Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
in den Mund, und dann …« – Littlewood ließ die Zähne zusammenschnappen – »gute Nacht, mein Lieber …«
»Oder besser: Gute Nacht, Deutschland«, sagte Wyngate und lächelte. »Warum wollten Sie das mit dem Zyanid wissen?«
»Das war nur so ein Gedanke«, erwiderte Costello ablehnend.
Littlewood fragte: »Haben Sie eine Ahnung, wann Lewis mit ihrer kleinen Vorstellung beginnen will?«
»Um vier, glaube ich«, antwortete Costello. »Warum wissen Sie das nicht?«
»Sie lässt sich nicht in die Karten schauen, die sie dicht an ihrer liebreizenden und üppigen Brust hält. Keine gute Idee.« Littlewood rollte mit den Schultern und drehte sich um. Er stand mit verschränkten Armen am offenen Fenster, am dicken Hals hatte er einen starken Ausschlag, und nachdenklich starrte er hinaus auf die Straße. DS Littlewood hatte mehr Jahre in diesem beschissenen Dezernat verbracht als Quinn insgesamt bei der Truppe, und für Lewis’ Plan hatte er eindeutig nicht viel übrig.
Costello wollte sich gar nicht ausmalen, was das bedeuten mochte.
»Wie geht es ihr?«
Thomas McGuire drehte sich nicht um; er sah die Gestalt, die vor ihm im Bett lag, nicht an. Er starrte ins Leere und hielt eine Tasse Tee in der Hand, hatte ihn aber längst vergessen. »So gut, wie man es erwarten darf«, antwortete er. »Sie sind hier ganz zufrieden mit ihr. Wer möchte das wissen?«
McGuire war ein kleiner, leger gekleideter Mann mit feinem, spitzem und dennoch anziehendem Gesicht. Sein graues Haar hatte er zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er entsprach nicht im Mindesten dem Bild, das sich Costello von ihm gemacht hatte.
Sie hielt ihm ihren Dienstausweis hin. »DS Costello. Ich habe gestern noch mit Sarah über ihren Vater gesprochen.«
Er nickte. »Karen hat es mir erzählt. Ja, der alte John, entsetzlich, was für eine Tragödie.« Er sagte es auf eine Weise, die ahnen ließ, dass er das Koma seiner Frau weniger als Tragödie betrachtete.
»Tut mir leid, dass ich Karen nicht zurückgerufen habe, als ihre Mutter zusammengebrochen ist, aber ich war nicht auf der Wache. Und mir wurde ihre Nachricht leider nicht weitergeleitet.«
»Welchen Unterschied hätte das schon gemacht? Ihre Mutter würde trotzdem hier liegen.«
Costello schüttelte den Kopf. »Aber ich habe ihr meine Karte für den Fall gegeben, dass sie Hilfe braucht. Dann hat sie angerufen, und ich habe mich nicht zurückgemeldet. Ich habe ein schlechtes Gewissen«, log sie. »Haben die Ihnen schon etwas gesagt?«
Er lachte leise. »Sagen die einem je etwas? Was wollen Sie, DS Costello? Was ist hier eigentlich los?«
»Wir gehen nur unseren Ermittlungen nach.«
»Ich weiß, sie wurde auf Zyanid getestet. Das hat man für gewöhnlich nicht einfach so herumliegen, oder?« Er trank den Rest seines Tees und stellte die leere Tasse mit der Untertasse auf Sarahs Nachttisch.
»Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Ich hoffe, ich störe nicht?«
»Schießen Sie los.«
»Wo ist Karen? Sie sollte besser nichts davon mitbekommen.«
»Draußen – sie schreibt SMS an ihre Freundinnen.« Er klang wenig beeindruckt. »Also, worauf sind Sie gestoßen? Sarah und der alte John, das kann kein Zufall sein.«
Costello stimmte zu und nahm sich vor nachzufragen, wann man Thomas McGuire die Sache mitgeteilt hatte. »Behalten Sie es bitte noch für sich. Möglicherweise war das Gift nicht für sie bestimmt, es könnte sich um Unfälle gehandelt haben, um reinen Zufall. Aber falls nicht, müssen wir in diese Richtung weiterermitteln.« Costello lehnte sich an die Wand und beachtete die Gestalt im Bett nicht. Jemand schob ein Wägelchen an der Tür vorbei und sang ein Weihnachtslied. Costello strich sich das blonde Haar hinter die Ohren, weil sie so weniger bedrohlich aussah; das verleitete Männer stets dazu, mehr zu sagen, als sie eigentlich beabsichtigten. »Hat Ihre Frau finanzielle Schwierigkeiten?«
»Sie sind aber schnell bei der Sache, wie?« Er lächelte. »Noch nicht, aber sobald das Haus auf den Markt kommt, wird sie ein Problem haben. Sie lässt sich viel Zeit mit dem Verkauf. Im Augenblick unterstütze ich Karen, aber sie wird langsam erwachsen, und im Ernst, Sarah würde sich niemals einen Job suchen und ihr eigenes Geld verdienen. Sarah hat als Ausgleich den halben Nachlass meiner Mutter erhalten, aber das Geld hat sie schon verbraucht. Ich bekomme nichts von John – und würde es auch gar nicht wollen. Wenn Sie mich fragen, ob es in unserer Ehe immer
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