Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
hat sich Häuser angesehen. Hat Sie das Gespräch mit Lauren vorangebracht?«
»Ich glaube, beste Freundinnen werden wir nicht«, antwortete Costello. »Aber ich habe herausgefunden, dass Dec Slater und Jinky Jones immer noch bei O’Neill sind, und ich glaube, sie werden überwacht. Colin, ich weiß, es ist schwer für Sie, doch Sie müssen das mit ein bisschen Abstand betrachten. Die Kinder, die in Amerika verschwunden sind: Diese Fälle sind im Laufe mehrerer Jahre in verschiedenen Staaten passiert. Und bei uns verschwinden drei Jungen, die so nah beieinander wohnen, dass sie in die gleiche Schule gehen könnten. Es ist eine komplett andere Konstellation. Jeder Pädophile mit so wenig Verstand wäre längst auf unserem Radar aufgetaucht. Ist aber niemand. Diesmal nicht.«
»Wollen Sie mich damit trösten?«
»Ich sage Ihnen das, weil es meine Überzeugung ist. Jinky und Dec waren auf dem Band, weil sie im Hilton wohnen. Sie haben sich nur die deutsche Kapelle angehört.« Costello setzte sich zurecht. »Darüber hinaus wissen wir nichts.«
Anderson schüttelte den Kopf. »In dieser Hinsicht kann ich also nichts unternehmen.«
»Genau«, stimmte Costello zu.
»Und sonst? Diese Frau …«
»Die kleine Miss Cotter mit ihren Empire-Biskuits und den kleinen Papierschirmchen?«
»Oder Mrs. Cotter, die sie tatsächlich ist.«
»Woher wissen Sie das?«
Colin blickte auf die Uhr, und sein Gesicht fiel in sich zusammen, als ihm bewusst wurde, wie gnadenlos die Zeit verstrich. »Standesamt. Wir haben sie uns angeschaut. Mrs. Amelia Cotter. Ihr Ehemann ist nach Australien ausgewandert und hat die Kinder mitgenommen. 1954, glaube ich. Sie ist nicht mitgegangen, jedenfalls konnten wir keine Aufzeichnungen diesbezüglich finden.«
»Sie meinen, sie wurde sitzen gelassen? Vor so vielen Jahren, und sie hat keine Anstrengungen unternommen, sie zurückzuholen?«
»Offensichtlich nicht, aus welchem Grund auch immer.«
»Durch den Verlust der Familie kann eine Frau sicherlich überschnappen. Aber warum unsere Kinder, warum so rasch hintereinander, warum jetzt? Das ist fünfzig Jahre her.«
»Die Sache ist doch, ich verstehe nicht, wie sich Peter von einer alten kleinen Frau mit einem Empire-Biskuit locken lassen würde.«
»Warum nicht? Wäre uns doch auch beinahe passiert«, meinte Costello. »Und wenn sie gesagt hat: Ich kenne deinen Vater, er ist dieser nette Polizist …« Ihre Stimme klang grausam und spöttisch.
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
»Batten war auch der Meinung, es könne sich um eine Frau handeln – also, das ergibt Sinn, eine kinderlose Frau oder eine Frau, die ein Kind verloren oder die ein Ereignis hinter sich hat, das ihr Leben völlig über den Haufen geworfen hat. Sie wissen, so etwas kann die normalste Frau umhauen. Es muss jemand sein, den Peter kannte, jemand, dem Peter vertrauen würde …«
Colin setzte sich auf. »An wen denken Sie?«
»Na ja …« Plötzlich konnte Costello die Worte nicht mehr herausbringen. »Wie wäre es mit Helena? Auf sie trifft alles zu. Beim Basar hat sie Peter so angeschaut, und sie hat …«
»Wie bitte? Helena McAlpine? Costello, worauf wollen Sie hinaus?«
»Sie ist kinderlos, Colin; sie muss mit Alans Tod fertig werden und vielleicht sogar mit ihrem eigenen, sie …«
Weiter kam Costello nicht. Anderson sprang so unvermittelt auf, dass er ihr gegen die Schulter stieß, und ihr Kopf krachte an die Wand, während er aus dem Umkleideraum stürmte und die Tür hinter sich zuknallte. Costello sank auf dem Boden zusammen, ließ den Kopf auf die Brust sinken und wartete, bis ihr nicht mehr schwarz vor Augen war.
Dann ging die Tür erneut auf, und Anderson kam wieder herein, rückwärts. Hinter ihm folgte Quinn, und die beiden starrten sich wortlos an. Quinn warf einen Blick auf Costello, sah Anderson erneut an und fragte: »Alles in Ordnung, Costello?«
»Ich habe mir nur den Kopf gestoßen, Ma’am.«
»Ach ja? Gut, Sie fahren nach Hause und ruhen sich aus. Sie sehen entsetzlich aus. Doch zunächst einmal setzen Sie zwei sich hin.« Sie schloss die Tür hinter sich, und ihre Turnschuhe quietschten auf dem Linoleum. »Wir müssen reden und zwar hier unten. Oben ist die Hölle los«, meinte Quinn und deutete mit dem Kopf an die Decke. »Im Presseraum drängen sich die Journalisten und Kameraleute.«
»Was hat Lewis vor?«, erkundigte sich Costello und beachtete Anderson nicht.
Quinn setzte sich auf die Bank und blickte Costello seltsam an. »Wieso
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