Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
Deswegen wird er mein Angebot nicht ablehnen. Elaine ist ein Fan von diesem makrobiotischen Mist.«
»Wie lange wart ihr beiden zusammen?«, frage ich so beiläufig wie möglich.
»Wir waren eigentlich kaum richtig zusammen.« Lorcan sieht in den Rückspiegel. »Sie leitet jetzt ein Gesundheitszentrum, aber als ich sie kennengelernt habe, wollte sie Schauspielerin werden. Wir waren zusammen auf der Schauspielschule. Ich … na ja, nach Cals Geburt haben wir eine Zeit lang versucht, uns zusammenzuraufen, aber langfristig konnte das einfach nicht funktionieren. Sie ist verrückt, aber ich bin mir sicher, dass sie dasselbe von mir behaupten würde.«
»Keine wahre Liebe also?«, frage ich leichthin.
»Mit Elaine? Damals dachte ich das schon, aber …« Er hält inne. »Danach gab es immer mal wieder jemanden, genau genommen gibt es zurzeit jemanden in Irland, aber …« Er zuckt die Achseln. »Ich weiß nicht … es ist nichts Ernstes …«
»Nein?« Es überrascht mich nicht, dass Lorcan eine Beziehung hat. Ernst oder nicht, ich bin ein bisschen enttäuscht, es zu hören. »Du lässt Menschen nicht so gern an dich heran, oder?«
Er wirft mir einen Seitenblick zu. »Du aber auch nicht«, kontert er mit einem Lächeln.
Wir biegen von der Euston Road ab und fahren schweigend durch Camden und Kentish Town. Lorcan hält an meiner Straßenecke. Es schneit jetzt heftiger, allerdings scheint der Schnee nicht liegen zu bleiben.
»Ich ruf dich morgen früh an, okay?«, sagt er. »Um zu sehen, ob es noch mehr Häuser gibt, in die du zusammen mit mir einbrechen möchtest.«
»Klar doch.« Ich steige aus.
»Tschüss.« Er beugt sich über den Sitz und sieht hoch zu mir. Einen Moment lang halte ich seinem Blick stand, dann stiefle ich davon. Als ich den Pfad zum Haus entlanggehe, versuche ich, das Gefühl abzuschütteln, dass ich mich Lorcan stärker verbunden fühle als meinem eigenen Zuhause samt meinem Ehemann darin.
Ich nehme die Vordertür. Drinnen ist es ruhig. Vielleicht ist Art nicht da. Der Gedanke erfüllt mich mit Erleichterung. Nach der heutigen Achterbahnfahrt möchte ich keinen weiteren Stress mehr haben. Als ich in der Diele stehe, durchzuckt mich plötzlich der Gedanke, Dr. Rodriguez könne Art darüber informiert haben, dass ich in Mendelbury war, um ihn aufzuspüren.
»Gen?« Art taucht aus der Küche auf, sein iPhone in der Hand. Er lächelt mich an, und plötzlich kommen mir all meine Ängste, er könne in die Sache verwickelt sein, und all das, was ich vorhin mit Lorcan erlebt habe, wie ein Traum vor.
Dies ist meine Wirklichkeit. Mein Zuhause. Mein Mann. Art weiß auf keinen Fall, wo ich gewesen bin. Denn sonst wäre es in seinem Blick zu lesen.
Art legt sein iPhone auf den Tisch in der Diele und kommt auf mich zu. »Ich hab mir Sorgen gemacht, du könntest in der Stadt stecken bleiben«, sagt er. »Ich hab versucht, dich anzurufen, aber du hattest wohl kein Netz?«
»Mmm.« Mein Handy ist noch in meiner Tasche. Ich hatte völlig vergessen, dass ich es irgendwann vorhin abgeschaltet habe.
»Offensichtlich bleibt der Schnee jetzt liegen, und sie erwarten ein Verkehrschaos. Wie üblich.« Art nimmt mich in die Arme. »Gott, du bist ja halb erfroren.« Er hält meine Schulter umfasst und führt mich in die Küche und zu einem Stuhl am Küchentisch. Er setzt den Wasserkessel auf, um mich mit einer Tasse Tee aufzuwärmen, und nimmt dann neben mir Platz. »Es tut mir so leid, dass wir uns gestern Abend gestritten haben, Gen.« Seine Stimme wird leiser, ist fast ein Flüstern. »Das Gefühl, dass du mir nicht vertraust, ist einfach schwer zu ertragen.«
»Ich weiß.« Und in diesem Augenblick erkenne ich, wie unfair ich Art gegenüber gewesen bin. Was immer Dr. Rodriguez getan hat, ich glaube nicht, dass Art es wusste, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er daran beteiligt gewesen sein könnte, mir Beth wegzunehmen und sie all die Jahre von mir fernzuhalten. In diesem Moment beschließe ich, ihm noch nichts davon zu sagen, dass ich Rodriguez ausfindig gemacht habe. Er wird es nur als weiteres Zeichen meines Misstrauens auffassen, und es wird seine Ansicht bestätigen, dass ich davon besessen bin, einem Traum nachzujagen. Schließlich operiere ich noch immer auf der Basis von Vermutungen und zufällig mitgehörten Unterhaltungen.
Ja, Rodriguez hat zugegeben, Geld erhalten zu haben, aber er hat nicht gesagt, wofür. Und ja, die beiden anderen an der Geburt Beteiligten – Mary
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