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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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probieren, also hatte Quinn das Risiko auf sich genommen und die Alufolie mit ihrer Augenbrauenpinzette untersucht. Wie Costello es beschrieben hatte, sah sie tatsächlich so aus, als hätte jemand sie vorsichtig zur Seite gezogen und anschließend wieder festgeklebt. Und laut Munro hatte man ihm die Tabletten in die Tasche geschmuggelt.
    Das war alles.
    Sie ließ den Kopf in die Hände sinken und massierte sich die Schläfen, um einen Geistesblitz zu erzwingen. Dann hörte sie einen Schlag und einen Schrei, und die Trennwand bebte. Quinn stand sofort und drückte die Hände gegen das Glas.
    In der Wand war ein Loch, und über den Boden waren Fotos verstreut. Burns schnappte sich gerade seinen Mantel, Littlewood rannte zum Fenster und blickte hinaus auf die Straße. Die einzige Person, die sie nicht sah, war Anderson. Sein Jackett und sein Mantel hingen über der Lehne seines Stuhls.
    Burns sah zu ihr herüber; sie deutete mit den Augen hinaus in den Schnee. Los, hinterher.
    Anderson hielt es keine Minute länger in der Wache aus. Er saß nur herum und konnte nichts tun, und vor allem musste er ihnen beim Nichtstun zuschauen. Eine Spur nach der anderen führte in die Sackgasse, und jedes Mal empfand er das als einen Schlag ins Gesicht.
    An einem Laternenpfahl hatte irgendwer eine Anzeige für einen verkaufsoffenen zweiten Weihnachtstag über ein Flugblatt geklebt, auf dem Luca und Troy gesucht wurden – Arschlöcher! Von Peter gab es keine Suchzettel.
    Anderson war sauer. Jetzt hatte er beschlossen, richtig wütend zu werden. Plötzlich hatte er geweint, vor Wut und völliger Verzweiflung waren ihm die Tränen über das Gesicht gelaufen. Peter – wo bist du?
    Er schlang die Arme um sich, zitterte, ohne Mantel, und kämpfte mit den Tränen. Als er die Wagentür zuschlug, flog die Klappe vom Handschuhfach auf, und Peters Blatt mit dem Text von »Puff the Magic Dragon« fiel heraus und außerdem ein Seitenteil der Monkey-Meal-Schachtel mit einem entleibten Drachenkopf, der um die Ecke schaut. Peter hatte ihn mit Helenas Hilfe gemalt. Helena?
    Er spielte mit dem Karton in seiner Hand herum, dachte nach und betrachtete die krummen Linien, wo sein Sohn sich bemüht hatte, gerade zu malen. Ein langer, langer Schwanz, hörte er Helena sagen. Ein langer, langer, langer Schwanz, antwortete Peters Stimme.
    Zwei Polizisten kamen aus dem Hintereingang der Wache, unterhielten sich laut und lachten gut gelaunt. Sie gingen an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken, und zogen in aller Seelenruhe weiter, bis sie in der dunklen Gasse hinter einer Schneewolke verschwanden, die plötzlich vom zunehmenden Wind aufgewirbelt wurde.
    Colin Anderson wusste nicht, wo er hingehen sollte. Am Ende der Gasse sah er Burns, der nach ihm suchte. Dessen dumme Plattitüden konnte er jetzt auch nicht gebrauchen. Er trat aufs Gaspedal des alten Astra, die Hinterräder verloren den Halt auf dem schneebedeckten Pflaster, und er rutschte auf die Hyndland Road. Nicht einmal an der Ampel, wo er auf die Great Western Road abbog, machte er sich die Mühe zu halten. Dann fuhr er die Kirklee Terrace hoch. Seine Stimmung wurde noch mieser, als er sich Helenas Haus anschaute, das durch den fallenden Schnee unglaublich dunkel wirkte. Dieses Haus hatte er immer als sichere Zuflucht mit knisterndem Kaminfeuer und gutem Kaffee betrachtet. Jetzt sah es kalt aus, tot, sogar bedrohlich. Es war das einzige in der ganzen Reihe, in dem kein Licht brannte. Natürlich, Helena lag schließlich im Krankenhaus. Und Alan lag in kalte Erde gebettet. Ihr Mülleimer, auf dem fast fünf Zentimeter Schnee lagen, stand auf dem Bürgersteig; das würde ihr nicht gefallen. Als er aus dem Wagen stieg, packte der Wind den Deckel und hob ihn sacht an. Anderson öffnete ihn, um den Inhalt nach unten zu drücken. Die nächste Müllabfuhr war erst nach den Feiertagen fällig, und wenn er die Tonne nicht ordentlich zumachte, würden die Füchse hineinklettern. Er betrachtete den Inhalt. Ganz obenauf, bedeckt mit Kaffeesatz, lag der zerknitterte Karton von Peters Squidgy mit dem Irokesenhaar, den er auf dem Weihnachtsbasar für Helena gemalt hatte, zusammen mit einem schiefen H für Helena.
    Er zog die Hand zurück, als hätte er sich gestochen. Rasch stieg er wieder in den Wagen, legte den Gang ein und gab Gas. Der Astra schoss durch die Haarnadelkurve und über die Ampel auf den Queen Margaret Drive und dann weiter zur Maryhill Road, wo der Wagen zu schleudern begann und mit einem Krachen an den

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