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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zwei Fingerbreit auseinander und spähte hinaus auf die unscheinbare kleinbürgerliche Straße. Den Saab hatte er vor einem anderen Haus geparkt; das war eine Grundregel, die man sich leicht merken konnte. Jetzt meldete sich jemand.
    »Hallo«, sagte er, als er Joans Stimme erkannte. Als sie die nächsten Worte sprach, war ihre Erleichterung deutlich herauszuhören.
    »Gordon, wo bist du?«
    »Bei einem Freund.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut, Joan. Wie geht’s Allan?« Reeve sah, wie Halliday vom Computertisch aufstand und an ein Bücherregal ging. Er suchte irgendetwas.
    »Du fehlst ihm. Er hat dich in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen.«
    »Sonst alles in Ordnung?«
    »Klar.«
    »Keine komischen Anrufe?«
    »Nein.« Es kam zögernd. »Du glaubst, dass sie uns hier finden könnten?«
    »Ich glaube nicht.« Aber wie schwierig konnte es schon sein, die Frau Gordon Reeves aufzuspüren, herauszufinden, dass sie einen Bruder und eine Schwester hatte, und deren beider Adressen zu ermitteln? Reeve wusste, dass seine Verfolger, sollten sie ein Druckmittel brauchen, vor nichts zurückschrecken würden – auch nicht der Entführung seiner Familie.
    »Bist du noch dran?«
    »Tut mir leid, Joan, was hast du grad gesagt?«
    »Ich hab gesagt: Wie lange noch?«
    »Ich weiß es nicht. Nicht lang, hoffe ich.«
    Das Gespräch lief nicht gut. Es lag nicht nur daran, dass Halliday im Raum war; es lag daran, dass Reeve Angst hatte, zu viel zu sagen. Für den Fall, dass Joan sich Sorgen machte. Für den Fall, dass jemand mithörte. Für den Fall, dass sie sie schnappten und wissen wollten, wie viel sie wusste …
    »Ich liebe dich«, sagte sie leise.
    »Dito«, brachte er noch heraus, bevor er auflegte. Halliday stand vor einem Bücherregal, einen großformatigen roten Band in der Hand. Es war ein Konversationslexikon. Reeve ging hinüber und sah, dass es beim Stichwort »Kunstgeschichte« aufgeschlagen war, Abschnitt »Abstrakter Expressionismus«. Reeve hoffte, Halliday nicht auf eine neue fixe Forschungsidee gebracht zu haben.
    Er berührte Hallidays Schulter. »Das Birdy«, sagte er.
    Halliday klappte das Buch zu. »Das Birdy«, pflichtete er ihm bei.
     
    »Birdy« war ihr Spitzname für burundanga , eine in der kolumbianischen Unterwelt beliebte Droge. Früher wurde sie aus Scopolamin hergestellt, einem Wirkstoff, das aus den Blüten des borrachero -Strauchs gewonnen wurde – Datura arborea oder schlicht Engelstrompete -, aber neuerdings wurde sie entweder mit Benzodiazepinen verschnitten oder bestand überhaupt nur aus Benzodiazepinen, da diese weniger gefährlich als Scopolamin waren und weniger – und auch weniger schädliche – Nebenwirkungen hatten.
    Halliday fuhr voraus, und Reeve folgte ihm. Tommy Halliday war ein sehr vorsichtiger Mensch. Er hatte Reeve das Geld abgenommen und es zu Hause gelassen. Reeve hatte in einer Londoner Zweigstelle seiner Bank einen größeren Betrag abgehoben. Der Angestellte hatte Reeves Filiale in Edinburgh anrufen müssen, und dann hatte Reeve den Hörer genommen und persönlich mit dem Filialleiter gesprochen. Sie kannten sich ganz gut. Der Filialleiter hatte an einem von Reeves harmloseren Wochenenden teilgenommen.
    »Ich werde Sie nicht fragen, wofür es ist«, sagte der Mann. »Nur so viel: Hauen Sie nicht alles in London auf den Kopf.«
    Darüber hatten sie beide herzlich gelacht. Es war ein großer Geldbetrag, aber schließlich hatte Reeve einen Haufen Geld auf seinem »Schläfer«-Konto; ein Konto, von dessen Existenz weder Joan noch sonst jemand etwas wusste, nicht einmal sein Steuerberater. Es war nicht so, dass das Geld auf dem Schläfer-Konto schmutzig gewesen wäre – lediglich, dass er es gern als Sicherheit hatte, so wie SAS-Männer oft Geld mitnahmen, wenn sie einen Einsatz hinter den feindlichen Linien hatten – normalerweise Gold-Sovereigns. Geld für Bestechungen, Geld für ausweglose Situationen. Und genau das war Reeves Schläfer-Fonds, und er schätzte, dass das genau die Art von Situation war, für die er gedacht war.
    Er hatte nicht erwartet, dass das Birdy so viel kosten würde. Es würde ein ziemliches Loch in sein Budget reißen. Was vom Geld übrig blieb, war für unvorhergesehene Notfälle.
    Die Sache würde außerdem der Polizei noch ein bisschen mehr zu denken geben, wenn sie ihn erst einmal mit der Schweinerei in Frankreich in Verbindung gebracht hätte. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Ermittler das Konto fanden – der Filialleiter

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