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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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dem auffällt, dass Littlewood seinen Schreibtisch mit niemandem mehr teilt? Er bekommt auch keine Aufgaben mehr von Quinn aufgebrummt. Die sollten sich doch eigentlich gegenseitig an die Kehle gehen, tun sie aber nicht.«
    Costello antwortete sofort. »Mir ist aufgefallen, dass er ein eigenes Computerpasswort hat, und seine Schublade ist abgeschlossen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Anderson.
    »Ich habe ganz unschuldig nach einer Lupe gesucht«, flunkerte sie ohne große Anstrengung. »Glauben Sie, er hat eine Spur gefunden, und man hat ihm gesagt, er solle es vor uns verheimlichen? Ich bin sicher, er hat etwas im Auge. Und zwar nicht nur Lewis’ Hintern.«
    Sie beobachteten, wie Littlewood ganz in Gedanken eine Packung Kaugummi aus der Tasche zog und mit dem Daumen eines aus dem Plastik drückte. Costellos Blick klebte an Littlewoods fetten Fingern, als der das Kaugummi in den Mund warf. »Ich glaube, Quinn hat ihn von diesem Teil der Ermittlung abgezogen und ihn auf etwas anderes angesetzt. Geht doch nichts darüber zu kämpfen, wenn einem die eine Hand auf den Rücken gebunden wurde«, sagte sie, und dann wurde ihr Gedankengang durch das inzwischen vertraute »Sex Bomb«-Klingeln von Lewis’ Handy unterbrochen. »Gehen Sie schon dran!«
    Die Reaktion darauf war ein breites Lächeln und ein Zwinkern von Lewis.
    »Wissen Sie«, lenkte Anderson Costellos Aufmerksamkeit wieder auf sich, »nachdem wir mit Miss Cotter gesprochen haben, ist mir etwas eingefallen. Bei diesen beiden Jungen … da bleibt einfach jede Reaktion aus. Normalerweise können wir uns bei Vermisstenfällen, insbesondere bei jungen Leuten oder Kindern, vor Anrufen kaum retten, und die Leute rennen uns die Bude ein. Aber bei diesen beiden – nichts. Ausgenommen Miss Cotter.«
    Costellos Handy klingelte. Sie hörte kurz zu und ließ es gereizt zuschnappen. »Nein«, sagte sie. »Das betraf Troys Mutter: Sie ist jetzt unten. Nüchtern. Und sie bekommt einen Kaffee.« Costello reichte Anderson eine Seite mit Anmerkungen und Fragen aus ihrem gelben Notizbuch. »Böser Bulle: ich, guter Bulle: Sie?«
    Im Empfangsbereich der Partickhill-Wache herrschte bittere Kälte, und von der Tür führte eine Spur schmelzenden Schneematsches zum Tresen. Ein nackter Weihnachtsbaum lehnte verwaist an der Wand; vielleicht würde sich später jemand erbarmen, ihn zu schmücken. Anderson nahm sich die Liste, die Wyngate gerade abarbeitete: Troy McEwens Klassenkameraden, sein Lehrer, einige Nachbarn, die bislang nicht befragt worden waren – die Menschen also, die das soziale Umfeld eines Siebenjährigen bildeten.
    »Können Sie sich nicht einen Platz suchen, der für diese Aufgabe ein bisschen besser geeignet wäre?«, fragte Anderson. Wyngate hielt beim Wählen inne, öffnete den Mund und wollte ihn anfauchen, ehe er sich erinnerte, wen er vor sich hatte. »Solche Anrufe sollten nicht vom Empfangstresen aus erledigt werden. Da kann doch jeder mithören.«
    »DCI Quinn hat mich dazu angewiesen, Sir«, murmelte Wyngate. »Wir haben niemanden für den Tresen, und sie meinte, ich könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.« Er beugte sich vor und fügte im Flüsterton hinzu: »Außerdem kann ich so ein Auge auf die da haben.«
    Anderson und Costello drehten sich um und sahen eine knochendürre Frau in Leggins und Pullover auf der Bank, die ihren warmen Afghanenmantel eng um sich gezogen hatte.
    »Troy McEwens Mutter?«, fragte Costello.
    Wyngate nickte: »Ich passe auf sie auf, sonst …« Er machte eine Geste, als würde er aus einer Flasche trinken.
    »Wir bringen sie hier weg«, knurrte Anderson. »Sie sollte in einem Verhörraum warten.«
    »Wir haben gerade erst die Heizung angestellt. Es ist Nummer …«
    Anderson blickte auf die Uhr. Er hätte diese Sache lieber schon hinter sich gehabt, damit er bei der Rekonstruktion des Tathergangs vorbeischauen könnte. Lewis traute er nicht zu, adäquat mit Peters extrem niedriger Langeweile-Schwelle umgehen zu können.
    Die Tür ging auf, und ein eisiger Wind blies durch den Eingangsbereich. Eine dunkelhaarige Frau in langem dunklem Mantel und mit hochgeschlagenem Kragen trat ein. Sie stampfte ein paar Mal auf die Fußmatte, schüttelte den Schnee von den Stiefeln und nahm den schwarzen Paschmina-Schal vom Kopf. Sie war blass, hatte riesige braune Augen und ein markantes Gesicht, das sogar in seiner Wirkung noch verstärkt wurde durch eine kleine Narbe auf dem linken Wangenknochen. Ein wenig verunsichert sah

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