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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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man versucht, mich ebenfalls umzubringen.«
    Dann begann er mit seiner Geschichte. »Was wissen Sie über BSE, Mr. Reeve?«
    »Nur das, was ich in Jims Notizen darüber gelesen habe.«
    Vincent nickte. »Jim setzte sich mit mir in Verbindung, weil er wusste, dass ich mich besorgt über OPs geäußert hatte.«
    »Organophosphathaltige Stoffe?«
    »Genau. Haben Sie schon mal von ME gehört?«
    »Das ist eine Krankheit.«
    »Es hat eine ziemliche Kontroverse darum gegeben. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass manche Ärzte öffentlich angezweifelt haben, dass sie überhaupt existiert, trotzdem tauchen weiterhin Menschen mit den entsprechenden Symptomen auf.« Er zuckte die Achseln. »Die Abkürzung steht für ›myalgische Enzephalomyelitis‹.«
    »Dann verstehe ich, warum man sich mit der Abkürzung begnügt. Das E in BSE steht für etwas Ähnliches, nicht?«
    »Enzephalopathie. ›Enzephalon‹ bedeutet einfach ›Gehirn‹, das kommt vom griechischen enkephalon , wörtlich ›im Kopf‹. Das habe ich vor ein paar Jahren gelernt.« Er starrte über die Felder hinweg in die Weite. »Ich habe in den letzten paar Jahren überhaupt eine ganze Menge dazugelernt.« Er sah zum Bauernhof zurück. »Das hier ist ein Bio-Hof. Wissen Sie, wodurch BSE erstmals aufgetreten sein soll?«
    »Ich habe in Jims Notizen was von Tierfutter gelesen.«
    Vincent nickte. »Das Landwirtschaftsministerium lockerte in den Achtzigerjahren einige Vorschriften, was der Tierkörperverwertungsindustrie auf einmal gestattete, ein paar … Abkürzungen zu nehmen. Fragen Sie mich nicht, warum das passiert ist oder wer dafür verantwortlich war, aber es ist passiert. Sie verzichteten auf zwei bis dahin vorgeschriebene Verarbeitungsprozesse und sparten dadurch Zeit und Geld. Das eine war die Fettextraktion mittels Tetrachlorethen, das andere die Dampfdruckbehandlung. Sehen Sie, die Tierkörperverwertungsindustrie verarbeitete Schlachtabfälle und verendete Schafe und Rinder zu Tiermehl, mit dem wiederum andere Rinder gefüttert wurden. Dadurch gelangten tierische Gewebereste in das Viehfutter.«
    »Okay.« Reeve knöpfte sich die Jacke zu, die von seinem Sprint durch den Londoner Regen noch immer feucht war. Der Abend wurde kühl.
    »Da diese zwei Prozesse ausgespart worden waren, gelangten pathogene Prionen in das Tiermehl. Prion-Protein wird kurz als PrP bezeichnet.«
    »Ich glaube, ich bin in Jims Notizen auf diese Abkürzung gestoßen.«
    »Die pathogene Form dieses Proteins verursacht bei Schafen die sogenannte Traberkrankheit oder Scrapie.« Vincent hob einen Finger. »Wohlgemerkt, was ich Ihnen jetzt erzähle, ist die allgemein akzeptierte Erklärung. Das Tiermehl war also verseucht, und die Rinder wurden durch die an sie verfütterte Mischung mit der bovinen Form der Schaf-Scrapie infiziert, nämlich BSE.« Er schwieg kurz, lächelte dann. »Sie fragen sich, was das alles mit spanischem Speiseöl zu tun hat.«
    Reeve nickte.
    Vincent setzte sich in Bewegung und ging die Mauer hinter dem Melkschuppen entlang. »Nun, die Spanier machten kontaminiertes Speiseöl für die Erkrankungen verantwortlich und ließen es dabei bewenden. Nur hatten manche der Opfer dieses Öl nie angerührt.«
    »Und manche der Rinder, die das infizierte Futter nicht gefressen hatten, erkrankten trotzdem an BSE?«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht, die Sache ist vielmehr die: Bei manchen Bauernhöfen – durchweg Bio-Bauernhöfen -, die das sogenannte infizierte Futter verwendet hatten, trat die Krankheit überhaupt nicht auf.«
    »Moment mal …«
    »Ich weiß, was Sie denken. Aber Bio-Bauernhöfe dürfen bis zu zwanzig Prozent konventionelle Futtermittel verwenden.«
    »Sie wollen also damit sagen, dass BSE nichts mit infiziertem oder sonstigem Tiermehl zu tun hatte?«
    Vincent lächelte freudlos. »Warum das Präteritum? BSE gehört keineswegs der Vergangenheit an. Das ›infizierte‹ Tiermehl wurde am 18. Juli 1988 verboten.« Er zeigte in die Ferne. »Ich kann Ihnen weniger als sechs Monate alte Kälber zeigen, die BSE haben. Die Tierärzte des Landwirtschaftsministeriums bezeichnen sie als ›BAB-Tiere‹: Born after the ban , ›nach dem Verbot geboren‹. Es sind schon mehr als zehntausend davon gemeldet worden. Bis zum heutigen Tag sind in Großbritannien fast hundertfünfzigtausend Rinder an BSE gestorben.«
    Sie hatten wieder den Hof erreicht. Vincent schloss den Subaru auf. »Steigen Sie ein«, sagte er. Reeve stieg ein. Vincent redete

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