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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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ausgerichteten Theke nahe der hinteren Wand und zwei Türen in dieser Wand, die mit Sicherheit in Lagerräume führten. Hier im vorderen Teil waren auf beiden Seiten Regale und diverse Behältnisse, hinter Reihen von Rollstühlen mit und ohne Motorantrieb sowie Elektrofahrzeugen für die Behinderten und hölzernen Tonnen, in denen ein ganzer Wald von Krücken stand.
    Parker betätigte den Schalter für die Neonlampen an der Decke, und sie gingen hinüber, um nachzusehen, was verfügbar war. Viele verschiedene Modelle, wie sich herausstellte, aber was sie wollten, war ein nichtmotorisierter Rollstuhl mit Griffen zum Schieben. Auch davon gab es verschiedene Ausführungen, und als nächstes interessierten sie sich dafür, was bei jedem Modell unter dem Sitz war.
    »Sieh dir den mal an«, sagte Carlow.
    Er hatte einen gefunden, in dem unter dem Sitz eine geschlossene schwarze Plastikbox eingebaut war, vorne rund und hinten abgeschrägt. In der Mitte des Rückteils befand sich ein Chromgriff, und als Carlow daran zog, glitt die ganze Box nach hinten. Sie hatte keinen Deckel, passte aber genau unter den Sitz, obwohl dieser sich nicht zusammen mit der Box bewegte. Das Innere wurde fast vollständig von einer weißen Plastikschüssel eingenommen, an der eine gebogene Metallstange befestigt war. Im geschlossenen Zustand lag diese Metallstange flach in einer Vertiefung über der Schüssel, doch wenn man die Box herauszog, konnte man die Stange anheben, und damit wurde sie zu einem Tragegriff, mit dem man die Schüssel herausnehmen konnte.
    Sie sahen sich das Ding an. Carlow hob die Schüssel aus der Box und betrachtete den Hohlraum, in den sie genau hineinpasste, dann stellte er sie wieder hinein. Unterdessen untersuchte Parker den Sitz und sah, dass das Polster ein Loch in der Mitte hatte und dass in dem Plastiksitz selbst eine runde Platte beiseite gedreht werden konnte, so dass das Loch sich nach unten in die Schüssel fortsetzte. »Das ist, damit der Rollstuhlfahrer aufs Klo gehen kann«, sagte er. »Wahrscheinlich gibt es hier auch irgendwelche Röhren oder so.«
    »Mann Gottes«, sagte Carlow. Er schob die Box wieder unter den Sitz, bis sie einrastete. »Was für ein Leben.«
    »Man würde sich dran gewöhnen«, meinte Parker. »Man gewöhnt sich an alles außer ans Totsein.«
    Carlow sah sich auch noch andere Rollstühle an, aber Parker blieb bei dem mit der Schüssel. Er überprüfte, wie die Teile zusammengefügt waren, die Räder, der Rahmen, der Sitz, die Rückenlehne, die Fußrasten und die Griffe.
    Nach einer Weile kam Carlow wieder herüber. »Was meinst du, nehmen wir den?«
    »Gibt es noch einen ähnlichen?«
    »Ja, dasselbe in Grau. Da drüben.«
    »Wir nehmen sie beide«, sagte Parker.
    »Wofür brauchen wir zwei?«
    »Wegen der zweiten Box. Wenn wir mit zwei Rollstühlen hier rausspazieren und nichts auf einen Einbruch oder auf Vandalismus hinweist, werden sie denken, dass ihre Listen falsch sind. Und wenn nicht sie, dann die Polizei. Wenn wir aber nur die Box nehmen und den Stuhl dalassen, wissen sie, dass jemand hier drin war. Ich möchte vermeiden, dass ein Haufen Polizisten sich auf die Suche nach einem geklauten Rollstuhl macht.«
    »Okay.« Carlow musterte den Rollstuhl mit kritischem Blick. »Bist du sicher, dass das da unten groß genug ist?«
    »Wir können den Sitz höher anbringen, ein bisschen damit rumfummeln. Dann reicht der Platz schon.«
    Carlow war noch immer nicht überzeugt, obwohl Parker bereits einen der Rollstühle zur Tür schob. »Werden die nicht an dem Griff ziehen?« rief Carlow ihm nach. »Werden sie da nicht reinschauen?«
    »Nicht zweimal«, sagte Parker über die Schulter. Carlow lachte und ging den anderen Rollstuhl holen.

 
    FÜNF
     
    Normalerweise hätte Parker einen großen Bogen um jeden Amateur gemacht, der möglicherweise an einem Job beteiligt war, und es wäre ihm auch lieber gewesen, sich von Cathman fernzuhalten, aber das ging nicht. Der Mann beunruhigte ihn, irgendwie kam er ihm nicht ganz sauber vor. War er auf einmal zum Spinner geworden, nachdem er klaglos so viele Jahre malocht hatte? Wenn ja, welche Art Spinner war er, und wieviel Schaden konnte er anrichten, wenn er irgendwann vollends ausrastete? Wenn nein, wenn bei Cathman tatsächlich eine Art Idee oder ein Plan hinter dem steckte, was er tat, dann musste Parker das auch wissen. Eine Amateur-Agenda kam nicht in Frage.
    Laut Claire war Cathman seit siebenundzwanzig Jahren Eigentümer seines

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