Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
er normalerweise reingehen würde.«
Es regnet jetzt stärker, und ich dränge mich noch näher an Lorcan.
»Willst du es dir trotzdem ansehen?«, fragt er.
»Du meinst, nach Somerset fahren?«
Er nickt. »Warum nicht? Wir sind schon halbwegs da. Und wir haben keine andere Spur.«
Ich sehe in Lorcans entschlossenes Gesicht. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich ihm vertrauen kann, obwohl mein Instinkt mir sagt, dass er mir wirklich helfen will. Doch welche Wahl habe ich überhaupt? Art wird mir die Antworten, die ich brauche, nicht geben, aber er hat eine Spur hinterlassen. Und wenn ich der folge, wird sie mich am Ende sicher zu Beth bringen.
Wie auch immer, ich kann jetzt nicht mehr zurück.
Kapitel 18
Bis Shepton Longchamp werden wir etwa anderthalb Stunden brauchen. Ich rufe Bernard an und erkläre ihm, was wir entdeckt haben und was wir jetzt vorhaben. Auch er hat noch nie etwas von dem Laden namens Bitsy and Bobs gehört. Er berichtet, dass Art den ganzen Morgen in seinem Büro gewesen ist und dass er ihm auf den Fersen bleiben wird. Er klingt erschöpft.
Während die Landschaft draußen an uns vorbeifliegt, beschließe ich, noch intensiver nach Beth zu suchen, falls uns die heutige Fahrt nicht direkt zu ihr führt. Bernard tut sein Bestes, aber er kann Art nicht rund um die Uhr überwachen. Ich werde einen Privatdetektiv anheuern, der Art folgen soll, wenn er sich das nächste Mal als »Mr. Rafferty« ausgibt, und einen anderen, der das Geburts- und Adoptionsregister von vor acht Jahren durchforstet. Es ist sicher unmöglich, ein Kind vollständig zu verstecken. Und ich weigere mich zu glauben, dass jemand Beth hat schaden wollen. Wenn Geld geflossen ist, dann hat ihr Leben für jemanden einen Wert. Ich muss nur herausfinden, für wen … und was sie mit ihr gemacht haben.
Wieder versucht Art, mich zu erreichen. Ich gehe nicht ran. Ein Blick auf die Gesprächsprotokolle sagt mir, dass er meine Nummer stündlich immer zur vollen Stunde zu wählen scheint. Ich schalte mein Handy aus.
Lorcan und ich überlegen den größten Teil der Fahrt, wie wir am besten die Besitzer von Bitsy and Bobs ansprechen. Ich bin dafür, sie direkt danach zu fragen, ob sie Art erkennen. Lorcan meint, wir sollten etwas diplomatischer sein und vorgeben, dass wir nach einem Artikel suchen, den ein Freund neulich gekauft hat, und ihnen als Erinnerungshilfe einfach ein Foto von Art zeigen.
»Wir brauchen einen Grund, ihnen sein Foto zu zeigen, ohne dass sie argwöhnisch werden. Sie werden dann eher erzählen, dass sie ihn gesehen haben«, erklärt Lorcan. »Wenn wir überzeugend genug sind, werden sie keinen Verdacht schöpfen, dass wir einen Hintergedanken haben. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie Nein sagen. Wenn sie mit all dem, was Art getan hat, nichts zu tun haben, werden sie nicht einmal merken, dass wir lügen.«
»Du schlägst also vor, dass wir sie ausnutzen?«
Es hatte leicht sarkastisch klingen sollen, doch gestresst, wie ich bin, klingen meine Worte schwer und anklagend. Ich schiele zu Lorcan hin. Er konzentriert sich auf die Abzweigung, die wir gleich nehmen müssen.
Ein paar lange Augenblicke lang schweigen wir beide. Dann räuspert sich Lorcan.
»Ich kann verstehen, dass du denkst, ich hätte dich ausgenutzt, aber …«
Mein Gesicht glüht.
»Hör mal, Gen. Ich möchte an deiner Seite sein«, sagt Lorcan leise. »Hier. Jetzt.«
Ich denke an unsere Unterhaltung von gestern Abend. Wie bei allem, was Lorcan betrifft, fühlte sie sich zugleich seltsam und völlig natürlich an.
»Ich weiß, dass du dich in einer entsetzlichen Situation befindest, aber … wir müssen auch an uns denken … wie es mit uns weitergeht, oder?«
Ich blicke aus dem Fenster. Wir rasen über den Motorway. Draußen ist es noch immer grau und düster.
»Ich bin verheiratet«, sage ich.
»Mit einem Mann, der dir dein Kind weggenommen hat … der dich seit Jahren belügt.«
»Wir wissen nicht genau …«
»Warst du vorher glücklich mit ihm?«, unterbricht Lorcan mich mit ruhiger, aber nachdrücklicher Stimme. »Sag mir, dass du mit Art glücklich warst, bevor du herausgefunden hast, dass Beth noch leben könnte, und ich verschwinde.«
Ich lehne mich gegen das kalte Seitenfenster. Es stimmt, dass ich seit langer Zeit nicht wirklich glücklich mit Art bin. Unsere Beziehung hat funktioniert, als wir jünger waren, Art seine Träume von seinem Unternehmen mit mir teilte und ich noch schrieb. Doch nach Beths Tod
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