Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
mir Beth wegzunehmen, verwickelt gewesen. Auch von den 50 000 Pfund MDO -Geld, die von einem als privat gekennzeichneten Konto abgegangen waren, erzähle ich ihm. Die Worte purzeln aus mir heraus, so als würde ich sie erbrechen. Das kann nicht wahr sein! Bitte, lass es nicht wahr sein! »Art leugnet alles, aber er konnte nicht erklären, wofür die fünfzig Riesen waren. Er hat behauptet, es sei etwas Geschäftliches gewesen, aber es ist die einzige große Summe, die von einem Konto abging, das nicht unter einem der Firmennamen geführt wurde. Außerdem wurde das Geld kurz nach Beth ausgezahlt.«
»Okay, aber … aber …« Lorcan zieht die Stirn kraus. »Es ergibt einfach keinen Sinn. Die 50 000 Pfund … das ist doch bei Weitem nicht genug, um einen Arzt dazu zu bringen, eine solch massive Lüge aufzutischen.«
»Darüber habe ich mich auch schon gewundert.« Ich zögere. »Aber angenommen, es war nur die erste von mehreren Zahlungen … angenommen, es wurden andere Beträge über andere Konten ausgezahlt … oder sogar Bargeld … da könnten Hunderttausende zusammengekommen sein …«
»Hatte Art damals so viel Geld?«
»Nicht persönlich. Und es wäre doch auf jeden Fall jemandem aufgefallen, wenn er Geld von Anlagekonten genommen hätte, oder?«
»Kommt drauf an. Er war … ist der Geschäftsführer. Zumindest wissen wir, dass Rodriguez gerade eben nicht mit Art gesprochen hat. Er hat deutlich gesagt: ›Da ist jemand bei ihr. Nicht ihr Mann.‹ Das heißt, dass noch jemand in die Sache verwickelt sein muss.«
Lorcan hat recht. »Aber wer?«
Er dreht sich zu Rodriguez’ Haus um, und ich folge seinem Blick. Erdgeschoss. Erster Stock. Eine kleine Lampe über der Eingangstür glüht schwach und wirft Schatten über die Backsteinwand des Hauses. Nirgendwo sonst brennt Licht.
»Sieht ziemlich verlassen aus«, sagt Lorcan.
Ich nicke und spüre, wie mich plötzlich der Mut verlässt, als die Wirkung des Adrenalins, das die letzte halbe Stunde durch meinen Körper geströmt ist, langsam nachlässt. Ich bin mir jetzt sicher, dass Rodriguez in Bezug auf Beth gelogen hat … dass er weiß, was wirklich mit ihr geschehen ist. Und doch habe ich keine konkreten Anhaltspunkte – nichts weiter als Verdachtsmomente, von denen ich der Polizei berichten könnte –, nichts, was die überwältigenden Beweise, dass Beth tot geboren wurde, widerlegen könnte.
Lorcan geht dichter ans Haus heran, deutet dann auf ein Fenster am anderen Ende des Erdgeschosses. Selbst in der Dunkelheit ist zu erkennen, dass der untere Schieberahmen nicht vollständig geschlossen ist.
»Und?«, frage ich, obwohl ich bereits weiß, was er denkt.
»Es ist niemand da«, flüstert Lorcan. »Wir könnten uns reinschleichen – nach oben in dieses Zimmer gehen … nach dem suchen, was Rodriguez seiner Aussage zufolge weggeschlossen hat …«
»Wir können doch nicht …« Noch während ich die Worte ausspreche, weiß ich, dass das nicht stimmt. Mein Atem wird zu einer Nebelwolke, und ich zittere, als mir ein eisiger Wind ins Gesicht schlägt. »Doch, das können wir«, sagt Lorcan leise, aber bestimmt. »Wenn wir vorsichtig sind, wird er nie erfahren, dass wir hier waren.«
»Das ist völlig verrückt.«
»Ja.« Lorcan sieht mich an. Er wartet auf meine Entscheidung.
Meine Niedergeschlagenheit ist plötzlich verschwunden. Wieder flutet Adrenalin meinen Körper. Kann ich dies hier tun? Es ist eine Chance, um herauszufinden, was Rodriguez dort oben in diesem Zimmer getan hat … was er damit meinte, als er sagte, er sei sicher verstaut. Andererseits ist es ein gewaltiges Risiko – ein Gesetzesbruch – es ist …
Neue Entschlossenheit packt mich. Ich muss herausfinden, was irgend möglich ist.
»Ist das dann Diebstahl oder Einbruch?« Ich gehe auf das Haus zu.
Lorcan sagt nichts, folgt mir einfach zu diesem Fenster. Unsere Schritte knirschen auf dem Kies. Wir erreichen die Glasscheibe, und Lorcan umfasst den Holzrahmen. Ich sehe, wie seine starken Finger dagegendrücken, versuchen, ihn nach oben zu schieben. Zunächst bewegt er sich etwas, blockiert dann aber abrupt.
Seufzend tritt Lorcan einen Schritt zurück. »Verriegelt«, sagt er.
»Das war’s dann.« Doch noch während ich das sage, weiß ich, dass ich jetzt nicht aufhören kann. Kalte Wut packt mich, und ich suche nach etwas Solidem, Schwerem, etwas, was Glas zerbricht.
»Gen?«, fragt Lorcan. »Was hast du vor?«
Mein Blick fällt auf drei Pflanzentöpfe, die an der Wand am
Weitere Kostenlose Bücher