Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
fiel ihm auf, wartete auf das Einverständnis aus der Zentrale. Er sah, wie Littlewood den Kopf hob, als die Nachricht auf seinem Bildschirm ankam, und sein zerfurchtes Gesicht nahm einen leicht verwirrten Ausdruck an.
»Selbst wenn die Nein sagen, kann ihn niemand davon abhalten, die Belohnung auszusetzen, wenn er will. Ich denke, wir sollten auch auf Rogans Angebot zurückkommen, einen Appell an die Öffentlichkeit zu richten«, sagte Anderson. »Wir brauchen jemanden wie ihn, der dafür sorgt, dass die Geschichte in den Schlagzeilen bleibt. Er sollte das ganze Geld lieber in die Sicherheitsmaßnahmen für den Basar morgen stecken, auf dem er die große Attraktion sein wird. Wegen ihm gibt es schließlich die Aufregung. Können Sie einen Plan von der Schule erstellen und die Sicherheitsmaßnahmen klären, alle Eingänge und Ausgänge und die Standorte der Überwachungskameras eintragen?«
»Glauben Sie tatsächlich, Sie könnten die Gefahr komplett ausräumen, selbst bei aufmerksamen Eltern, wenn irgendwer ein Kind mit einem Nikolaus oder einem Squidgy McMidge lockt?«, meinte Littlewood skeptisch und ging davon.
Anderson wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, um weiter nachzudenken. Plakate, Bekanntmachungen über Radio und Hausbefragungen hatten keine Hinweise erbracht, was niemanden verwunderte, denn man brauchte lediglich die Tür nicht aufzumachen, wenn man keine Auskunft erteilen wollte. Morgen würden uniformierte Kollegen alle Personen im Roten Dreieck befragen, sie auf der Straße anhalten, und trotzdem konnte man, wenn man wollte, auch dieser Maßnahme leicht ausweichen. Und wer wollte wissen, ob die Kinder tatsächlich noch in dieser Gegend waren? Auf seinem Bildschirm erschien die nächste Nachricht – die Pressestelle hatte Rogan O’Neill gebeten, einen Termin zu vereinbaren, an dem man seinen Appell aufzeichnen könne, und Vik Mulholland ging in der Zwischenzeit vor die Kameras. Anderson trank einen Schluck eiskalten Kaffee und las noch einmal die Erklärung, die Mulholland vorbereitet hatte. DC Mulholland sah gut aus und war sehr telegen. Heute war allerdings wenig mit ihm anzufangen, da er die ganze Zeit von seiner neuen Freundin träumte. Andersons Telefon klingelte wieder, und vom Display konnte er seine eigene Nummer ablesen. Er ließ es klingeln. Bestimmt war es Brenda, die heute Abend wieder ausgehen wollte und stöhnte, weil sie zu wenig Geld hatte. Konnte sie nicht wenigstens dies eine Mal zu Hause bleiben und auf Claire aufpassen?
»Ist schon in Ordnung, ist schon in Ordnung …«
»Nein, nein, ist überhaupt nicht in Ordnung.« Lewis kniete neben ihr und versuchte, sie dazu zu bewegen, sich aufzusetzen. Doch je mehr sie half, desto verwirrter schien Costellos Körper zu sein. Sie hockte auf dem Boden der Toilette, die Beine unter sich, und sie konnte weder aufstehen noch sich richtig hinlegen. Ihr Kopf pochte bei jeder Bewegung, als Lewis sie auf die Beine bringen wollte, und sie hatte das Gefühl, ihr würde wieder übel werden. Sie hob die Hand und teilte Lewis auf die Weise mit, sie bitte in Ruhe zu lassen, ehe sie den Blick auf den Inhalt ihrer Handtasche richtete, der auf dem Boden verstreut war. Es musste der Inhalt ihrer Handtasche sein, obwohl sie das Lederportemonnaie und das Make-up-Täschchen mit dem schwarzen Fleck an der Ecke, wo der Eyeliner ausgelaufen war, nicht richtig erkennen konnte.
Sie sah doppelt – mehr als doppelt –, sobald sie sich nach rechts oder links bewegte, und Lewis’ Gesicht tanzte, als stünden sie beide im Stroboskoplicht einer Disco.
»Costello, können Sie aufstehen?«
»Ich weiß nicht, ich fühle mich so schlapp.« Costello versuchte, gleichmäßig zu atmen, fächelte mit dem Kragen ihrer Bluse ihrem Hals Luft zu und ließ den Schweiß von der Luft kühlen. »Jetzt geht es wieder.«
»Ja, Sie sehen super aus. Könnten Sie mit geschlossenen Augen durch den Raum gehen?«
»Das könnte ich sonst bestimmt auch nicht.«
Lewis half Costello auf und legte ihre Hände auf das Waschbecken, dann holte sie ein Papierhandtuch, machte es nass und drückte es ihr an die Stirn. »Ich weiß nicht, warum sie das im Fernsehen immer machen, aber es scheint Wunder zu wirken. Wollen Sie eine Paracetamol oder eine Aspirin? Haben Sie etwas gegessen?«
Costello lächelte schwach, fühlte sich schon ein bisschen besser und begann sogar zu glauben, Lewis könnte am Ende doch ein menschliches Wesen sein. »Ich glaube, ich habe einfach nur Hunger. Gestern
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