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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seiner Bank würde bestimmt nicht seinetwegen lügen -, und dann würden sie sich über diese große Abhebung, so kurz nach den Morden, wundern. Sie würden noch argwöhnischer werden, als sie schon waren. Sie würden ganz entschieden »daran interessiert« sein, wie sie es in ihren Pressemitteilungen formulierten, »sich mit ihm zu unterhalten«.
    Nun, ein Teil dieses Geldes hatte jetzt Tommy Halliday. Und sobald die Übergabe des Pulvers über die Bühne gegangen wäre, würde sich Reeve verabschieden müssen. Halliday würde ihm niemals erlauben, wieder mit in sein Haus zu kommen – nicht mit Drogen in der Tasche. Deswegen hatte Reeve seine Fragen schon im Voraus gestellt. Etwa, ob es Scopo, Benzo oder eine Mischung von beiden war.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, hatte Halliday geantwortet. »Heutzutage ist es schwierig, an Scopo ranzukommen, also würde ich annehmen, dass es pures Benzo ist.« Er dachte kurz nach. »Andererseits haben diese Kolumbianer gute Ware, also ist es vielleicht zehn, fünfzehn Prozent Scopo.«
    »Genug, um jemand in die Psychiatrie zu bringen?«
    »Nie im Leben.«
    Das Problem beim Scopolamin war, dass es ein einziges Gegenmittel dagegen gab, Physostigminsalicylat, und dass sie beide nicht wussten, ob normale Krankenhäuser das Präparat vorrätig haben würden – immer vorausgesetzt, sie wären überhaupt imstande, eine burundanga -Vergiftung zu diagnostizieren. Die Droge war außerhalb von Kolumbien wenig bekannt und wurde dementsprechend selten benutzt, und wenn, dann in der Regel nur von Kolumbianern. Kein Angehöriger der britischen Armee hätte zugegeben, sie jemals als Hilfsmittel bei Vernehmungen eingesetzt zu haben. Nein, niemand würde das jemals zugeben. Aber Reeve wusste von dieser Droge aus seiner Zeit beim SAS. Er hatte selbst miterlebt, wie sie einmal im Rahmen einer Undercover-Operation in Nordirland eingesetzt worden war, und hatte von mehreren ähnlichen Fällen während des Golfkriegs gehört.
    »Ist auch etwas Physostigmin mit dabei?«
    »Natürlich nicht.«
    Tommy Halliday fuhr hinaus in die Hügel. Nach einer knappen halben Stunde blinkte er und fuhr auf den halbvollen Parkplatz eines Hotels. Es war ein hübsches Haus, gut beleuchtet, einladend. Der Parkplatz allerdings war dunkel, und Halliday fuhr in die hinterste, finsterste Ecke. Reeve parkte neben ihm. Sie kurbelten die Fenster herunter, um reden zu können, ohne auszusteigen.
    »Warten wir noch ein paar Minuten«, sagte Halliday, »nur um auf Nummer sicher zu gehen.« Also saßen sie schweigend, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, da und warteten, ob ihnen jemand auf den Parkplatz folgen würde. Es kam niemand. Schließlich ließ Halliday den Motor wieder an und lehnte sich aus dem Fenster. »Geh in die Bar und warte dort eine Stunde. Lass deinen Kofferraum einen Spaltbreit auf, wenn du gehst. Hat die Klappe ein Schnappschloss?«
    »Ja.«
    »Da wirst du das Zeug finden. Okay?«
    »Eine Stunde?« Reeve sah nach der Uhrzeit.
    »Uhrenvergleich«, sagte Halliday grinsend. »Bis zum nächsten Mal, Reeve.«
    Er setzte zurück und fuhr gemächlich von dem Parkplatz.
    Reeve spielte halb mit dem Gedanken, ihm zu folgen. Er hätte gern gewusst, wo das Warenlager war. Aber Halliday war zu vorsichtig; er hätte ihn wahrscheinlich abgeschüttelt. Eine Stunde. Das Versteck war wahrscheinlich nur zehn Minuten vom Parkplatz entfernt. Halliday würde sich auf dem Weg dorthin Zeit lassen, und auch auf dem Weg zurück. Er war ein sehr vorsichtiger Mann; ein Mann, der viel zu verlieren hatte.
    Reeve schloss den Wagen ab, entriegelte den Kofferraum und betrat durch die Hintertür das Hotel, wo ihn Wärme, dicker roter Teppichboden und holzgetäfelte Wände empfingen. Geradeaus ging es zur Lobby, aber die Bar war zu seiner Rechten. Er hörte Gelächter. Es war zwar nicht viel los, aber die Stammgäste machten einen Lärm, wie ihn nur Stammgäste sich erlauben können. Reeve lächelte, nickte artig und bestellte ein halbes Theakston’s Best. Auf dem Tresen lag eine Abendzeitung. Er setzte sich damit und mit seinem Bier an einen Ecktisch.
    Er dachte an die lange Autofahrt, die ihm bevorstand, zurück nach Heathrow, und freute sich nicht sonderlich darauf. Es wäre schön gewesen, mal wieder eine Nacht durchzuschlafen, zwischen sauberen Laken in einem Hotelzimmer. Schön, aber gefährlich. Er schlug die Zeitung auf. Auf einer der inneren Seiten war eine Spalte »In aller Kürze«: sieben oder acht Meldungen von je einem

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