Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
so perfekt, wie es bei Costellos Haar niemals funktionierte. Sie schüttelte den Kopf heftig, als wollte sie ausprobieren, ob die Locken an Ort und Stelle blieben.
»Anderson? Colin? Sie stehen doch nicht etwa auf ihn?«, fragte Costello.
Lewis schürzte die Lippen. »Er sieht schon gut aus. Muss doch nett sein, einen Mann zu haben, der weiß, wo die Handtücher liegen und wie man eine Waschmaschine bedient. Stuart hat von solchen Dingen keine Ahnung; in seinem Kühlschrank gibt es nur Bier … und Bier … ach ja, und dann noch Bier. Seine Kleidung bringt er in die Wäscherei. Haben Sie nie … na ja, mit Colin?«
Costello blickte Lewis im Spiegel an und fragte sich, wie diese Frau nach einer Zwölf-Stunden-Schicht so frisch aussehen konnte. »Er ist mein Boss«, sagte sie nur.
»Das war für mich nie ein Hindernis … eher im Gegenteil«, sagte Lewis und klopfte sich leicht mit der Rückseite der Hände auf die Wangen, um der Haut ein gesundes Strahlen zu geben. »Billiger als Rouge«, erklärte sie.
»Dabei platzen die Blutgefäße in der Haut, und wenn Sie vierzig sind, sehen Sie aus wie ein Halloweenkuchen«, sagte Costello.
»Bis dahin ist ja noch eine Weile. Also, warum ist er dann an Ihr Handy gegangen?«, fragte Lewis kokett.
»Mir ist in seinem Wagen übel geworden.«
Lewis sah sie schadenfroh an. »Ach, die alte Ausrede: Mir ist im Wagen schlecht geworden.« Sie strich sich rasch Lippenstift auf den Mund, schnitt Grimassen und presste derweil die Lippen zusammen, ehe sie ihr Lieblingsthema wieder aufgriff. »Stuart würde in die Luft gehen, wenn ich mich in seinem Wagen übergeben würde. Er fährt einen Lexus.«
»Offensichtlich verdient er sehr gut mit seinem Bürojob bei Scotland Yard«, meinte Costello und warf Irvine einen Blick zu.
»Eigentlich nicht.« Lewis betrachtete sich von oben bis unten im Spiegel, strich ihren Rock glatt und seufzte. »Er hat ein paar Dinge nebenbei am Laufen.« Sie sprühte sich Parfüm auf den langen, faltenlosen Hals. »Und, was machen Sie beide an Weihnachten?«, erkundigte sie sich.
»Ach, ich arbeite immer über Weihnachten. Das ist mir lieber«, antwortete Costello und fand Kate Lewis genauso störend, wie einer Auster ein Sandkorn im Fleisch erscheinen musste.
»Das ist besser, als allein herumzusitzen?«
»Nun, das Fernsehprogramm ist in den letzten Jahren auch nicht besser geworden.«
»Und Sie, Gail?«
»Ich bin bei den Eltern meines Freundes: schwerhörige Omas, und manchmal prügelt sich jemand. Ein ganz normales fröhliches Weihnachten im Kreis der Familie eben.«
Lewis zuckte hämisch mit den Schultern. Ihr Handy klingelte. Dieser verfluchte »Sex Bomb«-Klingelton gab Costellos Kopf den Rest.
Zuerst versuchte sie, Lewis’ geistloses Geschwätz zu ignorieren, aber dann drangen die Worte in ihr Hirn vor: »… und Costello hat eine richtig heiße Spur in dieser Zyanid-Sache. Die Toxikologie hat ganz neue Informationen.« Sie nickte Costello zu. »Ich bin gleich wieder da, sobald ich den Anruf beendet habe; dann können Sie mir das alles erzählen.« Sie telefonierte weiter, während sie die Toilette verließ. »Ich denke …« Was sie dachte, würde Costello nicht mehr erfahren, da sich die Tür langsam schloss. Hoffentlich redete Lewis nur mit ihrem Freund; indiskret, wie sie war, wäre es kriminell, wenn es sich um jemand anderes gehandelt hätte.
Gail Irvine war erbleicht, nachdem sie das begriffen hatte. »Ich kann nicht glauben, dass sie gehört hat, wie ich sie eine Kuh genannt habe.«
»Und Sie haben gesagt, sie sei eingebildet! Aber sehen Sie es mal so – die Wahrheit wollte einfach raus.«
»Ich denke, DI Anderson wird ziemlich wütend sein, wenn er erfährt, dass wir Peter im Joozy Jackpot verloren haben.« Irvine sah zu Boden. »Lewis hat mir gesagt, ich sollte den Mund halten. Hat es mir befohlen . Aber er war gute acht, neun Minuten verschwunden. DCI McAlpines Frau hat ihn gefunden.«
»Helena?« Costello lächelte schmal. »Wenn ihn Helena Farrell gefunden hat, sieht es rabenschwarz für Lewis aus. Colin ist mit ihr befreundet. Sie wird es ihm erzählen, oder auch Peter, und dann kriegt Lewis richtig Ärger. An Ihrer Stelle würde ich ihm meine Version als Erstes beichten. Wenn Brenda dahinterkommt, zieht sie ihm bei lebendigem Leib die Haut ab – und zwar genüsslich.«
»Wie gut kennen sich die beiden denn? Der DI und die Witwe des DCI? Ich meine, Kate hat doch recht, oder nicht? Nur weil er auf uns wie Mr. Baumarkt
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