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Sein Anteil

Sein Anteil

Titel: Sein Anteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Wuchold
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verdammte Ding nicht losgegangen ist«, sagte er und legte die Waffe an ihren alten Platz.
    Seine Knie waren weich vom Whisky und der gekrümmten Haltung, in der er die letzte Stunde verbracht hatte. Willem zog den Vorhang zum Schlafzimmer beiseite, schloss und verdunkelte das Fenster und machte Licht. Er betrachtete das Paket aus grauen Mülltüten, das unförmig auf dem Bett lag. Man hätte es für einen ungeschickt verpackten Teppich halten können, dachte er, oder für eine ungeschickt verpackte Leiche.
    Pia kam aus dem Bad und baute sich dort auf, wo sie Nikitas Beine vermutete. Sie sprachen nicht, nicht über das, was nun zu tun war. Willem zwängte seine Arme unter Nikitas Rücken. Sie sahen sich an, zählten in Gedanken bis drei und zogen das Paket zu sich hin. Bums! Es landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Die Mülltüten waren bereits verrutscht. Willem fixierte sie mit weiteren Streifen Isolierband.
    Er stellte sich nun breitbeinig über Nikitas Kopf, versuchte mit den Händen an Nikitas Nacken einen Halt zu finden. Zentimeter für Zentimeter beförderten sie das Paket aus dem Schlafzimmer, wobei sie es mehr schleiften als trugen. Im Wohnzimmer drehten sie umständlich die Leiche um, damit sie diese mit den Füßen zuerst aus der Tür hinaustragen konnten. Rums! Und wieder Rums! Das Paket polterte die beiden Stufen zur Küche hinunter. Und Rums! Nikitas Kopf schlug auf die untere Stufe. Willem streckte sich. Nikitas Gewicht lastete auf seinem Rücken. Die Mülltüten hatten sich längst verschoben, gaben Nikitas Bauch und Hüften frei.
    Pia machte die Wohnungstür sperrangelweit auf, ging ein paar Stufen hinab und zog mit aller Kraft an Nikitas Beinen, ohne weiter auf die Mülltüten zu achten. Willem schlang seine Arme um Nikitas Oberkörper, machte zwei Schritte, schaffte zwei, drei, vier Stufen, fiel hin. Das Paket klemmte sein rechtes Bein ein.
    Da hörten sie etwas. Zwei Etagen unter ihnen öffnete sich eine Tür. Jemand kam heraus.
    »Hallo? Hallihallo? Ist da wer?«
    Eine penetrant fröhliche Männerstimme stieg zu ihnen empor.
    Pia ließ erschrocken Nikitas Beine fallen. Willem brauchte jetzt noch mehr Kraft das Paket festzuhalten. Pia stürzte die Treppe hinunter.
    »Hallo, ich bin es nur. Miss Lopez.«
    Sie lief dem Mann entgegen.
    Willem beugte sich vorsichtig zum Geländer, blinzelte durch die Stäbe. Er sah einen Mann in dunkelgrauem Nadelstreifenanzug auf dem Treppenabsatz stehen. Sicherlich einer der Anwälte, vermutete Willem, der aus irgendeinem Grund am Sonntag arbeitete. Verdammt!
    »Guten Abend, Mister Rusk.«
    Pia stand jetzt vor ihm. Der Mann drehte sich zu ihr hin, so dass Willem ihn im Profil sah. Er hatte halblanges rotblondes Haar und dicke Koteletten und eine lange, spitze Nase. Willem wich zurück, um nicht entdeckt zu werden.
    »Ah, meine schöne Nachbarin. Was stellt sie denn da oben an? Bei dem Lärm kann der liebe Onkel Bob gar nicht fleißig sein.«
    Der Typ hörte sich widerwärtig freundlich an.
    »Mister Rusk…«
    »Ach, nein, liebe Freundin. Du sollst doch Bob zu mir sagen.«
    »Ja, Mister Rusk, ich meine Bob. Ich bin gerade dabei zu packen. Und mir ist ein Koffer aus der Hand gefallen. Bitte entschuldigen Sie den Lärm.«
    »Ach, verlässt uns unsere schöne Nachbarin? Das macht mich aber ganz traurig.«
    »Ich muss morgen nach Spanien. Meine Mutter wurde plötzlich krank.«
    Willem gefiel Pias Einfall. Nur sein rechtes Bein schmerzte unter der schweren Last, so dass er hätte schreien können. Außerdem hatte er kaum noch Kraft, das Paket zu halten.
    Der Mann biss in einen Apfel und schmatzte unangenehm, während er sprach.
    »Aber da kann ich doch meiner kleinen Nachbarin helfen. Du weißt doch, der liebe Onkel Bob ist immer für dich da.«
    »Nein, vielen Dank, sehr freundlich, Mister Rusk.«
    »Wie bitte?«
    »Bob, ja. Ein Freund kommt später vorbei, um mir zu helfen.«
    Warum sagte Pia nicht, dass er schon da war? Willem kämpfte mit dem Paket. Die Mülltüten glitten ihm Stück für Stück aus den Händen.
    »So! Meine kleine Spanierin hat einen Freund. Aber der Onkel Bob dachte immer, er sei dein Freund.«
    Jetzt rutschte das Paket. Willem kriegte Nikita gerade noch am Hals zu fassen. Nikitas Arme sprangen aus den Tüten.
    »Hört Onkel Bob da nicht ein Geräusch? Sind wir beide wirklich alleine?«
    Der Typ biss wieder in seinen Apfel. Willem hatte panische Angst, der Widerling könnte im nächsten Moment nach oben kommen. Was sollte er dann tun? Der

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