Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
gehen.«
Anderson blickte Costello an und suchte nach einer Möglichkeit, Nein zu sagen.
»Ich glaube, der DCI wird das nicht gefallen«, sagte Costello.
Lewis wandte den Blick nicht von Anderson ab. »Eigentlich war es sogar Rebeccas Vorschlag. Wir setzen ihm die Kapuze der Jacke auf, dann sieht niemand sein Gesicht.«
»Ich muss Brenda fragen.«
»Die können Sie bestimmt überreden«, säuselte Lewis. »Erzählen Sie ihr, wie wichtig die Sache ist und dass es um diese armen zwei Jungen da draußen geht … wissen Sie, es soll schneien.«
»Passen Sie nur auf, dass er anonym bleibt«, knurrte Anderson und nahm den Hörer ab, um zu Hause anzurufen.
Lewis strahlte ihn an. »Sie sind der Größte.« Costello und Anderson sahen ihr hinterher, wie sie hüftschwingend davonging.
»Solche Frauen erinnern mich daran, wie lange es her ist. Heutzutage würde ich eine Karte brauchen«, sagte Anderson, den Hörer am Ohr. Costello trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Anderson legte auf und versuchte es mit dem Handy seiner Frau.
»Geht sie nicht dran?«
Anderson hinterließ verdutzt eine kurze Nachricht und bat Brenda zurückzurufen. »Wo steckt sie denn? Hoffentlich ist nichts mit Claire passiert.«
»Dann hätte sie bestimmt angerufen. Soll ich unten am Empfang für Sie nachfragen? Ob es Nachrichten für Sie gibt? Meine Nachricht an Quinn den Eskimo haben die auch nicht weitergeleitet.«
Anderson schüttelte den Kopf. »Sie hätte mir auf die Mailbox gesprochen. Tja, vermutlich müssen Sie jetzt tatsächlich Peter nehmen. Es ist wohl zu spät, um ein anderes Kind zu finden …«
»… das den beiden vermissten so ähnlich sieht«, beendete Costello den Satz für ihn. »Na, wie sehr hat sich unsere reizende Miss Lewis wohl bemüht, einen Doppelgänger zu finden? Überhaupt nicht, würde ich wetten. Wie geht es Claire heute?«
Anderson rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. »Ganz gut. So viel Angst habe ich aber selten in meinem Leben gehabt. Na ja, eine Spritze im Krankenhaus, und damit war die Sache erledigt.« Er seufzte ausgiebig. »Heute Morgen ist sie aufgestanden und wollte Frühstück, also kann es ihr nicht so schlecht gehen.«
»Ich war überrascht, dass ich Sie heute Morgen hier gesehen habe«, meinte Costello.
»Es gab keinen Grund, zu Hause zu bleiben«, erwiderte Anderson.
Und genug Gründe zu fliehen, dachte Costello. »Jedenfalls habe ich gerade mit O’Hare gesprochen«, sagte sie. »John Campbell wurde positiv auf Natriumzyanid getestet.«
Anderson sah sie plötzlich munter an. »Woher stammt das? Von verbrannten Deckenplatten? Dem Sofa? So etwas in der Richtung?«
Costello schüttelte den Kopf. »Nein, er hat es geschluckt, nicht eingeatmet. Seine Atemwege sind in Ordnung, kein Ruß – er war schon tot, bevor er auf dem Boden ankam. Weil er nichts gegessen und Magenschleimhautentzündung hatte, ist es in seinen Magen eingedrungen wie ein Stein, der durch eine nasse Papiertüte fällt. Er hatte nicht den Hauch einer Chance.«
»Wieso habe ich das Gefühl, Sie hecken etwas aus?« Anderson verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch und ließ den Kopf darauf sinken.
Costello zog den Stuhl näher heran, öffnete die Akte und holte ein Vergrößerungsglas aus ihrer Tasche. »Also, man kann Zyanid nicht essen, ohne es zu schmecken. O’Hare hat mir das erklärt. Wie konnte es demnach in seinen Magen gelangen?«
»Keine Ahnung.«
»Das war eine rhetorische Frage. Also …« Sie schob die Fotos aus John Campbells Wohnung unter Andersons Arm, zwang ihn dadurch, sie sich anzuschauen, und tippte auf den verbrannten Küchentresen. »Was sehen Sie da?« Jetzt reichte sie ihm die Lupe. »Genau dort, neben der Dose?«
Anderson seufzte, beugte sich vor, schloss ein Auge und sah es sich an. »Scheint eine Tablettenpackung zu sein.«
»Haben Sie sich die Packung angeschaut? Was war es?«
»Tut mir leid«, meinte Anderson ironisch. »Ich habe mich darauf konzentriert, nicht auf die Leiche zu treten, während ich beinahe erstickte. Aber ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, die Bugatti-Keksdose sehe aus, als wären die Flammen nur einfach darüber weggegangen. Und die Tabletten lagen gleich daneben.«
»Aber John Campbell bewahrte seine Tabletten in einem Wochendispenser auf – in einer dieser Dosierboxen.« Costello tippte mit dem Bleistift auf das Foto. »Ich würde sagen, dies hier ist die Box. Was befand sich also in dem Streifen? Karen hat gesagt, er habe Kopfschmerzen gehabt
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