Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
Foto Allerdyce hin, der langsam nickte.
Marie Villambard hatte von Kosigin gesprochen, hatte erzählt, dass er die Ermittlung gegen Preece und die anderen in Auftrag gegeben hatte. Reeve hatte jemand Älteres erwartet.
»Was können Sie mir über Kosigin erzählen?«
»Es steht alles da in seiner Akte.«
Reeve las weiter.
»Sie haben ihn überwacht«, sagte er.
»Ja.«
»Warum?«
»Ich will ihn haben.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ich will ihn für meine... Sammlung.« Allerdyce ließ den Blick durch den Raum schweifen.
Reeve nickte. »Sie erpressen also die Leute? Ist das Ihr Hobby?«
»Ganz und gar nicht, ich sammle nur gern Leute, Menschen, die mir irgendwann einmal von Nutzen sein könnten.«
»Ich verstehe.« Reeve las weiter. Dann kam er zu den anderen Fotos. Das eine zeigte zwei Männer, im Hintergrund Bootsmasten. Ein Jachthafen offenbar. Einer der Männer war Kosigin.
Der andere war Jay.
»Bingo«, sagte Reeve. Er stand auf und ging mit dem Bild zum Sofa. »Kennen Sie diesen Mann?«
»Kosigin hat ihn für irgendeinen Job angeheuert. Ich glaube, er heißt Jay.«
»Richtig. Jay.«
»Viel mehr als das weiß ich auch nicht. Er soll früher mal beim SAS gewesen sein.« Allerdyce’ Augen schienen sich kurzzeitig zu fokussieren. »Sie waren ebenfalls beim SAS, Mr. Reeve.«
Reeve atmete ein. »Woher wissen Sie das?«
»Dulwater ist in Ihr Haus eingebrochen. Er hat Zeitschriften gefunden.«
» Mars and Minerva? «
»Ja, das war der Name.«
»Hat Ihr Mann Wanzen angebracht?«
»Nein, aber er hat welche gefunden.«
»Was glauben Sie, wer mich überwachen ließ?«
»Ich nehme an, Kosigin.«
Reeve ging wieder zum Schreibtisch und setzte sich. »Observiert Dulwater noch immer mein Haus?«
»Nein, er wusste, dass es unbewohnt war. Ihre Frau und Ihr Sohn sind woanders.«
Reeve atmete wieder scharf ein. »Wissen Sie, wo?«
Allerdyce schüttelte den Kopf. »Sie interessieren mich nicht weiter. Mir geht es bei all dem nur um Kosigin.«
»Na, dann stehen wir ja auf derselben Seite... jedenfalls, was das angeht.« Reeve warf einen Blick auf seine Uhr. »Wie steht’s mit Ihnen, Mr. Allerdyce?«
»Mit mir?«
»Haben Sie irgendwelche Geheimnisse? Irgendwelche Leichen im Keller?«
Allerdyce schüttelte den Kopf, langsam, aber entschieden.
»Wo ist Dulwater momentan?«
»Ganz genau weiß ich es nicht.«
»Nicht?«
»Nein. Er ist gerade aus Großbritannien zurückgekehrt. Er ist wahrscheinlich zu Hause und schläft.«
Reeve sah wieder auf die Uhr. »Mr. Allerdyce, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
»Gern.«
»Könnten Sie Ihr Kopiergerät einschalten und mir diese Akte kopieren?«
Allerdyce stand vom Sofa auf, ging zum Kopierer und schaltete ihn ein. »Er muss erst kurz warmlaufen.«
»Schon in Ordnung. Ich bin gleich wieder da.«
Reeve ging hinaus auf den Treppenabsatz und schaute hinunter. Mr. Blue Öyster Cult wand sich gerade wie ein Regenwurm durch die Eingangshalle. Als er sah, wie Reeve zu ihm hinunterschaute, hielt er inne. Reeve lächelte und stieg die Treppe hinunter. Der Mann bewegte sich jetzt wieder, hastiger, versuchte die Tür zu erreichen. Reeve ging ein, zwei Schritte weit neben ihm her, dann holte er mit einem Bein aus und trat ihm mit der bestrumpften Ferse gegen die Schläfe. Er schleifte die bewusstlose Gestalt ins Zimmer zurück, fixierte ihn mit weiterem Klebeband an dem am schwersten aussehenden Tisch und nahm den Dolch wieder an sich.
Er ging vor die Tür, schlüpfte in seine Stiefel und machte sich auf die Suche nach dem narkotisierten Hund. Er lag vor einem Gebüsch in der Nähe des Tors. Jeder Passant hätte ihn sehen können, aber es gab ja hier keine Passanten. Reeve schleifte ihn trotzdem in den Schatten und umwickelte ihm erst die Beine, dann die Schnauze mit Klebeband. Das Tier tat die ganze Zeit tiefe, fast schnarchende Atemzüge.
Der Wachmann im Pavillon hinter dem Haus schien eine ganze Weile mit seinen Fesseln gekämpft zu haben. Es war gutes Klebeband; die US-Post verwendete es für Pakete. Es war mit Nylonfäden verstärkt – man konnte es schneiden oder mit den Zähnen zerreißen, aber daran ziehen konnte man, bis man schwarz wurde. Dieser Umstand hatte den Wachmann nicht davon abgehalten, es zu versuchen.
Reeve kniete sich neben dem Mann hin und schlug ihn wieder bewusstlos.
Oben war der Alte fast fertig mit Kopieren. Reeve suchte sich einen leeren Aktendeckel und legte die noch warmen Kopien hinein.
»Mr. Allerdyce«, sagte er dann,
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