Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
können.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Na, wenn er in Gesprengte Ketten über den Zaun steigt. An jedem Weihnachten, ganz bestimmt …«
»Eve, komm doch einfach in die Küche, und heute machen wir es einmal so, wie ich es mir wünsche. Wir essen jetzt Mittag, und morgen feiern wir Weihnachten, wie du es willst.«
Eve rollte in die Küche und hob die Hände. »Hurra, und los geht’s. Du bist so gut zu mir; das bin ich gar nicht von dir gewöhnt.«
»Weihnachten ist das Fest der Liebe und so, und dies ist vielleicht unser letztes gemeinsames Weihnachten.«
»Glaubst du wirklich, du ziehst nächstes Jahr mit Douglas zusammen? Du machst Scherze!«
Lynne ging gar nicht auf sie ein. Sie hatte den kompletten Morgen in der Küche verbracht und war Eve aus dem Weg gegangen. Draußen rauschte der Regen auf den winterlich öden Garten, und es begann bereits zu dämmern. Sie zündete Kerzen an und stellte sie auf den Küchentisch zwischen Knallbonbons, Wein und Partyhüte. Lynne hatte das irische Leinentischtuch, das in den Ecken mit Disteln und Feldklee, Stechpalme und Misteln bestickt war, gewaschen und gebügelt. Ihre Großmutter hatte jedes Jahr in den Schulferien ein Motiv hinzugefügt, während Lynne auf ihrem Knie saß und ihr bei jedem Stich zusah.
»Ich habe dir die Knoblauchchampignons frittiert, die du so gern magst.«
»Mann, echt lieb von dir. Was hast du eigentlich vor?« Trotzdem war Eve begeistert. Ihre Miene hellte sich auf, und sie schnappte sich sofort ein Knallbonbon.
»Es ist Weihnachten, und es gibt ein ganz wunderbares Essen …«
Eve riss den Faden des Knallbonbons auf und hielt es in den Fingern. »Warum bist du so nett zu mir? Das sieht dir gar nicht ähnlich!«
»Einen Neubeginn zum Neujahr. Also, ich weiß, dass du weißt, wer Douglas ist …«
Eve verdrehte die Augen gen Himmel. »Ja, er ist Douglas. Hat er sich denn schon einmal verstellt?«
»Du weißt genau, was ich meine. Okay, er hat den Kerl verteidigt, der dich angefahren hat. Aber du kannst doch nicht ihn dafür bestrafen, dass jemand anderes schlecht gefahren ist und er seine Arbeit getan hat. Und du verdirbst noch das einzig Positive, was sich daraus ergeben hat: Ich habe schließlich Douglas dadurch kennengelernt. Das war wirklich das einzige Gute daran. Ich habe gleich gesehen, er ist ein netter Mensch, und …«
»Ach, halt doch den Mund. Du hattest keine Ahnung, ob er ein netter Mensch ist, aber du wusstest, er ist stinkreich; diese beiden Dinge bringst du immer schnell durcheinander.«
»Pass mal auf, Eve, warum kannst du nicht versuchen, das alles zu vergessen und Douglas und mich in Ruhe lassen? Wenn wir doch Bescheid wissen, ist es sinnlos zu denken, du würdest etwas wissen, was wir nicht wissen. Können wir nicht einfach den alten Kram auf sich beruhen lassen und noch einmal neu anfangen?« Lynne stellte ein Schüsselchen mit aufgewärmten Knoblauchpilzen auf den Tisch und ein Schälchen mit Mayonnaise vor ihre Schwester.
Eve spießte einen Pilz mit der Gabel auf. »Das interessiert mich schon längst nicht mehr. Und zwar nicht mehr, seit ich herausgefunden habe, dass ich der geringste Grund bin, weshalb er Angst haben muss«, sagte sie mit vollem Mund.
Lynne hörte jedoch nicht zu, sie steckte sich die Finger in die Ohren und summte unmelodisch vor sich hin. La, la, la, la …
Eve hob die Stimme und schrie fast: »Ich habe den Schätzwert gesehen – Ach, Liebes, sieh dir nur an, wie viel es wert ist; komm, verkauf es mir, und ich setze das Kapital für dich frei. Selbst wenn es dir gehören würde, was es nicht tut, würde er dir nur zwanzig Prozent vom Erlös zahlen und die restlichen achtzig selbst einstecken. Oh, und dann sagt er, was für eine Überraschung, dieser wechselhafte Immobilienmarkt. Du glaubst tatsächlich, es geht ihm um dich. Ganz bestimmt nicht, es geht ihm nur ums Haus. Du hast dich nicht getraut, ihm zu sagen, dass es dir gar nicht gehört, oder? Und wenn du glaubst, du könntest mich überreden, es ihm zu überlassen, hast du dich geschnitten. Dieses Haus gehört mir, nicht dir. Möglicherweise hinterlasse ich es dir in meinem Testament, wenn du sehr viel Glück hast.«
»Ich will das alles nicht hören, Eve. Vielleicht stimmt es. Vielleicht auch nicht. Aber der Grund, weshalb Douglas und ich nicht richtig zusammen sind, ist allein seine Frau.«
Eve dachte eine Minute nach, ehe sie antwortete. »Ich überlasse dich nicht den üblen Machenschaften dieses Kerls. Weder in
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