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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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    „Ich… bin einfach losgerannt… zu Ihrem Haus.“ Benthin versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Er eilte ins Büro und schloss ein verstecktes Fach in seinem Schreibtisch auf, dem er eine Waffe entnahm. Er hatte die alte Duellpistole einst von seinem Vater als Andenken an den Großvater bekommen.
    „Komm!“, forderte er Jakob auf und zog ihn mit nach draußen zur Kutsche.
    „Zur Suppenküche! Schnell!“ Paulsen sah das Entsetzen in den Gesichtern der beiden und die Waffe in Benthins Hand. Er verstand den Ernst der Lage und verzichtete auf seine üblichen Bemerkungen. Stattdessen heizte er den Pferden mit der Peitsche ein, was sonst nicht seine Art war und auch von Benthin nicht gerne gesehen wurde. Doch dem war im Augenblick jedes Mittel recht, um Elli zu finden. Ihm war speiübel bei dem Gedanken, was der Mann mit ihr tun würde. Wer war der Kerl? Er würde keine Sekunde zögern und von der Waffe Gebrauch machen, wenn er Elli auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Das stand fest. Jakob weinte immer noch. Benthin strich ihm tröstend über den Kopf und gab ihm sein Taschentuch, damit er sich das Blut und die Tränen abwischen konnte.
    Als sie kurz darauf an der Suppenküche ankamen, sprangen sie aus der Kutsche. Jakob sah sich verwirrt um. Er war heute zum ersten Mal in diesem Viertel gewesen. Benthin beschwor ihn:
    „Konzentriere Dich! Wo hast Du sie gesehen?“ Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte Jakob ein baufälliges Haus mit einem Durchgang zu einem Hinterhof und sah die Szene plötzlich deutlich vor sich:
    „Da! Da drüben hat er sie ‘reingezogen!“ Er fuchtelte wild mit einem Arm in die Richtung und rannte auch schon los. Benthin hatte ihn mit wenigen Schritten eingeholt. Paulsen eilte so schnell er konnte hinterher.
    „Und dann?! Wo sind sie dann hingegangen!?“ Wieder drängte er Jakob, sich zu erinnern.
    „Ich weiß es nicht. Das habe ich nicht mehr gesehen. Da bin ich schon losgerannt…“ Er senkte betreten den Kopf. Benthin stürzte auf die erste beste Tür zu, die sich seitlich in dem Durchgang zum Hinterhof befand.
    „Ich suche hier - gehen Sie mit Jakob in den Hinterhof und sehen sich da um. Und lassen Sie den Kerl nicht entwischen!“
    Er betrat den Flur so leise er konnte. Sein Herz schlug so laut, dass er meinte, man müsse es durch das ganze Haus hören. Hier schien niemand zu wohnen. Die Luft war staubig und die kleinen Fenster so dreckig, dass kaum Sonnenlicht hereinfiel. Er wollte schon wieder den Rückzug nach draußen antreten, als er von oben ein Rumpeln und einen erstickten Schrei hörte. Benthin musste sich zwingen, nicht laut polternd die Treppe hinaufzustürmen. Falls der Täter Elli mit einer Waffe bedrohte, konnte eine derart überstürzte Handlung sie in größte Gefahr bringen. Oben angekommen versuchte er angespannt, weitere Geräusche wahrzunehmen.
    „Au! Du Biest!“ Hinter einer Tür hörte er eine Männerstimme, die er nur zu gut kannte: Kabus ! Als hätte er es geahnt, dass ihm die Warnung, die er ihm erteilt hatte, immer noch nicht reichen würde. Schon die Art, wie er Elli und ihn auf dem Ball im Rathaus angesehen und versucht hatte, mit ihr zu sprechen, hätte seine Alarmglocken schrillen lassen müssen. Dieser Kerl musste vom Teufel geritten sein, sich Elli noch einmal zu nähern. Benthin war niemand, der eine Drohung nicht wahrmachte… Er zögerte nicht länger. Die Türen im Haus wirkten nicht sonderlich solide, und er betete, Kabus möge unbewaffnet sein. Zumindest wollte er den Überraschungseffekt auf seiner Seite haben, als er sich nun mit Anlauf und voller Kraft, die ihm die Angst um seine Frau verlieh, mit einer Schulter gegen die Tür warf, hinter der er die Stimme vernommen hatte. Die Tür flog krachend aus den Angeln. Der Raum war deutlich heller als der dunkle Flur, so dass Benthin für einen Moment vom Sonnenlicht geblendet war, das durch die trüben Fensterscheiben wie durch Nebel die staubige Luft des Raumes zerschnitt. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Kabus hatte Elli auf den Boden gezwungen und versucht, ihren Rock nach oben zu schieben. Ihre heftige Gegenwehr hatte ihn allerdings am Vorankommen seines Vorhabens gehindert, so dass er schließlich ihre Bluse am Ausschnitt gepackt und einfach aufgerissen hatte. Ihr Miederwar zu seinem Ärger dabei unbeschadet geblieben, und er wollte es als nächstes zerreißen, doch Elli hatte wild um sich geschlagen und heftig mit den Beinen gestrampelt, so

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