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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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habe Pinto den
abendlichen Besuch einiger Kollegen von Sat2000 mit was weiß ich was
verwechselt. Der Fernsehsender war damals gerade in seinen Anfängen, und für
mich war es wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen, die Männer und Frauen, die
dort arbeiteten, kennenzulernen. Für mich war die Sache damit erledigt, und ich
muss gestehen, dass ich sie schon fast vergessen hatte.
    Das ist alles, Monsignore. Es schien mir wichtig, angesichts der
einzig plausiblen Spur alle Informationen zusammenzutragen, die mir durch das
unglaubliche Gerede wieder ins Gedächtnis gekommen sind.
    Erlauben Sie mir dennoch anzumerken, dass das Fehlverhalten, dessen
sich Vian leider schuldig gemacht hat, auf einer anderen Ebene liegt. Ihm fällt
ein anonymes, offensichtlich gefälschtes Schreiben in die Hände (auf welchem
amtlichen Schriftstück der Republik Italien werden bei einer Anklage gegen
einen Fünfzigjährigen die Vor- und Zunamen der betagten Eltern genannt?), das
noch dazu verleumderischen Charakters ist (in den Akten aus Terni gibt es
keinen Hinweis, der mit dem Vorwurf der Homosexualität in Verbindung gebracht
werden könnte, wie selbst Feltri eingestehen musste). Und was tut er? Er nimmt
es und reicht es – er, der Chef des Osservatore Romano – einem Kollegen weiter, der für seine Skrupellosigkeit bekannt ist. Er
beglaubigt die Echtheit des Dokuments und stellt in Aussicht, eine öffentliche
(und zweckdienliche) Kampagne gegen den Chefredakteur der katholischen
Tageszeitung zu starten. Wo bleiben da das moralische Empfinden und die
kirchliche Gesinnung?
    Monsignore, ich kann Ihnen nicht verhehlen, dass mich etwas an
Ihrem überaus freundlichen Anruf gestern zunächst erstaunt hat. Aber ich
versichere Ihnen bei Gott, dass ich gelassen bin und davon überzeugt, dass sich
die Wahrheit auch unter diesen Umständen durchsetzen wird. Noch einmal sage ich
Ihnen: Wäre ich ein Homosexueller, noch dazu ein notorischer Homosexueller,
hätten dann nicht die Kollegen in den drei Redaktionen, mit denen ich Stunden,
Tage und Jahre verbracht habe, mit denen ich jedes nur erdenkliche Thema
diskutiert habe, um die Positionen der Kirche zu allen aktuellen
gesellschaftlichen Fragen in die Öffentlichkeit zu tragen, nicht bemerken
müssen, dass etwas nicht stimmt? Hätte ich mir dann wirklich bis zum heutigen
Tage ihre Wertschätzung bewahren können, als gläubige Christen und
Familienväter? Darüber hinaus, Monsignore, bin ich kein junger Mann mehr. Wie
andere auch, so habe ich in meinem Leben die verschiedensten Phasen
durchlaufen. Von meinem dreißigsten bis zu meinem vierzigsten Lebensjahr war
ich Initiator der wöchentlich erscheinenden Bistumszeitschrift von Treviso und
Vorsitzender einer sehr lebendigen Ortsgruppe der Katholischen Aktion, die, um
ein Beispiel zu nennen, jeden Sommer rund fünfzig Ferienlager organisiert hat
(Sie kennen Lorenzago, das war einer der Standorte unserer Camps). Ist es
denkbar, dass niemand einen Grund gefunden hat, sich über mich zu beschweren?
Zuvor war ich, zwischen meinem 22. und 30. Lebensjahr, blutjunger »Leiter« (um es so
auszudrücken) des nationalen Dachverbands der Katholischen Aktion (der sich
damals in der Via della Conciliazione 1 befand, der Präsident war
Professor Agnes). Gemeinsam mit mir wuchsen hier Dutzende und Aberdutzende
anderer junger Leute heran, für die Johannes Paul II. den WJT [Weltjugendtag] ins Leben rief: Und auch
hier stellt sich die Frage, warum niemand etwas zu beanstanden hatte. In den
letzten neun Jahren in Rom schließlich habe ich in einem kleinen Apartment
innerhalb einer größeren, »herrschaftlichen« Wohnung gelebt, deren Besitzerin,
eine viel beschäftigte Mutter zweier Kinder, beinahe geweint hätte, als ich ihr
vergangenen Monat eröffnete, dass ich bald nicht mehr ihr Mieter sein werde.
Ist es möglich, dass sie, die den Eingang zu meiner Wohnung von ihrem
Küchenfenster aus sehen konnte, nie etwas bemerkt hat?
    Verzeihen Sie mir diese Tirade. Sie ist nichts als ein kleiner
Ausbruch gegenüber einem erfahrenen und klugen Priester, auf dessen Wohlwollen
ich vertraue. In der Hoffnung auf Ihr Verständnis verbleibe ich
     
    ganz der Ihre
    Dino Boffo

Dokument 4     [4]
    Oné, 2.9.2010
     
    Eminenz,
    ich wünschte, vor Ihnen zu stehen, sodass Sie mich in meiner
ganzen Betrübnis sehen könnten.
    Betrübnis vor allem angesichts der Tatsache, Sie behelligen zu
müssen, wo ich doch weiß, mit welchen Sorgen Sie sich täglich plagen müssen.
Gott weiß, wie

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