Sein mit Leib und Seele - band 5 (German Edition)

Selbstachtung in den Wind schießen und dir einen Rat geben. Sei lockerer!“
    „Hä?“
    „Du musst einfach mal aufhören, dir so viele Gedanken zu machen. Nach dem, was du mir erzählt hast, ist da eindeutig etwas zwischen euch, das lässt sich nicht leugnen, also, nur zu. Schließlich hast du ja nicht wirklich viel zu verlieren ...!“
    „Aber was soll ich denn bitte machen? Er hat mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass das zwischen uns zwar nett ist, aber nicht mehr ... Während ich ja ganz offensichtlich an ihm zu hängen scheine. Also ...“
    „Weißt du, du solltest zu diesem Mittagessen gehen. Ich weiß, dass er sehr reich und älter als wir ist und dass er dich beeindruckt, aber nichtsdestotrotz ist er doch nur ein Mensch wie du und ich. Selbst wenn es gut versteckt ist, hat auch er ein Herz. Zumindest theoretisch. Du solltest es auf einen Versuch ankommen lassen.“
    „Wenn du das sagst ...“
    „Ja, ich kann's auch kaum glauben. Können wir jetzt über etwas anderes reden?“
    Wir bestellen noch mal Mojitos nach und plaudern über dieses und jenes. In Guillaume habe ich einen Freund gefunden, der mir unglaublich guttut. Wenn ich mich nur in ihn hätte verlieben können! Alles wäre so einfach!
Die Bar ist sehr gemütlich, die Musik ist perfekt und wir tanzen ein wenig, bevor wir irgendwann nach Mitternacht aufbrechen. Vor der Eingangstür meines Hauses geben wir uns das natürlichste Abschiedsbussi der Welt. Froh über diesen neuen Freund in meinem Leben steige ich in den Aufzug. Aber was fange ich nur mit seinen Ratschlägen an? Muss ich wirklich zu diesem Mittagessen mit Charles gehen, das ich ja eigentlich schon abgesagt habe? Ich denke weiter darüber nach, während ich mir die Zähne putze und ausgiebig das Haar bürste. Ich schicke meinem Papa eine kurze Mail, um ihn an meinem wunderbaren Abend, den ich dank ihm in der Oper hatte, teilhaben zu lassen. Danach lege ich mich sehr glücklich schlafen und sage mir, dass ich wirklich nicht viel zu verlieren habe, wenn ich dieses Treffen mit Charles Delmonte wahrnehme. Mit dem hübschen, atemberaubenden, super sexy Charles Delmonte, füge ich im Halbschlaf lächelnd hinzu, bevor ich einschlummere.

5. In seinem Revier
    Der darauffolgende Tag in der Uni zieht sich hin, besonders weil Manon und ich kein Wort mehr miteinander reden und Guillaume nicht da ist. Ich komme erschöpft nach Hause und lege mich beinahe sofort schlafen. Der nächste Tag, Freitagmittag, ist der Tag, für den mich Charles zum Mittagessen eingeladen hat. Freitags habe ich keine Seminare, hat er sich das womöglich gemerkt? Ich beschließe letztlich, Guillaumes Rat zu befolgen und doch zu der Verabredung zu gehen. Der Name des Treffpunkts sagt mir etwas und nach etwas Googeln wird mir klar, dass er mich an den Ort bestellt hat, wo seine Büros sind.
Als ich am Freitagmorgen aufwache, weiß ich, dass ich hingehen werde. Ich achte darauf, ein schlichtes, aber schickes Outfit zu wählen: eine schwarze Jeans, mein Seidenoberteil, das ich so liebe, und schwarze Ballerinas. Meine kleine schwarze Lederjacke rundet das Ganze noch ab: Mit ihr fühle ich mich selbstbewusst und das brauche ich jetzt. Ich frage mich, was Manon anziehen würde. Ein rotes Kleid, Stöckelschuhe, solche Sachen bestimmt. Dieser Mann spielt in einer ganz anderen Liga als ich. An dem Tag, an dem er mir den Brief brachte, war ich mir sicher, dass ich seine Augen glänzen sah, während er mit Manon über wer weiß was redete. In der Metro bekomme ich Zweifel. Schließlich hatte ich die Einladung ganz schlicht und nett abgelehnt, aber trotzdem verstand ich nicht, warum Charles, der so beschäftigt ist, nicht schon andere Pläne hatte. Und wenn er nicht da war? Und wenn er mit einer anderen Frau da war? Jetzt kann ich nicht mehr zurück, ich befinde mich in der Straße, die er in der ersten SMS erwähnt hatte.
    Am Ende einer gepflasterten Sackgasse stoße ich ein Eingangstor auf, das zu einem großen Innenhof führt. Der Stadtlärm, obwohl immer noch sehr nahe, ist kaum hörbar, sobald man in den wunderschönen, blühenden Innenhof eintritt. Ich erblicke das Schild mit dem Namen von Delmontes Firma. Ich öffne die Tür und betrete ein riesiges Künstlerloft mit edler Innenausstattung. Es ist atemberaubend schön. Ich bin überwältigt, alles scheint so geschmackvoll und nobel, so geräumig, so aufwändig eingerichtet. Eine Dame kommt auf mich zu. Eine Dame, was sage ich, ein prachtvolles Geschöpf, mit blonder,