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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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von Williamson sind die beiden Ereignisse
unauflöslich miteinander verknüpft. Es kommt zu einem Kurzschluss, der beide
Nachrichten zu einer verheerenden Botschaft verschmilzt: Der Papst hebt die
Exkommunikation eines Bischofs auf, der den Holocaust leugnet. Das Medienecho
ist gewaltig. Wie konnte das passieren? Um dies zu verstehen, muss man den
zeitlichen Ablauf genau rekonstruieren.
    Die Nachricht von der Rücknahme der Exkommunikation der Bischöfe,
die Erzbischof Lefebvre ohne Mandat des Heiligen Stuhls geweiht hatte, sickert
am 17. Januar
durch. Sie wird als Erstes im Blog des spanischen Journalisten Francisco José
Fernandez de la Cigoña verbreitet, der über die traditionalistischen Kreise der
Kirche bestens informiert ist. Drei Tage später, am 20. Januar,
veröffentlicht Der Spiegel vorab das Skandalinterview
von Bischof Williamson, das am Abend des 21. Januar im
schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Jetzt müssten im Vatikan die
Alarmglocken schrillen, aber die Sache erregt kein großes Aufsehen. Noch nicht.
Unterdessen macht die Indiskretion von der Aufhebung der Exkommunikation unter
italienischen und französischen Journalisten die Runde, und am 22. Januar
kommen Il Riformista und Andrea Tornielli im Il Giornale mit der Nachricht heraus. Doch der Heilige
Stuhl reagiert immer noch nicht. Es vergehen Tage, und niemand weist die
Führungsebene auf Williamsons irrwitzige, den Holocaust leugnende Äußerungen im
schwedischen Fernsehen hin. Die potente Informationsmaschinerie des Vatikans,
die tagtäglich Tausende von Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk- und
Fernsehsendern weltweit auswertet, versagt. Oder aber – das ist noch nicht klar – die Nachricht wird im Staatssekretariat einfach unterschätzt. Das
Parallelereignis jedenfalls entzündet den Funken. Die beiden Gleise – die
Aufhebung der Exkommunikation und Williamsons antisemitische Äußerungen –
bewegen sich in gefährlicher Weise aufeinander zu. Niemand merkt es.
    Die Rücknahme der Exkommunikation, zu der sich Benedikt XVI. im Bemühen um Versöhnung mit der
Piusbruderschaft und aus seinem Verständnis der Kirche als eines Leibs mit vielen Gliedern heraus entschlossen hat, wird am Samstag, dem 24. Januar,
um zwölf Uhr verbreitet – ohne eine offizielle Distanzierung von dem
Holocaust-Leugner Williamson. Für die Kirche sollte es ein Festtag werden, doch
der Bumerangeffekt ist fatal. Ein Sturm der Polemiken wird entfesselt. Die
Nacht bricht herein. Man versucht, irgendwie gegenzusteuern. Die Diplomatie ist
in heller Aufregung. Man formuliert eine offizielle Erklärung, die in letzter
Minute überarbeitet wird, um neue Spaltungen zu vermeiden. Der Satz von einem
»schismatischen Akt, an dessen Ausgangspunkt die Ablehnung der im Zweiten
Vatikanischen Konzil formulierten katholischen Lehre stand«, wie es im Entwurf
der Verlautbarung heißt, die mit einiger Verspätung herausgegeben wird, um die
erhitzten Gemüter zu beruhigen, wird in der offiziellen Verlautbarung vom 4. Februar
gestrichen. Man will nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Erhalten bleibt jedoch
ein anderer zentraler Punkt: Die Aufhebung der Exkommunikation hat die vier
Bischöfe zwar »von einer schwerwiegenden kanonischen Strafe befreit, aber nicht
die juridische Lage der Bruderschaft St. Pius X. geändert, die sich gegenwärtig
keiner kanonischen Anerkennung in der katholischen Kirche erfreut. Auch üben
die vier Bischöfe kein berechtigtes Amt in der Kirche aus.«
    Im Apostolischen Palast sind es Tage großer Anspannung. Prälat Georg
Gänswein bringt die Bitternis des Heiligen Vaters zum Ausdruck, der die Note
des Staatssekretariats Wort für Wort überprüfen will, um weitere Fauxpas zu
vermeiden. Aus den vom Papst vorgesehenen Korrekturen spricht der Schmerz
darüber, dass er die Fehler seiner Mitarbeiter nicht hatte verhindern können.
An der Stelle, wo auf Williamsons Leugnung des Holocaust Bezug genommen wird,
will Benedikt XVI. kundtun, was tatsächlich
vorgefallen ist: dass niemand ihn über die Äußerungen des Bischofs informiert
hat. »Vielleicht«, schreibt er in winziger Handschrift mit dem Füllfederhalter
an Bertone, »würde ich hinzufügen: die der Heilige Vater zum Zeitpunkt der
Aufhebung der Exkommunikation nicht kannte«. Dieses »Vielleicht« des Papstes
ist rhetorisch gemeint: Die Korrekturen werden sofort übernommen, der Satz in
die Presseerklärung eingefügt. Und es gibt weitere Änderungen in dem
Kommuniqué. Ratzinger streicht auch

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