Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
das zu tun. Ebenso der Doktor.«
»Sie glauben also, Art oder Rodriguez haben Ihre Frau umbringen lassen, um sich selbst zu schützen?«, fragt Lorcan langsam. »Und nun suchen Sie nach Beweisen?«
»Genau.«
»Warum gehen Sie nicht zur Polizei?«, frage ich.
»Ich war dort.« Bernard lehnt sich gegen die Wand. »Zuerst hatte ich Angst, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Lucy in einem Leichenkeller der Polizei liegt …«
»Was ist passiert?«, frage ich.
»Ich … ich habe den Leichnam identifiziert; dann hat die Polizei erklärt, sie hätten gerade einen anonymen Anruf erhalten, dass Lucy vor ein Auto gerannt sei, dass es ein Unfall war.«
»Und die fehlende Handtasche?«
Bernard zuckt hilflos mit den Schultern. »Die Polizei scheint zu denken, dass jemand sie gestohlen hat, während der Krankenwagen unterwegs war.« Er seufzt. »Ich habe versucht, darauf hinzuweisen, dass die Sache vielleicht nicht so einfach ist … aber wenn ich der Polizei alles sage, was ich vermute, dann gerate ich in die Schusslinie, erst wenn …« Seine Stimme wird wieder schwächer.
»Wenn was ?« Ich halte die Luft an.
»Wenn ich sicher weiß, dass Rodriguez oder Ihr Mann in die Sache verwickelt sind«, sagt Bernard ruhig. »Es tut mir leid, ich weiß, dass dies schwer für Sie sein muss, aber ich werde nicht aufgeben. Wir waren zweiunddreißig Jahre lang verheiratet.« Seine Stimme überschlägt sich, und er sieht weg.
Ein Schauder durchläuft mich.
»Warum sind Sie jetzt hier?« Lorcan beäugt Bernard misstrauisch.
»Um Ihnen etwas zu erzählen, wenn ich darf … zu hören, ob Sie eine Erklärung dafür haben, Mrs. Loxley.« Bernard schaut auf, seine Augen flehen mich an, ihm zuzuhören. »Ich weiß, dass Sie Lucy letzte Woche nicht geglaubt haben, aber sie hat Ihnen die Wahrheit erzählt.«
Er meint, was er sagt. Wie seine Frau ist auch er ehrlich davon überzeugt, dass Beth lebend geboren wurde. Die Erinnerung schnürt mir den Hals zu – ich habe Lucy wütend weggeschickt. Habe ihre Behauptungen abgetan und dann Art davon erzählt. Und jetzt ist sie tot.
»Warum unterhalten wir uns nicht irgendwo drinnen?«, schlage ich vor.
»Danke«, sagt Bernard.
Lorcan und ich wechseln einen Blick.
»Okay, gehen wir zu mir«, sagt er.
Fünf Minuten später sitzen wir in Lorcans Wohnzimmer. Er stellt eine Flasche Whisky und drei Gläser auf den Tisch. Ich nehme meins, doch Bernard schiebt seins weg und bittet um Wasser.
Er hört aufmerksam zu, als ich erkläre, was ich sicher weiß: dass ich mitbekommen habe, wie Rodriguez zugab, Geld bekommen zu haben, dass Gary Bloode, der Anästhesist, der bei Beths Geburt dabei war, unter dubiosen Umständen – und ähnlich wie Lucy – ums Leben gekommen ist und dass das Bestattungsinstitut behauptet, keine Aufzeichnungen darüber zu haben, wer sich um Beths Leichnam gekümmert hat.
Bernard nickt langsam, während ich spreche, nimmt jede Tatsache schweigend zur Kenntnis. Doch als ich ihm von dem Memorystick mit dem Überwachungsband erzähle und davon, wie er mir gestohlen wurde, ringt er nach Luft.
»Aber das ist doch eindeutig der Beweis, den wir brauchen«, sagt er hoffnungsvoll. »Der Beweis, dass Lucys Schwester die Wahrheit gesagt hat – Ihr Mann und der Arzt waren in die Sache verwickelt.«
Ich schüttle den Kopf. »Art sagt, der Film müsse gefälscht sein. Außerdem habe ich ihn nicht mehr und …«
»Sie haben ihm diesen Film gezeigt? « Bernard fällt die Kinnlade herunter.
»Nein«, erkläre ich. »Ich habe ihm nur davon erzählt …«
»Und dann wurde er Ihnen gestohlen?« Bernard ringt die Hände. »Wer wusste sonst noch davon, dass Sie den Memorystick hatten?«
»Dr. Rodriguez.« Ich zögere. »Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie Art Zeit gehabt haben sollte, den Überfall zu organisieren. Er wusste erst von dem Überwachungsband, als ich ihm, wenige Minuten bevor ich angegriffen wurde, davon erzählt habe.«
Bernard sieht Lorcan an. Die beiden Männer werfen sich einen einvernehmlichen Blick zu. Plötzlich wird mir klar, dass sie glauben, ich wolle mir die Wahrheit nicht eingestehen.
»Art könnte schon die ganze Zeit gewusst haben, dass du den Memorystick hast«, sagt Lorcan sanft. »Er könnte so getan haben, als wüsste er nichts davon, damit du ihn nicht verdächtigst.«
»Aber wir haben gehört, wie Rodriguez jemanden angerufen hat … und dass dieser jemand definitiv nicht Art war.« Verzweiflung packt mich. Mein Instinkt und alle
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