Sein letzter Trumpf
trank einen Schluck und sah Parker grüblerisch an. »Wann soll er steigen? Der Raubüberfall?«
»Ziemlich bald. Also besorgen Sie mir die Ausweise.«
»Nein, ich meine, wann genau?«
»Ich weiß, was Sie meinen.« Parker ließ sein halbvolles Glas stehen und stand auf. »Ich rufe Sie nächsten Montag hier an, abends, und sage Ihnen, wo Sie sie hinbringen müssen.«
Cathman erhob sich ebenfalls. »Wird es nächste Woche passieren?«
Parker zog sich die Jacke an und nahm das Klemmbrett. »Ich rufe Sie am Montag an«, sagte er und ging hinaus.
SECHS
»Wetten, das ist sie«, sagte Carlow.
Parker schaute hin, und sie war es. Unter den Menschen, die hier am Bahnhof Albany aus dem Bus der Chicago Trailways stiegen, war dies das Gesicht und die Figur von Noelle Braselle, so wie er sich an sie erinnerte. Sie war um die Dreißig, groß und schlank und sehr attraktiv, aber gleichzeitig sah sie auch aus wie eine Collegestudentin mit ihren Röhrenjeans und ihrem dicken orangefarbenen Pullover, über den die Gurte eines dunkelblauen Rucksacks liefen, und ihrem glatten braunen Haar, das sie sich aus dem ovalen Gesicht gekämmt und mit einer schwarzen Haarspange zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie sah Parker und Carlow auf der gegenüberliegenden Straßenseite und winkte, und während sich die anderen aussteigenden Fahrgäste um den Fahrer drängten, der ihre Gepäckstücke aus dem Laderaum des Busses zog, kam sie lächelnd zu ihnen herüber. Noelle reiste mit kleinem Gepäck. »Lange nicht gesehen«, sprach sie Parker an.
»Du hast dich nicht verändert«, sagte er.
»Das will ich auch schwer hoffen«, sagte sie und sah Carlow neugierig an.
»Noelle, das ist Mike Carlow. Er ist dein Fahrer.«
» Mein Fahrer?«
»Wir nehmen verschiedene Routen an dem bewussten Abend. Komm, ich erzähl dir alles.«
Sie hatten sich Wyczas großen bequemen Lexus geliehen, weil es von hier zu Tooler’s Cottages fast eine Stunde zu fahren war. Der Wagen stand eine Querstraße weiter. Sie gingen los, und Noelle sagte: »Hältst du immer noch diese nette Lady bei dir versteckt?«
»Claire«, sagte Parker. »Ja, wir sind zusammen.«
»Gut. Tommy und ich haben uns getrennt.«
»Hab ich gehört.«
»Schon komisch«, sagte sie. »Ich hab immer gedacht, er hat vor nichts Angst, und dann fürchtet er sich plötzlich vor allem, und das war’s dann und tschüs. Ist er das? Besser als ein Bus.«
»Ganz ähnlich wie ein Bus«, sagte Carlow.
Carlow fuhr, Noelle saß neben ihm, Parker hinten. Sie mussten den Fluss auf einer der großen, weit ausschwingenden Brücken überqueren und dann nach Süden fahren. »Erinnerst du dich an Lou Sternberg?« fragte Parker.
»Von dem Desaster mit den Gemälden? Ein mürrischer Typ, übergewichtig, hat den großen Laster gefahren.«
»Genau der. Er macht hier mit. Und einer, den du wahrscheinlich nicht kennst, Dan Wycza.«
Sie drehte sich lachend zu Parker auf dem Rücksitz um: »Hoffentlich läuft das diesmal ein bisschen besser.«
»Bestimmt«, sagte er.
Als sie ankamen, machte Wycza im struppigen Gras vor dem Ferienhaus in Shorts und Sportschuhen Liegestütze in der Sonne. Noelle fragte lachend: »Ist heute mein Geburtstag?«
»Das ist Dan Wycza«, sagte Parker. Und Carlow ergänzte: »Der Mann fürs Grobe.«
»Das sehe ich«, sagte sie. »Ist Lou Sternberg auch hier?«
»Noch nicht. Er ist in Brooklyn und beobachtet einen Typ für später.«
Wycza stand auf, als er den Wagen kommen sah. Er winkte flüchtig und ging ins Haus, während Carlow den Lexus abstellte. Sie stiegen aus, Noelle mit dem Rucksack über der Schulter, und gingen ins Haus, wo Wycza jetzt im Wohnzimmer stand und sich mit einem karamelfarbenen Handtuch Kopf und Nacken abtrocknete.
»Noelle Braselle, Dan Wycza«, sagte Parker.
»Hi«, sagte Wycza.
Noelle sah ihn stirnrunzelnd an und sagte: »Kennen wir uns nicht von irgendwoher?«
Grinsend erwiderte Wycza: »Ich wollte, es wär so, Schätzchen.«
»Nein, ich hab Sie irgendwo gesehen«, sagte sie. Die beiden Rollstühle standen in diesem Zimmer, der eine noch intakt, der andere fast vollständig zerlegt. Noelle hatte sich noch nicht dazu geäußert, stellte ihren Rucksack aber auf den kompletten, während sie Wycza weiter stirnrunzelnd ansah und überlegte, wo sie ihn hinstecken sollte.
»Wenn ich Ihnen schon mal begegnet wäre«, versicherte Wycza, »dann wüsste ich das noch, glauben Sie mir.«
Ganz plötzlich glättete sich ihre Stirn: »Sie sind
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