Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Weltkrieg an: Was anschließend geschah, war ein Abstieg in Misstrauen und Selbstsucht. Dass man verbündet war, bedeutete noch lange nicht, dass man sich nicht wie die Pest hasste.
    »Jay«, sagte Reeve leise, während er durch die schmierige Schaufensterscheibe, auf der in gedämpftem Rot die Worte »Donuts’n’ Best Coffee« prangten, ins Leere starrte.
    Dann probierte er es noch einmal bei McCluskey und wurde wieder zur selben Frau durchgestellt.
    »Ach ja, Mr. Reeve. Er sagte, Sie möchten mir bitte Ihre Telefonnummer geben, und er würde sich bei Ihnen melden.«
    »Nein«, sagte Reeve und unterbrach wieder die Verbindung. Er stand auf und merkte an seinen steifen Beinen, wie lang er bewegungslos gesessen hatte. Als er an der Registrierkasse vorbeiging, sah er, dass daneben ein großes Glas stand, halb voll mit Trinkgeldern, nie mehr als ein Quarter. Er nahm an, dass hier nur College-Kids arbeiteten, und steckte einen Dollarschein ins Glas.
    »Hey, schönen Abend noch!«, sagte die junge Frau. Sie suchte gerade eine neue Kassette für die Musikanlage heraus.
    »Gleichfalls.«
    Reeve überquerte mit anderen Passanten an der Ampel die Straße und betrachtete kurz sein Spiegelbild in der Windschutzscheibe eines haltenden Busses. Er sah nicht anders aus als alle anderen. Er hielt mit einer kleinen Frau auf klackenden hohen Absätzen Schritt, so dass es fast so aussah, als wären sie zusammen unterwegs, kannten sich aber nicht besonders gut. Als sie die Stufen vor der gläsernen Drehtür passierten, die in das CWC-Gebäude führten, war er nur einen halben Schritt hinter ihr. In die Glasscheibe über der Drehtür geritzt, prangte das CWC-Logo. Es sah aus wie das Gekritzel eines Kindes, der Versuch, die Buchstaben CWC mit einer einzigen durchgehenden Linie zu schreiben, so wie das CNN-Logo, nur stark verwackelt.
    Schließlich meinte die Frau, er versuche sie wortlos anzubaggern, und warf ihm einen giftigen Blick zu, und an der nächsten Kreuzung bog er nach rechts ab, während sie geradeaus weiterging. Erst einen halben Block weiter merkte er, dass jemand ihm mit einem halben Schritt Abstand folgte. Er sah sich nicht um; er hielt die Augen zu Boden gerichtet, und auf diese Weise konnte er die Füße des Mannes betrachten: blankpolierte braune Schuhe mit Ledersohlen, darüber anthrazitfarbene Hosenbeine. Reeve bog noch einmal nach rechts, in eine ruhigere Straße. Schuhe und Hosenbeine blieben auf gleicher Höhe.
    Er muss mich vor dem CWC-Gebäude abgepasst haben, dachte er. Es konnte nur Jay oder einer seiner Männer sein. Die Sache war nur die, dass der Mann ihm für eine bloße Beschattung viel zu dicht auf den Fersen saß. Er wollte ihm nicht lediglich folgen, er suchte den Kontakt. Reeve fing an, schnell und flach zu atmen, um sein Blut mit Sauerstoff anzureichern, entspannte dabei die Schultern und ballte gleichzeitig die Fäuste. Er ging mit flottem Schritt in der Hoffnung, als Erster zuschlagen zu können. Ein Paar kam ihm entgegen. Er starrte sie konzentriert an, als wollte er ihnen in die Seele schauen. Er suchte Komplizen. Das Paar sah aber lediglich einen wütenden Mann und machte einen Bogen um ihn.
    Der Zeitpunkt war so gut oder schlecht wie jeder andere. Reeve blieb abrupt stehen und wirbelte auf den Absätzen herum.
    Er hatte nicht gemerkt, dass der Mann im anthrazitfarbenen Anzug schon vor ein paar Metern seinen Schritt verlangsamt hatte und jetzt, offenbar ruhig, mit beschwichtigend ausgestreckten Händen, reglos dastand. Es war ein hochgewachsener Mann mit pomadisiertem schwarzem Haar, das sich an den Schläfen lichtete. Er hatte scharfgezeichnete Gesichtszüge und bleiche Wangen und die leicht verengten Augen eines Kontaktlinsenträgers.
    »Das ist exakt die Stelle«, sagte der Mann, »die ich für das Showdown, die Konfrontation, selbst ausgesucht hätte.«
    »Was?« Reeve sah sich rasch nach allen Seiten um, nach dem Lauf eines Scharfschützengewehrs, nach einem langsam fahrenden Auto mit getönten Scheiben, nach irgendeiner Bedrohung. Aber es war nichts da außer diesem großen, gut gekleideten Mann, der so aussah, als könnte er mit hoher Wortgewandtheit versuchen, einem zum Anzug auch noch die passende Weste zu verkaufen.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, bellte Reeve.
    »Ich wusste, dass Sie hierher zurückkommen würden. Deswegen habe ich den Direktflug genommen, hat mir Zeit gespart. Fragen Sie mich nicht, woher ich das wusste, ich war mir einfach sicher.«
    »Was sind Sie,

Weitere Kostenlose Bücher