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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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werden, »Bewertungen und
Verifizierungen« vorzunehmen, um die eigene wirtschaftliche Lage zu erkennen
und Transparenz zu garantieren. Nur so sei für die Leitung des Vatikans »ein
Minimum an Kontrolle gewährleistet, sodass dieser seine Aktivitäten in die
richtigen Bahnen lenken kann«.
    Die Vorschläge werden erwogen und angenommen. Nach einer genauen
Püfung durch eine Kommission wird im März 2012 die erste Neuerung
offiziell. Im Vatikan beginnt man, ein Finanzministerium aufzubauen. Die
Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten, die für die Kontrolle der
Verwaltungen des Vatikans zuständig ist, wird zu einem päpstlichen Dikasterium.
Was sind die Ziele? Die Behörde soll sich der »wirtschaftlichen Ausrichtung und
der Wirtschaftsplanung widmen wie auch der Überwachung und Kontrolle der Ämter
des Heiligen Stuhls«, wie es in der offiziellen Note heißt. Dies ist der erste
Schritt eines langen Weges, der jedoch unausweichlich zu einer grundlegenden
Revision der Buchhaltung der Kirche in jedem Glied und jedem Land führen wird.
Um zu sparen, Verschwendung, nutzlosen Aufwand und unerlaubte Geschäfte zu
unterbinden und so Skandalen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
vorzubeugen. Ein notwendiger Weg nach den verheerenden Vorhersagen der
päpstlichen Berater.
    »Italien vom Konkurs bedroht, greifen Sie ein, Ratzinger«
    In der Zwischenzeit jedoch überstürzen sich außerhalb der
heiligen Hallen die Ereignisse. Es ist Herbst 2011, als der Spread, der
Risikozuschlag für Staatsanleihen, fast 500 Punkte erreicht, die
Zinsen der Staatsanleihen, mit denen man dem Risiko eines Staatsbankrotts
vorbeugen möchte, über sechs Prozent steigen und die Banken den Unternehmen
immer weniger Kredite geben. Gotti Tedeschi ist besorgt. Er fordert den Papst
auf, in ökonomischen Fragen eine gemeinsame Linie des Heiligen Stuhls
vorzugeben und dabei genau darauf zu achten, dass sie mit dem Vatikan und
seinem Bild in der Öffentlichkeit zu vereinbaren ist. Er gerät außer sich, als
der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden mit dem Sekretär Bischof Mario
Toso die Einrichtung einer »öffentlichen Autorität mit allen Vollmachten
fordert, die auf Recht und gemeinsamen Regeln basiert« und Normen zur Regelung
des internationalen Währungs- und Finanzsystems festlegen soll. Gotti Tedeschi
findet das Dokument weltfremd. Regeln für Transparenz zu fordern, wenn gegen
das IOR wegen Geldwäsche ermittelt wird, scheint
ihm gefährlich und unklug. Der Bankier befürwortet Veränderungen, sofern sie
einer abgesprochenen Strategie folgen, die darin bestehen soll, bestimmte
Dinge, falls notwendig, öffentlich zu machen, ohne aber gewagte Lektionen über
Transparenz zu erteilen. Es sei wohl besser, die Dinge hinter den Kulissen zu
regeln. Am 24. Oktober
teilt er seine Vorstellungen Georg Gänswein mit, damit dieser etwas unternimmt.
     
    Das Dokument
[des Päpstlichen Rates »Justitia et Pax«] analysiert komplexe Zusammenhänge nur
oberflächlich und macht fragwürdige Vorschläge, die eher finanzieller als
moralischer Natur sind. Diese Hinweise beruhen auf ökonomischen Prämissen und
Überlegungen, denen man nicht zustimmen kann. Außerdem wird das Dokument in einem
bestimmenden Ton präsentiert, und das in einem Augenblick, in dem gegen eine
Institution des Heiligen Stuhls (das IOR) wegen Verdachts auf undurchsichtige
Geldgeschäfte »ermittelt« wird und der Heilige Stuhl sehr darauf bedacht ist,
auf die sogenannte Weiße Liste zu kommen. Es erscheint mir nicht sehr klug,
wenig überraschende Lektionen in Finanzen (und nicht in Moral) zu erteilen. Das
Dokument sieht den Grund der Wirtschaftskrise in umstrittenen und durchaus
zweifelhaften Fakten und verwechselt Ursache und Wirkung. […] [4] Die Lösungsvorschläge in dem
Dokument beziehen sich auf die Instrumente anstatt auf die Personen, die damit
operiert haben. Und es sind Vorschläge, die schon seit Ewigkeiten an allen
kompetenten Stellen diskutiert werden: Finanztransaktionssteuern und
Rekapitalisierung der Banken (niemand will die Banken rekapitalisieren, das
können nur die Regierungen tun. Was macht »Justitia et Pax« – schlägt der Rat
eine Verstaatlichung der Banken vor?) [5]
     
    In seiner Einleitung schreibt Gotti Tedeschi, es handele
sich »um eine kurze Notiz, für Sie persönlich« und verstößt damit gegen seit
Langem bestehende Regeln. Ohne näher auf den Inhalt einzugehen, ist es in
diesem Zusammenhang vor allem interessant

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