Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
eine
Überzeugungskampagne gestartet, wenngleich ohne rechten Erfolg, einmal
abgesehen von der Irritation und Behinderung des Wegs der Versöhnung, der
Läuterung und Erneuerung. Trotz alldem ging der Weg mit dem vorgezeichneten
Programm unter Beteiligung der großen Mehrheit weiter, die – wenngleich nicht
ohne Mühe – mit genügend Eintracht und Engagement weitermacht. Es bleibt die
Ratlosigkeit darüber, wie viele sich der Notwendigkeit einer Erneuerung noch
immer nicht bewusst und sich nicht im Klaren darüber sind, wie sehr die
Botschaft der Erneuerung bereits Fuß gefasst hat. Dies gilt besonders für die
Ränder der Organisation, wo sich die örtlichen Vorgesetzten noch sehr
schwertun, die Ernsthaftigkeit und das Ausmaß der Erneuerung zu begreifen und
zu akzeptieren.«
6 Der von Benedikt XVI. gewünschte Prozess des Wandels erweist sich
jedenfalls als schwierig: »In Wirklichkeit tritt die große Mehrheit immer mehr
in den Prozess der Läuterung und Erneuerung ein, den die Legion […] verfolgt.
Es lässt sich unschwer feststellen, dass es gelegentlich immer noch Äußerungen
gibt, in denen sich eine Mentalität offenbart, der die Erneuerung schwerfällt,
sodass fast reflexartig der Kommentar zu hören ist: Leider treten wir immer
noch auf der Stelle! Aber in Wirklichkeit ist es nicht so. Auch wenn nur schwer
abzuschätzen ist, wie viele die Notwendigkeit der Erneuerung und Läuterung
tatsächlich begriffen, übernommen und akzeptiert haben, so ist doch
festzustellen, dass dieser Prozess weitergeht und von fast allen Legionären in
positiver Weise mitgetragen wird. Es ist allerdings kein Wunder, dass es nicht
so einfach ist, von der Einsicht, die die meisten zeigen, zur neuen Praxis
seitens aller überzugehen. Es gilt, Geduld zu haben und das Ziel nicht aus den
Augen zu verlieren. Die Zuversicht gründet insbesondere im Gefühl des Gehorsams
gegenüber der Kirche und der Treue zu ihr, das fast alle Legionäre hegen und
pflegen. Sie gründet im brüderlichen Leben in der Gemeinschaft, das für sie
einen Fixpunkt darstellt; im spirituellen Leben, das sie insbesondere mit der
Eucharistiefeier und der Liebe zur Arbeit und zu ihrer Organisation nähren. Es
gibt aber auch einige, die im Namen der Erneuerung und der Läuterung anfangen,
die Disziplin, das Festhalten am brüderlichen Leben, am Gebet und an der
Disziplin zu vernachlässigen. Für andere ist dies zuweilen ein Vorwand, dem Weg
der Läuterung zu misstrauen, der dennoch gegangen werden muss.«
7 Und weiter: »Es lässt sich nicht leugnen, dass einige Mitbrüder
einen schlechten Einfluss ausüben. […] Ihrer Ansicht nach disqualifiziert P.
Maciels Geschichte die ganze Struktur der Kongregation. Sie empfinden diese Art
von Engagement als eine persönliche Mission und bedienen sich zu diesem Zweck
des Internets mit einem Energieaufwand, der für Besseres genutzt werden könnte.
Einige konstatieren einen negativen Einfluss insbesondere auf die Jüngeren.
Solche Äußerungen sind wohl auch der Grund, warum einige Jüngere die Legion
verlassen. Einige, die diese Gruppe anführen, fühlen sich mit ihrer Berufung
unbehaglich und übertragen ihr Unbehagen auf die anderen, ohne dass dies zu
etwas Positivem führen würde. Sie deuten die Gegenwart entsprechend einem alten,
mittlerweile fest gefügten Schema: Sie wollen nur das Alte sehen, das im Heute
fortwirkt. […] Da sie sich von der Verletzung, die der Kongregation zugefügt
wurde, nicht lösen können, starren sie auf die Wunden und reißen sie immer
wieder auf, anstatt tiefer zu blicken und hoffnungsvoll in die Zukunft zu
schauen, um für die wahre Erneuerung zu wirken und den wahren Weg der Umkehr
einzuschlagen. […] Die Botschaft des Evangeliums endet nicht mit der
Anprangerung der Sünde, sondern richtet den Blick zuversichtlich auf die
rettende Gnade, auf den angebotenen Weg der Umkehr. Dennoch nährt sich die
Kritik oft aus dem Alten, das fortdauert, aus dem Widerstand gegen die
Erneuerung, aus dem Verhaftetsein in der Vergangenheit, die andere immer noch
hochhalten, wobei sie die Wahrheit der Fakten leugnen. Und ebenso aus dem
Fortdauern von Verhaltensweisen, die noch allzu sehr von einem System geprägt
sind, das Mühe hat, sich zu erneuern. Es kommt darauf an, die Sünde zu erkennen
und auf die Gnade zu vertrauen; einige leugnen die Sünde, andere die erneuernde
Kraft der Gnade. Zwei Extrempositionen, die den Weg behindern können.«
8 Das stellt einen Bruch mit der Vergangenheit
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