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Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Titel: Seine Zeit zu sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Ostermaier
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deeskalieren. Es ist die Streif. Wenn sie bekannt geben, dass ein Kind verschwunden ist, bricht die Hölle los. Alle Kameras werden sich auf Sie stürzen und die Medien werden die Suche behindern, sollten wir ihn suchen müssen.«
    »Ja, wir müssen die Medien einschalten«, griff Yvonne nach dem Wort wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm, »sie müssen es überall durchgeben, im Fernsehen, im Radio, dass sie Igor suchen, Igor, bitte melde dich, deine Mama wartet auf dich, sie ist dir nicht böse, ich bin dir nicht böse, Igor, sie müssen es an den Liften ausrufen!«
    »Es ist keiner an den Liften, alle Lifte sind abgeschaltet. Draußen tobt ein Sturm. Wir…«
    »Er wird erfrieren, Igor erfriert, er ist da draußen und Sie denken nur an Ihren scheiß Tourismus, Sie Mörder, ich stehe jetzt auf und schreie, ich rufe die Presse an!«
    »Du rufst nicht die Presse an, ruf Christoph an, schau, ob er angerufen hat.« Petra wandte sich an Lord. »Sie haben hier doch Zimmer, oder? Vielleicht sollten wir sie auf ein Zimmer bringen.«
    »Ich lass mich nicht wegsperren, das würde dir wohl so passen, mich wegsperren und meinen Mann und mein Kind krallen, während ich vor Sorge, vor Kummer sterbe. Bestell mir einen Schnaps, ich brauche einen Schnaps, mir ist schlecht, verzeih, es tut mir leid, es tut mir so leid, ich bin an allem schuld, es ist meine Schuld, er wollte doch gar nicht in den Skikurs, er wollte bei uns bleiben, Christoph wollte, dass wir gemeinsam fahren, aber ich musste mich ja mit dir treffen, ich hatte dir ja versprochen, dass wir uns treffen, und jetzt ist Igor verschwunden!«
    »Jetzt soll ich auch noch schuld sein, dass dein Bengel einfach aus dem Skikurs abhaut!«
    »Wenn er sich etwas gebrochen hat. Er hat die warme Skiunterwäsche. Christoph bringt ihn um und dann holt er mich. Er kommt hier hereinspaziert und tut, als ob nichts wäre und tötet mich. Er weiß, wie er mich töten kann.«
    »Vielleicht ist es wirklich besser, Sie legen sich hin. Ich kümmere mich, ich werde die Behörden informieren, sie werden alles Nötige veranlassen, damit wir Ihren Sohn finden. Glauben Sie mir bitte, es ist nicht das erste Mal, dass ein Kind aus dem Skikurs ausbricht und abhaut und dann nach kurzer Zeit wieder auftaucht, ganz unschuldig lächelnd, während es seinen Eltern einen tödlichen Schrecken eingejagt hat. Spätestens in einer Stunde werden Sie ihn in Ihre Arme schließen«, versprach Lord und glaubte seinen eigenen Worten nicht, schaute auf den Schnee, den Sturm draußen, dem noch immer nicht die Luft, nicht die Wut ausgegangen war, nicht der Zorn, der Schnee sammelte seine Heere und stürmte herab, er umkreiste das Sonnbühel, es war nicht daran zu denken, die Hütte zu verlassen oder nur die Tür zu öffnen. Und es wird nirgends anders sein.
    Wie sollte man den Jungen suchen, ohne sein Leben zu riskieren, das Leben der Suchenden? Und bald würde es dunkel. Wenn der Sturm nicht nachlässt, gibt es keine Chance, falls der Junge dort irgendwo ist. Und wie will sein Anrufer den Weg hierher finden, wenn er nicht schon da ist? Aber wenn es dieser Christoph wäre, dann hätte sie ihn ja erkannt. Oder er ist im Haus, hat sich im Haus versteckt? Aber wie sollte das gehen? Lord verwarf den Gedanken, aber er fühlte sich beobachtet, hatte das beklemmende Gefühl, dass der Tod mit ihm im Raum sei und alle Zeit der Welt hatte, während ihre ablief, Sekunde um Sekunde im Schnee, der fiel und fiel und fiel.
    »Wenn Sie mir die Nummer Ihres Mannes geben«, holte sich Lord zurück in das Gespräch, »kann die Bergwacht ihn sicher orten und finden.« Nicht, wenn er sein Handy weggeschmissen hat, dachte Lord, oder im Schnee versenkt. Wenn sie recht hatte, wenn ihr Mann gewalttätig war, wenn ihre Träume sie nicht umsonst verfolgt hätten, wenn ihr Mann sein Mann am Telefon wäre, dann würde er kommen, würde er im ersten Moment, wenn es der Sturm zuließ, kommen. Lord hoffte, sie wären nicht ein und derselbe und alles nur ein falscher Schrecken, man würde den Jungen finden, er wäre schon unten im Ort. Aber so sehr er sich die Hoffnung und Erlösung einredete, desto mehr krampfte sich sein Magen zusammen zu einem Stein, der in die Tiefe des Unterbewussten fiel, in einen schwarzen See und seine Kreise zog. Endlich kam Scotty zurück an den Tisch. Wo war er nur so lange gewesen, er musste ihn einweihen, er musste ihm alles sagen, Scotty würde ihm helfen, er fand immer einen Weg, wenn alle Wege versperrt waren, aber

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