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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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auf die Armbanduhr und Mulholland daraufhin auf seine.
    Helena schob sich durch die Menschen. Peter war nicht mehr zu sehen, dann jedoch bemerkte sie Brenda Anderson, die in ihr Handy sprach und Colin mit dem Zeigefinger pikte, der sich nun zu ihr umdrehte und etwas sagte – eindeutig etwas Verbittertes. Helena blieb stehen; ihr kurzer Augenblick weihnachtlicher Hochstimmung war vergangen. Plötzlich weinte sie. Brenda pikte ihren Mann weiter mit dem Zeigefinger und unterstrich so ihren Standpunkt. Sie hatte doch alles, diese Brenda: einen liebevollen Mann, einen quicklebendigen Sohn und dazu diese wundervolle Tochter. Gott, das würde ihr eines Tages leidtun, wenn sie Colin jemals verlöre. Helena trocknete ihre Tränen mit einem Ende ihres Schals. Sie hörte, wie Costello sich bei Mulholland erkundigte, wo Frances geblieben sei. So hieß sie also, diese theatralisch wirkende Frau mit dem Gesicht einer byzantinischen Ikone, die Peter einen Augenblick lang an die Hand genommen und mit ihm diesen komischen Tanz aufgeführt hatte? Jetzt tanzte Peter allein, seine Drachenhufe tappten auf seine Schuhe, und er beachtete die Erwachsenen nicht. Helena seufzte, schaute nach dem Goldfisch und wandte sich um. Sie würde nach Hause gehen, hinauf auf die Terrace.
    Costello zog ihre Steppjacke zusammen und schlug den Kragen hoch bis zu den Ohren. Ihr war kalt, Gott, wie sie fror. Ihr war auf dem Weg zur Schule gerade ein bisschen warm geworden, aber beim Herumstehen während dieser Show mit dem Lastwagen war ihr die Kälte in die Glieder gekrochen. Und außerdem brauchte sie unbedingt eine Toilette. Sie drehte sich um und wollte langsam die Rowanhill zurück zur Wache gehen. Dort beabsichtigte sie vor sechs anzukommen.
    »Entschuldigung«, sagte sie, als sie mit Vik Mulholland zusammenstieß, der mitten auf dem Gehweg stand und ins Leere starrte. »Ich könnte durch Sie hindurch oder um Sie herum. Entscheiden Sie sich. Aber ich werde natürlich nicht lange warten, sondern über Sie steigen. Es war ein langer Tag, und ich mache keinen Schritt mehr als nötig.«
    »Tut mir leid«, fügte sich Mulholland sofort und trat zur Seite.
    Costello zögerte und wandte sich ihm zu. »Alles in Ordnung?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Oh, Vik, machen Sie sich nicht so viel draus. Sie ist nur gegangen, weil sie sich nicht wohl fühlte. Davon geht die Welt nicht unter.«
    »Sie hat sich nicht einmal verabschiedet.«
    »Ach, Sie Armer.« Costello schlug ihre Hände auf die Oberarme, um sich aufzuwärmen. »Was ist denn mit ihr los, ich habe gesehen, wie sie die Hand aufs Gesicht gelegt hat? Hat sie Zahnschmerzen?«
    »Nein, sie hat eine Trigeminusneuralgie.«
    »Eine was?«
    »Das ist so etwas Ähnliches wie Migräne im Gesicht.«
    »Oh, das kann ich bestens nachvollziehen.« Sie ging durch die Menschen weiter, und Mulholland lief ihr hinterher wie ein Schaf, das seine Herde verloren hatte.
    »Ich verstehe sie einfach nicht«, beschwerte er sich.
    »Sie ist eine Frau. Da ist nicht vorgesehen, dass Sie sie verstehen«, witzelte Costello.
    »Mir ist das ernst«, fauchte er.
    »Gott, Sie meinen es ernst. Herzlichen Glückwunsch, willkommen in der menschlichen Spezies. Sie machen sich mehr Sorgen um einen anderen Menschen als um Ihren BMW. Nicht schlecht für den Anfang.«
    »Im einen Moment ist sie so, im nächsten das Gegenteil. Einmal stürzt sie sich auf mich, dann wieder beachtet sie mich gar nicht. Ich habe ihr ein Handy geschenkt, aber sie sagt, das benutzt sie sowieso nicht. Ich kann sie nicht einmal überreden, Weihnachten mit mir zu verbringen. Und dabei will ich nur …«
    Costello blieb abrupt stehen. »Verflucht, Vik. Sie haben es wirklich richtig schlecht.«
    »Ja«, gestand er jämmerlich ein. »Lewis sagt, Frances spiele nur die Unnahbare, weil sie ausprobieren will, wie weit sie mich kriegen kann.«
    »Lewis redet Unsinn. Frances würde solche Spielchen nicht treiben, dazu ist sie nicht der Typ. Vik, wie gut kennen Sie Ihre Freundin eigentlich?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich dachte, Sie wären Detective. Also, sie ist … gute zehn Jahre älter als Sie? Sie wohnt in einer riesigen Wohnung am Beaumont Place, ganz für sich allein. Sie ist intelligent, trotzdem arbeitet sie nicht. Sie ist pleite.«
    »Ihr geht es nicht gut, sie ist erwerbsunfähig …«
    »Ja, doch jede andere Frau würde die Wohnung verkaufen. Was ist die wert – dreihunderttausend? Ein bisschen mehr?« Der Gedanke war Vik noch gar nicht gekommen. Costello

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