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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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sein Mund ist auf ihrer Brust, eine Hand unter ihrem Rock. Morgan hat das Gesicht in den Nacken gelegt, ihr Haar ist auf der weißen Bettdecke ausgebreitet. Sie sieht verzückt aus.
    Eine wütende Mischung aus Verletztheit, Eifersucht und Widerwillen durchzuckt mich.
    Ich wende mich Morgan zu, die neben mir steht. Sie beobachtet mein Gesicht, ein gemeines, dünnes Lächeln auf den Lippen.
    » Das wolltest du mir zeigen?«, fahre ich sie an. »Es ist widerlich.«
    »Es war nicht widerlich.« Morgans Lächeln erstarrt. »Sicher sehr viel weniger widerlich, als sich wie du und Lorcan in billigen Hotels herumzutreiben. Art und ich haben uns geliebt.«
    »Was?« Der verzückte Blick der jungen Morgan steht mir wieder vor Augen. »Vielleicht war es bei dir ja eine widerwärtige Schwärmerei, aber Art muss betrunken gewesen sein, um …« Ich versuche, nicht auf den Bildschirm zu schauen. Ich will nicht sehen, was der Film zeigt, kann einem kurzen Blick darauf jedoch nicht widerstehen. Der reicht, um zu bestätigen, was ich mir bereits gedacht habe. Schnell wende ich den Blick wieder ab, doch das Bild von Morgan und Art hat sich in mein Gehirn eingebrannt.
    »Art war nicht betrunken«, protestiert Morgan. »Und es war auch nicht das erste Mal, dass wir miteinander geschlafen haben. Wir haben es jedes Mal getan, wenn meine Eltern nicht da waren. Wir konnten die Hände nicht voneinander lassen.«
    »Aber er ist dein Bruder .«
    »Wir hatten uns gerade erst kennengelernt«, sagt Morgan ungeduldig. »Art war in der Woche zuvor bei uns aufgetaucht. Daddy weigerte sich, mit ihm zu reden, doch Art bestand darauf, und es gab eine große Auseinandersetzung an der Haustür. Ich habe von oben zugesehen. Habe alles gehört. Ich war damals fast zwanzig und kannte die Gerüchte über Daddy und andere Frauen, also war es nicht schwierig zu begreifen, was los war. Dann ging Art. Ich bin ihm nachgelaufen.« Sie hält inne. »Weißt du noch? Ich habe dir davon erzählt.«
    Ich weigere mich zu nicken, aber natürlich stimmt es. Morgan hat mir davon erzählt – so lebhaft, dass ich es fast vor mir sehen konnte, wie sie, in Tränen aufgelöst, aus dem Haus rannte und ihm ihre Unterstützung und Freundschaft anbot. Die Schwester, die Art nie gekannt hatte. Und ich werde nie den Schmerz in Arts Gesicht vergessen, als ich ihn schließlich dazu brachte, darüber zu reden, den Schmerz darüber, wie kalt sein Vater gewesen war … wie abgelehnt Art sich fühlte.
    Es war mir nie auch nur einen Moment lang in den Sinn gekommen, dass hinter der Geschichte mehr steckte als zwei Kinder, die sich gegen einen tyrannischen Vater zusammengeschlossen hatten.
    »Wir haben eine Weile lang miteinander geredet und uns dann später getroffen«, sagt Morgan. »Eins führte zum anderen. Es war die Chemie. Unausweichlich.«
    »Und falsch .« Mir ist übel.
    Morgan runzelt die Stirn. »Wie kannst du dir ein Urteil über uns erlauben?«, fragt sie. »Wer kann sich überhaupt ein Urteil über uns erlauben?«
    »Warum hast du die Aufnahme gemacht?«, frage ich. »Art wusste nichts davon, stimmt’s?«
    Morgan zuckt die Schultern. »Wir hatten uns seit fast einer Woche jeden Tag getroffen. Dann musste Art nach Hause, und ich wollte etwas haben, was mich an ihn erinnert.« Ihre Wangen röten sich.
    Ich starre sie an, verstehe, was sie meint. »Du hast dich wirklich in ihn verliebt «, sage ich entsetzt. »Oh mein Gott, du …«
    »Ich wurde schwanger.« Morgans Worte durchschneiden die Luft wie eine Peitsche. »Ich war mit Arts Baby schwanger. Aber er hat gesagt, wir könnten es nicht behalten. Dass er mich liebe, aber niemand das Baby akzeptieren würde.«
    Mir wird eng in der Brust. Einen Moment lang tut es so weh, dass ich nichts anderes mehr spüre.
    »Was ist passiert?«
    Morgan hält ihren kalten Blick auf mein Gesicht gerichtet. »Ich habe getan, was er wollte. Ich trieb ab. Dabei ging etwas schief – etwas, was nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million schiefgeht –, und der Arzt hat mir gesagt, ich könne keine Kinder mehr bekommen.«
    Der Film ist abgelaufen. Ich höre, wie das Rauschen verebbt. Es geht über meinen Verstand. »Eine Abtreibung.« Ich flüstere die Worte. »Morgan.«
    Sie verzieht das Gesicht. »Es war die schlimmste Zeit überhaupt. Ich habe niemandem davon erzählt. Keiner außer Art wusste je davon. Aber ich wusste es. Ich wusste, sobald ich es getan hatte, dass ich den Fehler meines Lebens begangen hatte.«
    »Oh Gott.« Ich

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