Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
amüsant. Aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich von Lorcans möglichem Ruf als Schürzenjäger lieber nichts hören.
»Ich weiß, dass er eine Freundin hat«, antworte ich. »Er hat es mir selbst gesagt. Und das andere ist sowieso alles alter Tobak. Du weißt doch gar nicht, wie er jetzt ist.«
»Die Leute ändern sich nicht. Glaub mir.«
»Sicher.« Ich marschiere an ihr vorbei zur Haustüre. Eigentlich möchte ich sie aus dem Haus haben, aber Art hat sie eingeladen. Er hat sich an sie und an Hen gewandt, weil ich weggegangen bin. Was ist das alles nur für ein Schlamassel.
Mit Tränen in den Augen stürme ich hinaus und knalle die Tür hinter mir zu.
Lorcan runzelt die Stirn, als ich einsteige, aber als ich zur Warnung einen Blick auf Bernard werfe, der auf dem Rücksitz kauert, stellt er keine Fragen.
Wir fahren zu meiner Bank, und ich veranlasse, dass Bernard 20 000 Pfund aus Arts und meinem gemeinsamen Sparkonto überwiesen werden. Dann rufe ich beim Art & Media Institute an und sage, ich sei wieder krank und könne den Kurs heute nicht halten. Dann telefoniere ich mit Jim Ralston, Arts Steuerberater. Ich muss noch immer an das Geld denken, das Art an MDO überwiesen hat, und daran, dass Hen überzeugt ist, dass die Buchstaben für Manage Debt Online stehen. Könnten die Lügen, die Art mir über Beth erzählt hat, etwas mit erdrückenden Schulden zu tun haben, von denen ich nichts weiß?
Jim Ralston ist sofort am Apparat – so groß ist Arts Einfluss inzwischen geworden. Ich sage ihm, dass ich gerade alte Kontounterlagen durchgehe und mich frage, wie lange ich die wohl aufbewahren sollte.
Jim setzt mir bis ins Detail die Anforderungen an die Archivierung verschiedenster Dokumenttypen auseinander. Ich lasse ihn ein, zwei Minuten reden und frage dann, ob Art irgendwelche Schulden hat, deretwegen ich mir Sorgen machen sollte.
»Nein.« Nun klingt er etwas angespannt. »Aber ich verstehe nicht ganz … Warum fragen Sie? Hat Art etwas gesagt?«
»Nein, ich dachte ja nur …«, sage ich schnell. »Ich bin wohl einfach etwas überängstlich und will wohl nicht recht glauben, wie gut das alles gerade läuft.«
»Nun, das dürfen Sie ruhig alles glauben«, entgegnet Jim und kichert zufrieden. »Bei Loxley Benson sprudelt der Geldhahn wahrlich kräftig … und das mitten in der Krise. Und als geschäftsführender Direktor bezieht Art ein stattliches Einkommen von der Firma. Aber das wissen Sie doch, Geniver.«
»Und wie war das früher mit Schulden?«, frage ich nach.
»Viel Schulden hatte die Firma nie, wenn man’s bedenkt«, meint Jim nachdenklich. »Eigentlich nicht der Rede wert. Äh, Geniver, wenn ich mir die Frage erlauben darf, worum geht es denn eigentlich?«
»Nichts.« Verwirrt beende ich das Gespräch. Wenn Art wirklich nie hohe Schulden gehabt hat, dann muss Hen mit Manage Debt Online falschliegen. Dabei war sie sich so sicher. Es ist natürlich gut möglich, dass Jim lügt – er arbeitet schließlich für Art, nicht für mich. Aber nie habe ich auch nur den leisesten Hinweis gehabt, dass Art stark verschuldet ist. Sicherlich ist er mit der Gründung von Loxley Benson ein enormes Risiko eingegangen, und am Anfang stand der Erfolg auf Messers Schneide, aber das ist alles vierzehn Jahre her. Danach gingen noch sechs volle Jahre ins Land, bis ich mit Beth schwanger wurde, und da lief es bei Loxley Benson schon richtig gut.
Die 20 000 Pfund sind nun auf Bernards Konto. Das ist eine Menge Geld, aber angesichts unseres Jahreseinkommens wirklich nicht viel. Ich muss daran denken, dass Lucy O’Donnell sagte, sie seien in finanziellen Nöten, und dass ich das für eine Lüge hielt, um Geld von mir zu erpressen. Natürlich möchte ich mit der Zahlung an Bernard mein Gewissen zumindest etwas erleichtern – immer noch besser, als nichts zu tun. Gut möglich, dass Lucy noch am Leben wäre, wenn ich ihr geglaubt hätte. Mit dem Geld für ihren Mann bitte ich dafür um Verzeihung.
Wie viel ich überwiesen habe, sage ich Bernard erst, als die Sache über die Bühne ist. Ich komme zurück zum Wagen, in dem er und Lorcan warten, und reiche Bernard die Überweisungsquittung.
»Hoffentlich nützt das etwas«, sage ich.
Bernard sieht auf den Zettel. Sein verwittertes Gesicht knittert vor Schreck. Mit offenem Mund sieht er mich an.
»Ich kann es nicht glauben«, stammelt er. »Ich dachte, Sie ersetzen mir vielleicht die Reisekosten. Das hätten Sie nicht tun müssen, Mrs. Loxley. Lucy und ich, wir sind
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