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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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Schmutz in einem Riss entlang dem Gehäuse. Ich öffne den Laptop und stecke den Memorystick ein.
    Eine Codezeile erscheint, dann die Meldung, dass der Inhalt verschlüsselt ist.
    »Ich kann’s nicht lesen«, sage ich, »ich meine, es lässt sich nicht lesen.«
    Lorcan schielt zu dem Laptop hinüber, der auf meinem Schoß liegt.
    »Mist«, schimpft er.
    Ich schaue aus dem Fenster. Felder und Bäume ziehen an uns vorbei. Wie so oft werde ich außerhalb von London daran erinnert, wie schnell Städte in ländliche Gegenden übergehen. Ein nebliges Glühen hüllt die Baumspitzen ein. Ich schaue angestrengt hin, bin mir sicher, dass ich in der Ferne Schnee sehen kann.
    »Was machen wir jetzt?« Meine Stimme verrät, wie ich mich nach all der Aufregung und den Anstrengungen der letzten Stunden fühle: leer und kaputt.
    »Was immer sich auf dem Stick befindet, du musst es wissen«, sagt Lorcan und schaltet in einen anderen Gang. »Ich werde Cal bitten, sich das mal anzusehen. Er ist ein IT -Freak, das hab ich dir erzählt, weißt du noch? Auf dem Gebiet ist er ein Genie.«
    »Wirklich?« Wieder keimt Hoffnung in mir auf.
    »Wirklich!« Lorcan zuckt die Achseln, und seine Stimme klingt barsch: »Zu irgendwas muss diese teure Ausbildung, auf der Elaine bestanden hat, ja gut sein.« Er zögert. »Cal ist wirklich klug, wenn es um Computer geht, um Mathe …«
    Seine Stimme verliert sich, klingt verlegen. Ich spüre, dass es ihm peinlich ist, seinen Vaterstolz zu zeigen.
    »War das ein Punkt, bei dem Elaine und du unterschiedlicher Meinung wart, die Privatschulen?«
    »Eigentlich nicht, sie kann nur ein bisschen …« Lorcan hält inne, versucht, seine Worte sorgfältig zu wählen, »… ein bisschen hartnäckig sein und … na ja, ich mag’s nicht, wenn man mir sagt, was ich tun soll.«
    Ich runzle die Stirn. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass sein Gesicht im Profil perfekt proportioniert ist. »Niemand mag es, wenn man ihm sagt, was er tun soll.«
    »Das stimmt vermutlich«, erwidert Lorcan mit einem Lächeln.
    Er verfällt in Schweigen, und ich starre wieder aus dem Fenster. Es schneit jetzt … ganz leichte Flocken, die im Scheinwerferlicht des Wagens tanzen.
    »Bist du dir sicher, dass du das willst? Mir helfen?« Noch während ich das frage, merke ich, wie sehr ich darauf hoffe, dass Lorcan mich beruhigt. Wie wichtig mir seine Unterstützung ist.
    Einen Moment lang sagt er nichts, schaut nur in den Seitenspiegel. Dann räuspert er sich.
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt«, erwidert er. »Ich verstehe es.« Er schaut zu mir herüber. »Ich verstehe dich.«
    Die Atmosphäre im Auto ist plötzlich angespannt. Draußen saust die eisig kalte Welt an uns vorbei.
    Ein Schauer durchfährt mich. Nichts mehr fühlt sich beständig oder sicher an. Selbst in diesem warmen Wagen zu sitzen, während es draußen schneit, fühlt sich nicht ganz real an. Ich bin mit meinen Gedanken und Ängsten allein und doch muss ich darüber reden … Ich muss jemandem davon erzählen.
    »Ich träume von ihr«, sage ich so leise, dass es fast wie ein Flüstern klingt. »Ich träume von Beth, seit sie geboren wurde. Ich … ich habe es nie jemandem gesagt, aber … ich frage mich jetzt …« Ich zögere. Es ist so schwer, diesen beängstigenden, verrückten Gedanken laut auszusprechen. »Lorcan, denkst du, es könnte sein, dass ich von einem lebenden Menschen träume?«
    Eine lange Pause. »Alles ist möglich.« Lorcans Stimme ist so leise wie meine.
    Die Lichter um uns herum werden nach und nach heller, und ich merke, dass wir schon auf dem Westway sind und gleich in die Euston Road einbiegen werden. Ich presse meine Hand gegen das Fenster, vor dem leichte Flocken wirbeln.
    »Wann siehst du Cal das nächste Mal?«
    »Morgen. Ich rufe ihn an, sobald ich zu Hause bin … frage ihn, ob er früher als geplant vorbeikommen kann, zum Frühstück«, sagt Lorcan. »Ich kann nicht versprechen, dass er gleich nach dem Aufstehen hier auftaucht, aber er wird auf jeden Fall kommen, wenn ich ihm all seine Lieblingsleckereien zubereite.«
    »Und die wären?« Ich lächle, ich finde es schön, wie Lorcan über seinen Sohn spricht.
    »Schinkenspeck, Pilze, gegrillte Tomaten, Rührei.« Lorcan verlangsamt die Geschwindigkeit und biegt links ab.
    »Ist das dein Kabinettstückchen?«, frage ich. »Oder kannst du irgendwas kochen?«
    »Du solltest mal mein Grünes Thaicurry probieren.« Er grinst. »Ich koche gern. Auf jeden Fall kann ich es besser als seine Mutter.

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