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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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dass ihm dies bislang noch nicht geglückt war. Ihr Widerstand erregte ihn zwar, doch bereitete sie ihm größere Schwierigkeiten als geahnt. So hatte sie in einem unaufmerksamen Moment einen herumstehenden alten Hocker in die Finger bekommen und damit versucht, auf ihn einzuschlagen. Das Poltern des herunterfallenden Hockers hatte Benthin gehört, kurz nachdem er in das Gebäude hineingestürmt war. Dann hatte sie ihn auch noch in die Hand gebissen, die er sich nun schmerzvoll grimassierend hielt. Seine Schmerzen konnten jedoch seine Lust auf sie nicht mildern, sondern entlockten ihm nur die Worte, die Benthin auf die richtige Spur gebracht hatten. Dessen Einschreiten kam völlig unerwartet. Kabus zuckte vor Schreck zusammen. Wie war es möglich? Er hatte natürlich nicht ahnen können, dass Elli und Jakob sich kannten. Er hatte den Jungen für einen zufällig vorbeikommenden, naseweisen Möchtegern-Kavalier gehalten, der sich als Ehrenmann aufspielen wollte und von dem heftigen Schlag ins Gesicht ausreichend abgeschreckt war. Elli hingegen hatte innerlich gefleht, Jakob möge den Ernst der Lage verstehen und Hilfe holen. Die Hoffnung darauf hatte ihr die Kraft verliehen, sich die ganze Zeit über erfolgreich zur Wehr zu setzen. Doch nun konnte sie nicht mehr. Tränen der Erleichterung und Erschöpfung liefen über ihre Wangen, als Benthin ihren Peiniger beiseite stieß, sich niederkniete und besorgt über sie beugte. Kabus nutzte den Moment der Schwäche seines Kontrahenten und trat ihm auf die Hand, mit der er die Waffe hielt. Benthin schrie vor Schmerz auf. Die Pistole entglitt seinem Griff, und Kabus riss sie geschickt an sich. Als Mann des Militärs kannte er sich im Umgang mit Waffen selbstverständlich bestens aus und richtete die entsicherte Pistole auf Benthin: 
    „So, Benthin, jetzt bist Du geliefert! So oder so! Ich mache Dich fertig! Bestimmt wird es Deine anständige Frau schockieren, wenn ich ihr verrate, woher wir uns kennen. Das wirst Du ihr bestimmt nicht gesagt haben, oder? Du erinnerst Dich doch sicher noch daran, wie Du mir im Bordell meine Lieblingshure abspenstig gemacht hast, nicht wahr?“ Benthin sah ihn erschüttert an: 
    „Kabus, Sie sind ja komplett verrückt. Sie gehören in die Anstalt.“
    „Pass‘ auf, was Du sagst! Willst Du es etwa abstreiten?“ Bedrohlich kam er mit der Waffe etwas näher heran.
    „Ich streite gar nichts ab. Meine Frau weiß schon lange, dass ich ein Vorleben habe, auf das ich nicht unbedingt stolz bin. Das ist doch alles schon Ewigkeiten her. Ich kann mich auch beim besten Willen nicht erinnern, Ihnen in die Quere gekommen zu sein. Wenn sich eine der Damen an Ihrer Stelle für mich entschieden haben sollte, lag das nicht in meiner Macht. Ich habe jedenfalls nie einem anderen bewusst die Frau ausgespannt - ganz im Gegensatz zu Ihnen.“ Benthins scheinbare Ruhe und sein sachlicher Ton ärgerten den Oberstleutnant maßlos:
    „Ja, wie immer überheblich und vollkommen gelassen. Das schätzen die Damen wohl so an ihm, stimmt’s nicht, Elli?“
    „Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel, Kabus!“
    „Ah! Da hört es natürlich auf mit seiner Gelassenheit! Diese Frau ist heilig. Pah! Wie eine Hure hat sie sich im Rathaus von Dir durchvögeln lassen! Und ich werde es allen erzählen - das war’s dann mit dem fabelhaften Ansehen des Herrn von Benthin nebst Gemahlin! Da sie es ja so gerne hat, mal richtig ‘rangenommen zu werden, könntest Du sie mir eigentlich auch gleich zur Verfügung stellen und Dir selbst mal eine Verschnaufpause gönnen!“ Seine Provokationen verfehlten ihre Wirkung nicht. Benthin befand sich strategisch immer noch in einer denkbar schlechten Position neben Elli auf dem Boden. Er schnellte plötzlich wie eine Raubkatze vor und schnappte nach Kabus‘ Beinen, um ihn zu Fall zu bringen. Kabus verlor das Gleichgewicht und stürzte auf Benthin, der versuchte, ihm die Waffe zu entwinden. Elli schrie auf:
    „Bitte hört doch auf!“ Ihre Angst, ein Schuss könne sich lösen und Furchtbares anrichten, war nicht unbegründet. Ungeachtet ihres Ausrufs kämpften beide Männer verbissen weiter. Benthin wollte die Waffe endlich in Sicherheit bringen - es war eine Schnapsidee gewesen, sie mit hierher zu bringen. Er hätte sie zur Not auch aus dem Fenster geworfen, nur um die tödliche Gefahr abzuwenden, die von dem Andenken an seinen Großvater ausging. Kabus war wie besessen, die Pistole zum Einsatz zu bringen. Er kämpfte mit irrem Blick und war wie

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