Sein mit Leib und Seele - band 5 (German Edition)
sie, wer die Frau sei, die bei ihm saß.“
„Und?“, hängen wir förmlich an seinen Lippen. Da beschließt er, die Spannung noch etwas auszureizen und sich einen Kaffee zu holen. Ich bin fuchsteufelswild. Als er sich seiner Wirkung und seiner Zuhörerschaft sicher ist, erzählt er endlich weiter.
„Na ja, jetzt war Luce in ihrem Element. Leider mehr als beim Latein, wie ich feststellen musste. Kurzum, sie sagte mir, dass es Alice sei, seine Frau. Das hielt ich für unmöglich und um ihr zu beweisen, dass auch ich etwas über Delmonte wusste, sagte ich ihr, dass sie es nicht sein könne, da sie im Koma liege.“
„Ah ja, ich hab vergessen, euch zu erzählen ...“
„Ganz genau ... Aber Luce hat mich dann aufgeklärt. Also, dass Alice vor einem Monat aufgewacht ist. Und dass sie deshalb jetzt ganz romantisch mit ihrem Ehemann zu Mittag essen kann, so als ob nichts gewesen wäre.“
Ganz romantisch, so als ob nichts gewesen wäre ... Inmitten der Uni-Cafeteria fange ich an, vor Wut zu schäumen, und von diesen Gefühlen übermannt, breche ich schließlich in Tränen aus. Wie konnte er mir das antun? War das also sein „Dinner“ von gestern? Und ich fing auch noch an, mich ernsthaft in ihn zu verlieben, während er mich ganz offensichtlich nur zum Narren hielt. Meine Freunde versuchten, mich so gut sie konnten zu trösten, Manon gab mir noch einen Kaffee aus und begleitete mich auf die Toilette, damit ich mein Make-up wieder herrichten konnte, während sich Mathieu, der sich schuldig fühlte, da er die Geschichte so auf die leichte Schulter genommen hatte, neue Ermittlungspläne ausdachte. Aber ich habe keine Lust mehr, so wie bisher Detektiv zu spielen. Ich will endlich wissen, woran ich bin.
Vor Charles' Tür versuche ich, mich so gut es geht zusammenzureißen. Manon und Mathieu haben beschlossen, ins Kino zu gehen, während ich mit ihm rede, denn das war mein Wunsch: allein mit ihm reden. Ich klopfe dreimal kräftig an die schwere Holztür und zu meiner Verwunderung öffnet Charles. Ich komme mir etwas dämlich vor, aber jetzt, wo ich da bin, muss ich es ihm sagen. Meine Stimme zittert ein wenig, aber ich werfe ihm ein „Wie war dein Dinner gestern?“ an den Kopf und füge dann wie im Film hinzu: „Bemüh dich nicht, ich weiß bereits alles.“ Charles sieht mich nüchtern an, aber für einen kurzen Moment erkenne ich in seinen Augen so etwas wie Bedauern.
„Hör zu, Emma, ich habe keine Ahnung, was diese Farce soll, aber ich muss mich dir gegenüber nicht rechtfertigen.“
Er schließt die Tür, während ich mit offenem Mund dastehe und eigentlich gerade etwas antworten will. Ich breche in Tränen aus, schon zum zweiten Mal heute. Ich Idiotin, was für eine Idiotin ich doch bin! Wie konnte ich auch nur für einen Moment glauben, dass er sich für mich interessiert? Er mag mich noch nicht einmal, das steht nun fest. Ich schicke meinen Freunden eine SMS, in der ich das Geschehene zusammenfasse, anschließend mache ich mein Handy aus und eile weinend in mein Zimmer, wo ich mich wie ein großer Maki in meine Bettdecke einrolle.
Ich schlafe erschöpft und unter Tränen ein. Ich wache erst zehn Stunden später mit verquollenen Augen und Kopfschmerzen auf, aber ich fühle mich schon etwas besser. Ich schalte meinen Computer an, in der Hoffnung, etwas an meiner Dissertation arbeiten zu können. Eine E-Mail lässt mich wissen, dass meine kleine Uni-Clique vorhat, heute Abend auszugehen. Es bereitet mir sehr große Freude, zum Feiern eingeladen zu sein, und ich sage mir, dass es mich auf andere Gedanken bringen wird. Ich versuche, mich auf die Einleitung meiner Dissertation zu konzentrieren, aber die Sache mit der Ex-Frau von Charles geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Verzweifelt beschließe ich, Elisabeth, Charles bester Freundin, die ich schon häufiger gesehen habe, eine SMS zu schreiben. Wir verabreden uns in einem kleinen Café auf halber Strecke zwischen unseren beiden Wohnungen. Als ich sie sehe, merke ich, dass sie viel bessere Laune hat als das letzte Mal, als wir uns unter vier Augen gesehen haben. Sie lächelt mich sogar an und nickt mir zu, so wie sie es immer in meiner Gegenwart tut. Ich bestelle einen starken Kaffee, um endlich richtig wach zu werden, und Elisabeth einen Aprikosensaft. Sie sieht mich ohne Feindseligkeit an, also fange ich an zu sprechen.
„Ich komme mir dämlich vor, weißt du, Elisabeth, aber als du mir erzählt hattest, dass Charles verheiratet sei, konnte ich nur
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