Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
gehe mal eine Weile nach Hause. Ich habe solche Kopfschmerzen und muss mich ein bisschen ausruhen.«
»Tut mir leid.« Colin wirkte schuldbewusst. »Ist es …«
»Keine Sorge, ich schlafe zwei Stunden, dusche und trinke einen anständigen Tee, dann bin ich wieder hier. Mit ein bisschen Glück wird es eine lange Nacht.«
Jedes Mal, wenn ein uniformierter Kollege hereinkam und zur Tafel ging, sah Colin Anderson voller Hoffnung hinüber. Doch die Hoffnung wurde enttäuscht, wenn der Mann wieder hinausging, ohne eine weitere Meldung hinzuzufügen. Bei diesem Fall, so hatte es den Anschein, ließen sich keinerlei handfeste Informationen ermitteln.
Ein Foto von Miss/Mrs. Cotter war blau eingekreist und ein Foto von Stella McCorkindale rot. Pfeile, die man zu gebogenen Linien gezwängt hatte, führten in alle Richtungen, um mögliche Verbindungen darzustellen. Gelegentlich stand Anderson auf, machte ein Zeichen, strich es wieder durch und versuchte es von vorn. Mrs. Cotter hatte die Gelegenheit gehabt, alle drei Jungen kennenzulernen, und sie war auf dem Basar gesehen worden, doch ließ sich keinerlei Kommunikation mit Peter aufspüren. Es sei denn, Mrs. Cotter hätte mit Peter gesprochen, während er bei Helena war. Aber Helena war im Krankenhaus und unerreichbar. Mrs. Cotter passte zwar überwiegend ins Profil, doch neben ihrem Namen standen die Buchstaben VZA – viel zu alt. Sie hatte Atemprobleme und konnte nicht schnell genug gehen. Und war sie kräftig genug, um einen Siebenjährigen festzuhalten, der sich wehrte?
Stella McCorkindale hatte Troy vielleicht die Straße entlanghumpeln gesehen, sie hatte sich die Zeit genommen, persönlich zu erscheinen, und sie war am Rande der Ermittlungen über die Giftmischerkreditkarte aufgetaucht. Sie schien überall am Rande zu stehen. Von ihrem Namen führte ein Pfeil nach oben zu der freistehenden Tafel, auf die der Name Munro geschrieben war.
Auf Lewis’ Schreibtisch klingelte das Telefon. Wyngate hastete quer durch den Raum und erreichte es kurz vor Mulholland.
»Kate Lewis?«, grunzte eine arrogante Stimme. Kein Bitte, kein Danke.
»Wer ist denn da?«, fragte Wyngate.
»Was geht Sie das an?«
»Wohl falsch verbunden.« Wyngate knallte den Hörer auf die Gabel. »Ihr Freund ist ja ein echtes Arschloch.«
»Und Sie sind Costellos Schoßhündchen, wie, Windrad?«, erwiderte Mulholland.
»Ich weiß ja nicht, was Sie für Probleme mit Ihrer neuen Freundin haben«, sagte Wyngate und richtete sich zu seinen vollen ein Meter achtundsechzig auf, »aber lassen Sie das nicht an mir aus, ja? Sie waren viel netter, als Sie noch solo waren. Ich gehe zu Quinn.« Er nickte Anderson zu. »Von uns macht keiner Feierabend, ehe wir ihn wiederhaben, Col.«
Anderson nickte. »Ich weiß.«
Mulholland schäumte; Wyngates Bemerkung über Frances hatte ihn tief getroffen. Inzwischen begann er sogar zu glauben, Lewis könne recht haben und Costello falschliegen. Schließlich war Lewis diejenige mit der heißen Beziehung, während Costello eine mürrische alte Kuh war, die dem Anschein nach bisher nie einen abbekommen hatte.
Trotzdem stimmte es, was Wyngate sagte: Peter hatte Vorrang, Frances konnte erst einmal warten.
Anderson seufzte, setzte sich in Quinns Büro und lehnte jeden weiteren Becher Kaffee ab. Er schaute nicht auf die Uhr. Über vierundzwanzig Stunden jetzt. »Ist es möglich, dass irgendwer es einfach nur auf die ausgesetzte Belohnung abgesehen hat? Und deshalb Peter entführt hat?« Er versuchte, sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. »Nein, es wurde doch bisher gar nicht öffentlich bekannt gegeben, dass Rogan O’Neill die Belohnung verdoppelt hat, oder?«
Littlewood leckte sich über die Lippen und antwortete langsam. »Ich glaube nicht. Gab es da nicht irgendeine Formulierung, die wir nicht veröffentlicht haben wollten, damit nicht alle Verrückten angerannt kommen?«
»Damit hilft uns das bei der Suche nach Peter nicht weiter, ja?«, sagte Quinn.
»Gehen wir die Sache doch andersherum an. Wer war eingeweiht, dass Rogan die Belohnung verdoppeln will?«, fragte Anderson. »Können Sie mir einen Gefallen tun? Können Sie Lewis auftreiben und sie fragen, wem sie es verraten haben könnte – sie hat schließlich das loseste Mundwerk. Ich kenne sie nicht und vertraue ihr nicht.«
»Ich kenne sie und vertraue ihr, DI Anderson«, sagte Quinn. »Ich weiß, sie kokettiert ständig herum, dessen ungeachtet ist sie jedoch eine gute Polizistin. Genauso, wie
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