Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
Buddhismus). Christ zu werden bedeutet, mit dieser Welt zu
brechen und den Eindruck zu erwecken (oder es auch wirklich so zu empfinden),
man wäre »weniger japanisch«. Allgemein herrscht das Gefühl, dass Japan zu
einem der wichtigsten Länder der Welt geworden ist mit all seinen Stärken und
den in Jahrhunderten erworbenen Werten. Sie sind stolz auf ihre Identität und
haben kein Verlangen nach Belehrungen von außen […] Sie sind aufgeschlossen und
neugierig. Sie integrieren neue Dinge in ihre Kultur, wollen diese aber nicht
aufgeben. […] Und dies alles in einem Maß, dass man meinen könnte, jede
Konvertierung zum Evangelium sei ein wahres Wunder […]. Manche Bilder und Lebensweisen
der westlichen Welt, wie sie ständig in den Medien verbreitet werden: Gewalt,
Materialismus und Korruption, werden als Teil der christlichen Welt
wahrgenommen, die deshalb für sie nur schwer zu akzeptieren ist.
Der Nuntius kritisiert mit einer gewissen Ironie die
üblichen Mittel, neue Gläubige in der japanischen Bevölkerung zu finden; er
hält sie für ungeeignet:
Hier, würde
ich sagen, liegt der strittige Punkt, die Schwierigkeiten der Methode der
Mitglieder des Neokatechumenalen Weges. Soweit man sehen kann, kommen sie
hierher und wenden eine in Europa entstandene und entwickelte Methode an, ohne
sich zu bemühen, sie an die Gegebenheiten der hiesigen Welt anzupassen. Ich
habe bei ihnen hier in Japan dieselbe Vorgehensweise beobachtet wie in Kamerun,
wo ich vor zwanzig Jahren Missionar war. Dieselben Lieder (mit Gitarre),
dieselben Ausdrücke, dieselbe Unterweisung, und dies alles mit einer eher
gebieterischen statt einer einladenden Geste. Man kann die Spannungen,
Missstimmigkeiten und ablehnenden Reaktionen verstehen, da es manchmal wenig
Dialogbereitschaft gibt. Ihre Absicht ist zweifellos bewundernswert, auch ihr
guter Wille, aber ihnen fehlt die Anpassung an die hiesige Kultur. Dies genau
würden sich, nach meiner bescheidenen Meinung, die japanischen Bischöfe
wünschen: dass sie sich von ihrem europäischen Gewand befreien und den Kern
ihrer Botschaft in einer reinen, an den Menschen orientierten Form vermitteln.
Die Überlegungen des Diplomaten lassen wenig Hoffnung,
dass die katholische Gemeinde in Japan wachsen wird, auch wenn der Vatikan mit
seinem Netz von Botschaften und Missionen auf dem gesamten Planeten jeden
Schritt, jedes Problem, sei es ökonomischer, politischer oder religiöser Art –
Probleme, die am Petersplatz genauso wie in der abgelegensten Diözese Ecuadors
auftauchen können –, sehr aufmerksam wahrnimmt. Besonders, wenn die Gefahr
besteht, dass es unter den Gläubigen Aufsehen erregen oder einen Skandal
auslösen könnte.
Vatileaks, Terrorismus und Morde
Die ETA-Terroristen bitten den Vatikan um Hilfe
Im Oktober 2011 erklärte die baskische Untergrundbewegung ETA nach 43 Jahren gewaltsamer
Aktionen, bei denen 829 Menschen
ums Leben gekommen waren, offiziell »das definitive Ende bewaffneter Aktionen«.
Für Spanien ist dies ein sensationeller Wendepunkt, mit dem eine blutige Epoche
zu Ende geht, und ein weiterer Schritt auf dem schwierigen Weg zu einer
Befriedung des Landes. Diese Kehrtwendung ist die erste ihrer Art. Auf der
Iberischen Halbinsel stehen politische Wahlen bevor, und die Erklärung der ETA heizt den Wahlkampf an, vor allem bei der
Linken. Der damalige Ministerpräsident José Luis Zapatero verkündet begeistert,
dass »unsere Demokratie von nun an eine Demokratie ohne Terrorismus, aber nicht
ohne Gedächtnis ist«, während sein Stellvertreter Alfredo Pérez Rubalcaba, der
Spitzenkandidat der PSOE, bemüht ist, den unerbittlichen Kampf gegen den
Terrorismus zu betonen und an die Opfer des baskischen Separatismus zu
erinnern.
Was hinter den Kulissen passiert ist, ob und wie das Räderwerk der
Diplomatie diese Entscheidung beschleunigt oder beeinflusst hat, ist unbekannt.
Die Ankündigung der ETA erfolgt drei Tage
nach der Friedenskonferenz von San Sebastián, bei der die baskische
Untergrundorganisation offiziell aufgefordert worden ist, die Waffen
niederzulegen. Es war eine klassische Zusammenkunft wie bei großen Anlässen
üblich, mit dem früheren UN-Generalsekretär
und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan, der auch zur Beendigung der
Auseinandersetzungen in Irland beigetragen hatte; weitere wichtige
Persönlichkeiten wie Tony Blair, Jimmy Carter und der US-Demokrat
George Mitchell haben die Konferenz ausdrücklich unterstützt. Auch die
baskischen
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