Sein letzter Trumpf
sie mit Piloten oder amüsanten italienischen Geschäftsleuten.Sie verdiente recht ordentlich, hatte eine schöne Hochhauswohnung im Loop mit Blick über den Michigansee und freute sich ihres Lebens, bis sie dann eines Tages einen Fehler machte. Sie hatte es bei anderen gesehen und gewusst, wie falsch und dumm es war, und trotzdem war es auch ihr passiert. Sie hatte sich in einen Passagier verliebt.
Es war ein Banker namens Culver, der in Chicago zu Hause war. Sie verliebte sich in ihn, fuhr mehrmals mit ihm in Urlaub, sagte ja, als er ihr einen Heiratsantrag machte, kündigte bei der Airline, um öfter mit ihm zusammenzusein. Dann sagte er ihr, dass sie für immer zusammensein würden, sobald seine Scheidung durch sei; dadurch erfuhr sie überhaupt erst, dass es schon eine Mrs. Culver gab. Natürlich wollte er sich nie scheiden lassen, natürlich wäre er bereit gewesen, ihr eine viel bessere Wohnung im selben Gebäude zu finanzieren, und natürlich hatte die Fluggesellschaft einen Einstellungsstopp, als sie in ihren alten Job zurückwollte.
Aber man lernt aus seinen Fehlern. Susan hatte ihren Job in der Kundenbetreuung bei Avenue Resorts jetzt seit drei Jahren, und ihr war vollkommen klar, dass es ihre Aufgabe war, keine Beziehungen mit Kunden zu haben, und so hielt sie sich daran. Sie wusste zwar, dass Avenue Resorts, obwohl das Management der Firma sauber genug war, um jede Inspektion durch eine staatliche Glücksspielkommission zu bestehen, in den Tiefen seiner Befehlsstrukturen mit der Mafia zusammenhing, aber das hatte mit ihrer Arbeit nichts zu tun und behinderte sie in keiner Weise. Die Leute bei Avenue schätzten sie, und sie schätzte ihre Kollegen, und das war’s.
Drei Jahre lang hatte sie ihr kleines Haus am Kanal außerhalb von Biloxi genossen, und sie war sicher, dass es ihr auch in dem netten Haus am Fluss gefallen würde, das sie sich südlich von Saratoga Springs gekauft hatte, der Heimat der berühmtenRennbahn, weniger als eine Fahrstunde vom Schiff entfernt. Mr. Culver hatte versucht, der Flugbegleiterin die Flügel zu stutzen, aber es hatte nicht funktioniert. Und es würde nie funktionieren, niemals.
Zum Beispiel dieser Abgeordnete Kotkind. Anfangs hatte er sich brummig gegeben, hatte darauf bestanden, am Kai abgeholt und an Bord eskortiert zu werden, und trotzig die Anwesenheit seiner beiden bewaffneten »Assistenten« verkündet, zweier Staatspolizisten in Zivil, nur Muskeln und Waffen, kein Hirn. Sie hatte erste Schläge geschickt abgefangen, den Sex nur ein kleines bisschen höher gefahren, und im Handumdrehen warf der Abgeordnete Kotkind ihr seinerseits Blicke zu und hatte gewisse Schwierigkeiten, sich auf seinen Job zu konzentrieren.
Der, das wusste sie, eine politische »Neuorientierung« einleiten sollte. Wenn eine Frage noch nicht entschieden ist, kann ein Politiker jede beliebige Meinung zu dem Thema haben, doch sobald ein Beschluss vorliegt, kann er nur auf einer Seite sitzen: bei der Mehrheit. Wie immer der Abgeordnete Kotkind persönlich über legales Glücksspiel denken mochte, in der Öffentlichkeit hatte er dagegen opponiert, wahrscheinlich, weil das in seinem Wahlbezirk gut ankam, aber jetzt war das legale Glücksspiel Realität, der Himmel war nicht eingestürzt, und der Abgeordnete Kotkind musste zurückrudern.
Andererseits lag es durchaus im Interesse von Avenue, diesem Abgeordneten Honig ums Maul zu schmieren, um ihm zu helfen, seinen Kurswechsel zu bewerkstelligen, ohne nasse Füße zu bekommen. Wie es schon in der Bibel steht, ist die Freude über einen einzigen, den wir auf unsere Seite ziehen können, größer als die über die neunundneunzig, die wir bereits in der Tasche haben. Deshalb sagte Susan: »Ich stehe zu Ihrer Verfügung« und zeigte ihr professionellstes Lächeln.
»Ich möchte mir nur einmal selbst ein Bild davon machen, was hier so attraktiv ist«, sagte der Abgeordnete und schaute auf die Vorderseite ihrer Bluse. Er war so klein, dass er es tun konnte, ohne dass es richtig auffiel.
Sie holte tief Luft und drehte sich leicht ins Profil, ebenfalls ziemlich unauffällig. »Dafür sind wir ja da«, versicherte sie ihm. »Sie können uns so gründlich inspizieren, wie Sie möchten. Avenue Resorts möchte, dass Sie alles auf diesem Schiff zu sehen bekommen.«
»Schön, schön«, sagte der Abgeordnete und blinzelte.
»Sie werden sehen – hier entlang, Herr Abgeordneter –, dass Sicherheit immer unser erstes Anliegen ist.«
Er warf ihr einen
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