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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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Umherblicken vergewissert zu haben, dass sie unbeobachtet waren. 
    „Aber, aber! Meine kleine Freundin, was ist denn nur los mit Ihnen? Das müssten Sie doch längst erraten haben. Mein größtes Laster ist meine Schwäche für Sie - Elli. Sie erlauben doch, dass ich Sie so nenne?“

Kapitel 17
    Am späten Abend hielt Paulsen die Kutsche vor Benthins Haus an und wollte Elli beim Aussteigen behilflich sein. Doch wie immer war sie schon selber mitsamt ihrer kleinen Reisetasche ausgestiegen.
    „Dit‘se aber ooch imma so flink sein müssen, jnädige Frau. Lassen‘se sich doch ma‘ helfen! Da brennt ja noch Licht im Büro - arbeitet Benthin denn imma noch?“
    „Wahrscheinlich - das ist bei ihm ganz normal.“
    „So ville hat der aber früher nich‘ jearbeitet. Der bringt sich noch um - nich‘ ma am Wochenende hatter‘se zu Ihr‘n Eltern bejleitet. Also, wenn icke er wär‘, würd‘ ick mir ma‘n bissken mehr um meene Frau kümmern, wa!“ Paulsen hatte sich regelrecht in Rage geredet und dabei nicht gemerkt, wie schmerzhaft seine Worte für Elli sein mussten. Sie blickte betreten auf den Gehweg. 
    „Vazeihung, dit jeht mir wohl nüscht an. Ick sollte besser meen vorlautes Mundwerk halten…“
    „Ach Paulsen, Sie haben ja Recht - er arbeitet wirklich zu viel, aber das muss wohl so sein, wenn man sich hohe Ziele gesteckt hat. Ich habe mich daran gewöhnt“, gab ihm Elli resigniert zu verstehen.
    „Naja, es jeht mir ja wie jesacht nüscht an, aber Arbeiten bis zum Umfallen - dit is noch niemandem jut bekommen, und er müsste ja noch nich‘ ma‘ arbeiten! Dit soll noch einer vasteh‘n… tss. Naja, nüscht für unjut. Ick will meine Frau jedenfalls nich‘ länger warten lassen. Jute Nacht, Frau von Benthin.“ 
    „Danke, Herr Paulsen, und Ihnen auch eine gute Nacht - grüßen Sie Ihre Frau von mir.“
    Elli war nicht weiter überrascht gewesen, als Benthin ihr eröffnet hatte, sie übers Wochenende nicht zu ihren Eltern begleiten zu können, obwohl sie beide schon seit einem kurzen Besuch zum Essen während der Weihnachtsfeiertage nicht mehr dort gewesen waren. Elli hatte den Eltern sein Fehlen geschickt mit seinen politischen Ambitionen erklären können, so dass sie nicht misstrauisch geworden waren. Lediglich Martha hatte Elli skeptisch angesehen, wurde aber sogleich von ihrer überschwänglichen Freude, sie wieder zu sehen, mitgerissen.  Über den begeisterten Schilderungen ihrer Tätigkeit im Frauenverein vergaß die Köchin schließlich, Elli mit bohrenden Fragen zu ihrem Ehemann zu konfrontieren. Der Familie falsche Tatsachen vorzugaukeln, hatte Elli große Anstrengung gekostet. So sehr sie sich auf ein Wiedersehen mit allen im Elternhaus gefreut hatte, so sehr musste sie sich zusammenreißen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie es um ihr Gefühlsleben stand. Da war nicht nur die Enttäuschung über den Mann, in dem sie offenbar jemand anderen gesehen hatte, als er tatsächlich war. Noch mehr belastete sie die neu hinzu gekommene Verwirrung ihrer Gefühle durch Kabus‘ Geständnis. Die kurze Reise zu den Eltern war eher eine Flucht, um etwas Abstand zu den Geschehnissen zu gewinnen. Elli war beinahe erleichtert gewesen, dass Benthin abgesagt hatte, denn so konnte sie ungestört ihren Gedanken nachhängen, während sie im elterlichen Garten spazieren ging. Für eine Bootsfahrt war es leider entschieden zu kalt - der See war teilweise zugefroren und das Boot im Schuppen sicher untergebracht, damit es keinen Schaden durch den Frost nehmen konnte. Kabus hat also eine Schwäche für mich. Was immer er mir damit auch sagen will, ich sollte ihm vielleicht doch besser aus dem Weg gehen. Andererseits… In Ellis Kopf spielte sich ein heftiger Kampf zwischen unerfüllten Sehnsüchten und moralischen Ansprüchen ab. Selbst wenn sie geltende gesellschaftliche Normen immer wieder in Frage stellte, erschien ihr ein derart enger Kontakt einer verheirateten Frau mit einem verheirateten Mann doch ziemlich gewagt. Andererseits… war sie in ihrer Ehe nicht glücklich, und Kabus schien es seinerseits nicht zu sein. Was spräche also gegen eine Freundschaft , die dem Zweck dienen könnte, sich Mut zu machen und sich gegenseitig ein wenig aufzuheitern? Doch dann musste sie sich wiederum eingestehen, dass ihr seine mehr als freundschaftlichen Annäherungsversuche weder entgangen noch unangenehm gewesen waren. Seine irritierende Art, sich ihr immer wieder sowohl mit Worten als auch körperlich zu nähern,

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