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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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gibt dieses Überwachungsband aus dem Fair Angel, das Art mit unserem Baby zeigt. Ich bin mir jetzt sicher, dass Lorcan und Bernard recht haben, wenn sie Arts Behauptung zurückweisen, der Film sei eine Fälschung. Wenn er eine Fälschung wäre, wieso sollte ihn dann jemand stehlen und mich bedrohen?
    Ich erinnere mich an meinen Vorsatz, mich nur auf die Zukunft zu konzentrieren … nur darauf, Beth zu finden … doch in diesem Moment werde ich vor allem von einem Gefühl beherrscht: dass Art mich betrogen hat. Wie konnte er das nur tun?
    Der Fußboden knarrt. Ich schaue auf. Lorcan hockt vor mir. Er sieht mir in die Augen.
    »Wir werden Beth finden«, sagt er.
    Einen langen Augenblick sehen wir einander an.
    »Ich möchte zu diesem Hotel fahren«, versuche ich mit ruhiger Stimme zu sagen. »Ich möchte herausfinden, was Art dort macht … sehen, ob es etwas mit Beth zu tun hat …« Mir versagt die Stimme.
    Lorcan schaut auf die Uhr. »Okay, morgen früh, jetzt ist es zu spät – wir können nicht mitten in der Nacht dort ankommen.«
    Ich nicke und sehe dann in den Flur, wo Bernard gerade aus dem Bad zurückkommt.
    »Ich möchte morgen früh zuerst bei mir zu Hause vorbei.« Ich senke die Stimme. »Nachdem Art zur Arbeit gegangen ist.«
    »Warum?«
    Bernard kommt ins Wohnzimmer.
    »Ich würde Ihnen gern etwas dafür geben, dass Sie versuchen, mir zu helfen«, sage ich. »Ich weiß, dass es Lucy beschäftigt hat, dass Ihre beiden Kinder noch zu Hause sind und …« Ich halte inne, will ihn nicht in Verlegenheit bringen.
    Lorcan legt den Kopf schief. Ich weiß nicht, ob er mich für verrückt hält, weil ich Bernard Geld anbiete. Bernard selbst zupft verlegen an seinem Hemdkragen.
    »Ich … äh, das heißt Lucy und ich …« Er verstummt.
    Lorcan steht auf und klopft Bernard auf den Rücken. »Es ist spät. Warum bleiben Sie nicht einfach hier heute Nacht?«
    Bernard schüttelt den Kopf. »Nein, ich gehe zurück ins Hotel … Ich komme morgen früh wieder.«
    Lorcan begleitet ihn nach unten zur Eingangstür. Ich schalte mein Handy ein. Es ist voller Nachrichten und SMS . Die meisten stammen von Art, doch einige auch von Hen und je eine von Sue und meiner Mutter, deren Nachricht beginnt: Was in aller Welt machst du …
    Ich lese nicht weiter und öffne auch die anderen Nachrichten nicht. Wahrscheinlich haben Art und Hen meine Mutter und Sue angerufen – und ich habe weder die Energie noch das Bedürfnis, mich jetzt mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich schalte das Handy wieder aus, lehne mich in die Kissen zurück und schließe die Augen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich das Überwachungsband, das Art mit dem Baby auf dem Arm zeigt … unserem Baby.
    Erschöpfung kriecht durch meine Glieder.
    In meinem Traum laufe ich. Kunterbunt reihen sich in meinem Kopf Bilder aneinander, schnell. Beth läuft vor mir, sieht mich nicht. Sie ist acht, ihr dunkles Haar zu langen Zöpfen geflochten, die beim Laufen auf und ab wippen. Dann fängt mein Dad sie auf, und sie ist viel jünger, erst zwei oder drei, und er hält sie hoch, hoch in die Luft, und sie quietscht vor Vergnügen. Mein Dad lässt sie ein Stück herunter und spielt mit ihr »Engelchen flieg«. Mum steht etwas abseits und ruft ihm zu, dass er sie runterlassen soll. Ich laufe auf sie zu, komme ihnen aber nicht näher. Dann drehen sich alle drei zu mir um. Dads dunkle Augen sind wütend. Habe ich ihn wütend gemacht? Mum ruft: »Werd erwachsen, du bist mitleiderregend.« Beth fängt an zu weinen. Sie ist wieder acht, ihr Mund zittert vor Schmerz. Ich muss zu ihr, muss sie halten. Doch je näher ich komme, desto weiter entfernt sie sich von mir. Hilflos winkt sie mir zu. Tränen kullern ihr übers Gesicht. Ich strecke die Hände nach ihr aus, rufe ihren Namen. Dann ist sie weg, und ich bin allein in unserem Wohnzimmer mit Dad. Er sieht sich das Foto an, das ich von ihm habe, dasjenige, das ihn als Jungen zeigt. »Woher hast du das, Geniver?«, will er wissen, die dunklen Augen noch immer wütend. »Warum ist Beth nicht hier? Was hast du mit ihr gemacht?«
    Als ich aufwache, strömt die Sonne durch eine Lücke in den Wohnzimmervorhängen. Ich habe einen steifen Hals, aber mir ist warm, und ich liege auf dem Sofa, auf dem ich eingeschlafen sein muss. Jemand – wahrscheinlich Lorcan – hat mir die Schuhe ausgezogen, mich lang aufs Sofa gelegt und mich mit einer Decke zugedeckt. Seine Jacke hängt seitlich am Sofa. Ihr Duft steigt mir in die Nase. Sie riecht nach ihm –

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