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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Empire-Biskuit. »Was halten Sie denn hiervon?«
    »Ich wette, das ist sein Geheimvorrat. Troy wusste nie, wann er die nächste Mahlzeit bekommen würde. Wissen Sie, genau so ein Empire-Biskuit habe ich gerade vor nicht zwei Stunden gesehen.«
    Anderson roch an dem Keks. »Er scheint noch ziemlich frisch zu sein. Meinen Sie, er könnte Hunger geschoben haben.«
    »Das Kind einer Alkoholikerin? Kein Vater? Verdammt, der war bestimmt immer hungrig.«
    Anderson wickelte den Keks wieder ein. »Also, dann gehen wir mal zu Miss Cotter und unterhalten uns mit ihr. Fragen sie, wie krank der Junge wohl gewesen sein mag. Und ob sie ihm häufiger Empire-Biskuits geschenkt hat.«
    »Die Frage ist doch: War das sein Schatz?« Costello nahm Anderson den Keks aus der Hand und drehte ihn um. »Oder ihr Köder?«
    »Hallo?«, sagte eine krächzende Stimme, der man das Alter deutlich anhörte. Die Tür gegenüber aus poliertem Holz hatte sich ein Stück weit geöffnet, wurde jedoch von einer Kette gehalten.
    Costello sah auf das Türschild. »Mrs. Cotter?«
    »Miss Cotter«, berichtigte die Stimme.
    »Ich bin DS Costello von der Partickhill-Wache. Und dies ist DI Anderson.«
    Die Tür ging ein wenig zu, dann hallte das Rasseln der Kette durch das Treppenhaus, und die Tür öffnete sich wieder. Miss Cotter, eine große Frau, trug eine beige Strickjacke, die schon bessere Tage gesehen hatte, und bat sie nicht herein, sondern stand erwartungsvoll da, während ihre dünnen, blau geäderten Beine unter ihrem Gewicht einsackten.
    Sie holte tief Luft, ehe sie sprach, und man hörte das Pfeifen einer chronischen Bronchitis. »Geht es um Troy? Gibt es Neuigkeiten? Der andere Polizist konnte mir gar nichts sagen.«
    »Die meisten Kinder tauchen irgendwann gesund und munter wieder auf«, versuchte Anderson sie zu beruhigen. »Der sitzt bestimmt irgendwo satt und zufrieden, und seine Mutter weiß nur nicht, wo.«
    »Nein, der nicht; so ist er nicht.« Ihre Stimme zitterte leicht, klang aber trotzdem fest. »Wenn, dann wäre er bei mir.«
    »Miss Cotter.« Costello trat einen Schritt vor. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir reinkommen? Es ist sehr kalt hier draußen. Ich glaube, ich habe Sie heute Morgen im Krankenhaus gesehen, mit dem Wägelchen voller Erfrischungen, oder?«
    »Cola light? Sie sind zu mager, junge Frau – Cola light, nein! Ich erinnere mich. Kommen Sie doch herein.« Die Tür schwang auf, und der süße Duft eines von einem Heizstrahler überhitzten Raumes wallte ihnen entgegen, während Miss Cotter sie durch den Flur ins vordere Zimmer führte. Ein Esstisch mit Decke und vier Stühlen stand gleich an der Tür. Auf dem Tisch lagen Weihnachtskarten, eine Adressliste, ein billiger Kugelschreiber und Geschenkpapier, außerdem ein Plastikauto, ein zusammengerollter Wigwam und ein Spiel. Miss Cotter setzte sich auf ihren Platz, ganz behutsam, als habe sie Probleme mit den Gelenken. Costello nickte Anderson zu und deutete auf die Fotos von Troy McEwen auf dem Kaminsims.
    »Wir stören Sie doch hoffentlich nicht beim Essen?«, fragte Costello, weil sie gekochten Kohl roch.
    »Nein, nein.« Miss Cotter ging langsam in die kleine Küche neben dem Wohnzimmer, wobei ihre Hände von einem Stuhl zum anderen wanderten und dort jeweils Halt suchten.
    »Also, Miss Cotter, könnten Sie uns sagen, wie oft Troy ungefähr zu Ihnen kam? Einmal die Woche, zweimal?«, rief Costello ihr hinterher.
    »Oh, öfter, junge Frau. Jeden Abend, wenn er konnte. Er war ein netter kleiner Junge. Ach, er konnte auch ganz schön frech werden, aber nicht so wie manche der anderen Kinder, die ich so sehe«, rief Miss Cotter aus der Küche, deren Tür zugefallen war und die sie wieder öffnete.
    »Und haben Sie ihm die Empire-Biskuits gekauft und ihm die kleinen Schirmchen geschenkt, die wir in seinem Zimmer gefunden haben?«
    »Ich habe ihm die Empire-Biskuits nicht gekauft «, antwortete Miss Cotter tadelnd. »Ich mache sie immer für den WRVS-Wagen, um ein bisschen Geld zu verdienen, aber das darf ich jetzt bald auch nicht mehr wegen dieser Schergen vom Gesundheitsamt. Troy hatte mir dabei geholfen. Na ja, er hat zwei Kekse mit Marmelade zusammengeklebt und dann die Glasur draufgemacht. Ich habe sie anständig gebacken, alles selbst. Troy war immer hungrig und hatte dauernd die Finger in der Schüssel und hat von der Glasur genascht. Oft hat er morgens vor der Schule bei mir einen Toast und eine Schale Porridge bekommen. Alison ist nicht gerade eine

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