sie sich im Badezimmer heftig erbrach. Auch er musste eine Pause einlegen.
Willem ging ins Wohnzimmer, wo Pia flach auf der Couch lag. Sie hielt sich eins der geblümten Kissen vor ihr Gesicht. Willem setzte sich hin und zündete sich eine Zigarette an. Gleich ginge es weiter. Und vielleicht könnte er den Rest alleine schaffen.
Nach zehn Minuten kehrte Willem in das Schlafzimmer zurück und machte sich daran, vier graue Mülltüten mit der Schere aufzuschneiden. Die aufgeschnittenen Tüten legte er glatt wie Planen aufs Bett, auf die er die Leiche rollte. Er nahm das Isolierband, schnitt lange Streifen ab und klebte die Mülltüten hinter Nikitas Rücken zusammen. Es würde nicht lange halten, aber das brauchte es auch nicht, dachte Willem. Er öffnete das Fenster im Schlafzimmer, bevor er den schweren Vorhang hinter sich zuzog und sich wieder zu Pia setzte. Sie lag immer noch ausgestreckt auf der Couch.
»Hast du Whisky oder Cognac im Haus?«
Pia rührte sich nicht.
»Im Kühlschrank. Bedien dich!«
Bereits in der Küche trank Willem ein halbes Wasserglas mit Whisky in einem Zug aus. Ein weiteres halbes Glas nahm er mit ins Wohnzimmer.
Sie mussten die Leiche noch die ganzen Treppen hinunterschaffen und ins Auto hieven. Aber erst später, in frühestens einer Stunde. Denn erst dann würde es draußen dunkel sein.
Willem trank das Glas aus, kniete sich vor die Couch und legte seinen Kopf in Pias Schoß. Sie begann ihn sanft zu streicheln. Es tat ihm gut, eine warme, durchblutete Hand in seinem Nacken zu spüren.
»Willem? Willem!«
Pia bewegte sich unter ihm, wollte aufstehen. Willem war sofort wach, sah aber kaum etwas. Im Zimmer war es stockfinster. Willem suchte nach Halt, wollte sich auf den Tisch stützen, stieß dabei an den Revolver, der laut auf den Boden krachte. Pia knipste eine Leselampe auf dem Regal an.
»Gut, dass das
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