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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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sarkastischen Blick zu. »Nicht Geld?«
    Sie lachte kurz. »Das ist unser zweites Anliegen«, sagte sie. »Erst die Sicherheit, dann der Profit. Wir fahren mit diesem Aufzug aufs Sonnendeck, von dort bekommen Sie einen besseren Überblick.«
    Es war eng in dem Aufzug, aber es gelang allen, einen gewissen körperlichen Abstand zu wahren, selbst dem Abgeordneten. Im Hinauffahren erklärte Susan die drei Decks: Sonnendeck ganz oben, an der frischen Luft, Bootsdeck darunter, die geschlossene Promenade mit den außen aufgehängten Rettungsbooten, und darunter wiederum das Hauptdeck mit den Restaurants an den Außenseiten und dem Casino innen.
    Zu diesem Zeitpunkt hatten sie das Sonnendeck für sich. Die Aussicht war umwerfend, flussauf- und flussabwärts und nach Westen auf Albany, dessen alte und neue Gebäude sich an den steil ansteigenden Hang klammerten und eine Art Halskette um den riesigen alten Steinhaufen des Parlamentsgebäudes bildeten.
    »Ihre Heimat«, meinte Susan mit einer Geste zu dem Klotz hin.
    »Das kenn ich schon«, sagte der Abgeordnete, jetzt wieder in schroffem Tonfall. »Sagen Sie mir, was jetzt gerade geschieht.«
    »Kommen Sie an die Reling.«
    Sie und der Abgeordnete traten an die Reling, und die beiden Cops stellten sich auf die andere Seite des Politikers. Das Schiff war noch am Kai vertäut und würde in den nächsten fünf bis zehn Minuten auch nicht abfahren. »Erst kommt unsere Sicherheitsübung, dann geht’s los«, erklärte sie. »Die Spirit of the Hudson ist noch nie gesunken und wird auch nie sinken, aber wir wollen, dass alle gut vorbereitet sind für den Fall, dass das Undenkbare doch einmal passiert. Sie sehen die Rettungsboote direkt unter uns.«
    Der Abgeordnete nickte, er sah sie.
    »Sie sehen, dass die Crew die Glastüren an der Promenade öffnet. Ein Code auf dem Ticket jedes Passagiers gibt an, wo sich das Rettungsboot befindet, in das er sich im Notfall begeben soll. Die Besatzungsmitglieder dort unten erklären jetzt die Benutzung der Rettungsboote und zeigen den Passagieren die Kästen an der Innenwand, in denen sich die Schwimmwesten befinden. Wir verlangen von den Passagieren nicht, dass sie Westen anprobieren, aber die Besatzungsmitglieder zeigen ihnen, wie man’s macht.«
    »Wenn Ihr Undenkbares passiert«, sagte der Abgeordnete, »und dieser unsinkbare Pott sinkt, welches ist dann unser Rettungsboot?«
    Ihr wurde klar, dass sie noch oft ihr glockenhelles Lachen an diesem kleinen Scheißer ausprobieren musste, bevor der Tag herum war. »Tja, Abgeordneter Kotkind«, sagte sie, »selbstverständlich wären Sie und ich auf der Kapitänsbarkasse.«
    »Ja, selbstverständlich«, sagte er. »Apropos Kapitän –«
    »Er möchte, dass Sie ihm beim Dinner Gesellschaft leisten«, sagte sie hastig, da sie wusste, dass das letzte, was Kapitän Andersen kurz vor dem Auslaufen gebrauchen konnte, ein übellauniger Politiker war. »Sie und Ihre Assistenten natürlich«, fügte sie hinzu.
    »Natürlich«, sagte der Abgeordnete, während die »Assistenten« weiterhin mit ausdruckslosen Gesichtern und in korrekter Haltung herumstanden. Arme Schweine, dachte sie und widmete ihnen damit zum erstenmal einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit. Wenn sechs Stunden mit diesem Gnom schon eine schwere Prüfung für mich sind, wie muss es dann erst für sie sein?

 
    DREI
     
    Dan Wycza dachte, dass diese Susan Cahill ihm guttun würde. Sie sah aus wie eine, die gern Sex hatte, ohne daraus ein Drama zu machen, eine, die wusste, wozu Sex da war und wo seine Grenzen lagen. Man brauchte bloß zu sehen, wie sie Lou Sternberg anstrahlte und ihm die Zähne zeigte, nicht als Anmache, sondern als Machtmittel, wie das rote Tuch des Stierkämpfers. Wycza wusste, dass Sternberg die Show genoss und es zugleich genoss, so zu tun, als merkte er nichts. Bluff hoch zwei.
    Unterdessen konnte Wycza aus dem Abseits zusehen, wie Susan Cahill ihre Reize spielen ließ, und bei sich denken, dass sie mit Sicherheit gut für ihn wäre. Gut für eine gute, gesunde Nummer.
    Gesundheit war Dan Wycza ungeheuer wichtig. Für ihn war sie sozusagen alles, was er hatte. Sein Körper war ihm so wichtig, wie Mike Carlow seine Rennwagen wichtig fand. Behandle ihn pfleglich, halte ihn immer in Schuss, und er wird dich nicht im Stich lassen. So wie ein Autofreak gern am Motor herumbastelt und mit dem Kraftstoffgemisch, dem Reifendruck und all den anderen Details experimentiert, so achtete Dan Wycza auf seinen Körper. Seine Nahrung war

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