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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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Art. Lästiges Meeting in der Stadt. Bin bis vier zurück.
    Er war gegen vier wieder zurück. Wir haben eine Tasse Tee getrunken, und er hat meine Frage nach seinem Meeting mit einem Seufzer abgetan und erklärt, er wolle heute Abend nicht über die Arbeit sprechen. Wir haben uns dann was Indisches aus dem Schnellimbiss kommen lassen und im Fernsehen irgendeinen blödsinnigen Film angesehen, dann sind wir ins Bett gegangen. Nichts an diesem Tag ließ auch nur vermuten, dass Art den ersten Teil davon in Somerset verbracht hatte.
    Das Mädchen antwortet gerade auf eine Frage von Lorcan, die ich nicht mitbekommen habe. Ich zwinge mich, mich wieder auf ihre Unterhaltung zu konzentrieren.
    »Ich würde sagen, er kommt einmal im Monat«, meint das Mädchen.
    »Allein?« Noch während ich die Frage ausspreche, kommt sie mir unpassend vor. Mist. Ich hätte Lorcan das Fragenstellen überlassen sollen. Er ist darin viel besser.
    Das Mädchen verzieht das Gesicht. »Nein«, sagt sie. »Er kommt immer mit seiner Familie.«
    Es ist wie ein Schlag in den Magen. »Mit seiner Familie?«, wiederhole ich, und meine Beine drohen, unter mir nachzugeben.
    Das Mädchen sieht mich neugierig an.
    »Tut mir leid, aber ich glaube, ich weiß nicht genau, was Sie meinen«, sagt Lorcan schnell.
    Das Mädchen hebt die Augenbrauen. »Ich meine natürlich seine Frau und sein Kind.«
    Der Laden scheint sich um mich zu drehen. Es war eine Sache, den Verdacht zu haben, dass Lorcan sich in einem Hotelzimmer mit seiner Geliebten trifft, doch jemanden über eine Frau und ein Kind reden zu hören, geht einfach über meine Kräfte.
    Und doch … mein Verstand versucht zu verarbeiten, was diese Enthüllung bedeutet.
    Sie bedeutet bestimmt, dass Beth tatsächlich lebt. Und dass Art eine Affäre mit der Frau hat, die er als ihre Mutter ausgibt. Eine Affäre . War das nicht genau die Schlussfolgerung, zu der ich, wie Morgan glaubte, voreilig gelangt war? Nachdem das Zimmermädchen beteuert hatte, sie habe Art nie mit einer Begleiterin gesehen, hatte ich schon gedacht, dass dieser Teil meiner Verdächtigungen wohl falsch sei. Aber nein … Art führt ein Doppelleben. Er hat unsere Tochter genommen und sie zum Mittelpunkt einer anderen Familie gemacht.
    Ich lehne mich gegen einen Auslagenschrank und presse die Hand gegen das Holz, um mich abzustützen.
    Es ist nicht zu fassen. Und dennoch macht es Sinn. Wenn ich akzeptiere, dass Art jemand anderen liebt, dann ergibt sich der Rest. Wegen ihr war er bereit, mich anzulügen und zu töten, um die Spuren zu verwischen. Wegen ihr hat er mir mein Baby weggenommen. Es sei denn, das Kind ist von ihr … von ihnen beiden … Das ist auch möglich. Was heißen würde, dass Art mir unser Baby aus einem Grund weggenommen hat, den ich noch nicht verstehe.
    Aber was, wenn es Beth ist?
    Meine Beth. Und sie nennt eine andere Frau »Mama«.
    Wut steigt in mir hoch. Meine Finger umklammern den Rand des Schranks und das Holz schneidet in meine Handfläche, als die nächste Frage wie eine Granate in meinem Kopf explodiert. Wer ist diese Frau?
    Wer zum Teufel ist diese Frau, die meinem Leben das Herz ausgerissen hat?
    Lorcan spricht noch immer mit dem Mädchen. Ich zwinge mich, ihrer Unterhaltung wieder zu folgen. Ich muss auf jeden Fall herausfinden, ob das Kind, mit dem Art hierherkommt, Beth ist.
    »Wie alt?«, frage ich und gehe zum Ladentisch hinüber.
    Das Mädchen sieht mich verständnislos an.
    Lorcan legt mir beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Ich merke, dass ich zittere.
    »Wir fragen uns nur, wie alt das Kind inzwischen wohl ist?«, meint er mit einem Lächeln.
    Das Mädchen sieht ihn zweifelnd an. »Ich dachte, Sie seien alle gute Freunde?«
    »Nein, wir haben gesagt, Freunde von Freunden.« Lorcan lächelt reumütig. »Es ist erstaunlich, wie die Zeit vergeht, wenn man erst einmal in unserem Alter ist. An einem Tag sind sie noch Babys, am nächsten gehen sie schon aufs College.«
    Das Mädchen lacht. »Na, ich glaube nicht, dass dieses Kind so schnell zur Uni gehen wird. Ich weiß nicht, aber ich schätze, es ist sieben oder acht.«
    Es ist Beth. Dunkle Schatten tanzen vor meinen Augen. Einen Moment lang glaube ich, dass ich ohnmächtig werde.
    »Hallo?« In der Ladentür steht ein Mann. Er ist Mitte fünfzig, hat kurzes, schütteres Haar und trägt eine Barbour-Jacke, die nass glänzt. Es muss zu nieseln angefangen haben, aber darum kümmere ich mich jetzt nicht. Ich bin vollkommen gelähmt vom Blick dieses Mannes.

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