Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
Duncan, die Krankenschwester, und Gary Bloode, der Anästhesist – sind gestorben. Ebenso Lucy O’Donnell. Und Lorcan und ich sind nicht die Einzigen, die in Rodriguez’ Haus eingebrochen sind.
Aber nichts davon beweist, dass Beth noch lebt. Art hat ganz sicher nichts damit zu tun, mit nichts von alledem. Selbst wenn er fähig wäre, eine solche Lüge aufrechtzuerhalten, warum sollte er dies tun? Welchen Grund sollte mein Mann, der sich so sehr ein Kind wünscht, denn haben, so zu tun, als sei unsere Tochter gestorben?
Ich fühle mich schuldig, weil ich ihm nicht erzähle, wo ich gewesen bin und was ich getan habe, aber besser das, als die Wahrheit zu sagen und damit unausweichlich Probleme heraufzubeschwören. Vielleicht liefert der Memorystick einen Beweis für das, was Rodriguez getan hat. Jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, wünsche ich mir fast, ich hätte den Stick nicht aus den Augen gelassen. Ich versuche, mir einzureden, dass ein paar Stunden keinen Unterschied machen werden. Ich werde mit Art sprechen, wenn ich gesehen habe, was auf dem Stick ist … wenn ich ihm hoffentlich etwas Konkreteres zu zeigen habe.
Art fragt mich nach meinem Abend, und ich antworte so vage wie möglich.
Es war schön, die Mädels zu sehen … der Rückweg hat ewig gedauert.
Art schluckt alles – was meine Schuldgefühle noch verstärkt. Während er den Tee für mich zubereitet, erzählt er mir von den ICSI -Statistiken, von den wichtigsten Ergebnissen. Er findet, wir sollten es auf jeden Fall probieren. Um eine Auseinandersetzung zu vermeiden, versichere ich, dass ich darüber nachdenken werde. Ich umarme ihn, als er sich wieder hinsetzt. Er riecht nach seinem Büro und nach sich selbst – seinem eigenen speziellen Art-Geruch, der für mich so tröstlich ist wie Zuhause.
»Womit hab ich das verdient?«, fragt er erfreut.
»Mit nichts. Ich bin nur froh, dass wir uns nicht streiten. Wie war’s heute bei dir?«
Er erzählt mir von dem heutigen Meeting in Downing Street Nummer zehn. »Der Premierminister war wirklich beeindruckt von unserem Modell, Gewinnanreize zu schaffen.« Art strahlt wie ein kleiner Junge. »Wir haben über ein paar ihrer Strategien gesprochen. Er hat Informationen aus mir regelrecht herausgepumpt , Gen. Praktisches Zeugs, das er bei Gesetzesentwürfen nutzen kann. Hinterher hat Sandrine mir gesagt, dass er nie auf diese Weise reagiert … Dass ich ernsthaft eine politische Karriere in Erwägung ziehen sollte.«
»Wow!« Trotz all der Ängste, die mir im Kopf herumgehen, bin ich wirklich beeindruckt. »Ich kann mir dich nicht als Politiker vorstellen.«
»Ich auch nicht.« Art grinst. »Immer die Wählerschaft zufriedenstellen zu müssen.«
Sein Handy klingelt, und er nimmt den Anruf entgegen. Ich eile nach oben und lasse mir ein Bad ein. In Gedanken gehe ich noch einmal alles durch, was ich heute herausgefunden habe. Rodriguez vertuscht etwas, daran besteht kein Zweifel. Aber was?
Ich habe mich gerade ausgezogen und will in das dampfende Wasser steigen, als die Türklingel läutet. Ich zögere, einen Fuß auf dem Badewannenrand, und frage mich, wer der Besucher ist. Könnte es Lorcan sein? Vielleicht hat er seinen Sohn schon getroffen und herausgefunden, was auf dem Stick zu sehen ist. Vielleicht zeigt der Stick eine Art Beichte von Rodriguez … oder vielleicht Kopien gefälschter Dokumente … falls Rodriguez Beth einem anderen Paar gegeben hat, existiert möglicherweise sogar eine gefälschte Geburtsurkunde. Mein Herz klopft wie wild, als ich mein langes T-Shirt überziehe und die Badezimmertür öffne. Ich höre Art unten reden, aber seine Stimme ist zu leise, um zu verstehen, was er sagt.
Eine Frauenstimme antwortet ihm. Die Gedanken an Lorcan verfliegen. Wer ist da an der Tür? Ich stehe jetzt oben an der Treppe. Art hat die Frau nicht ins Haus gelassen, aber sie redet noch immer. Er steht direkt vor ihr, sodass ich sie nicht sehen kann. Sein Rücken ist angespannt, so als sei er wütend. Mein Magen verkrampft sich, als ich die Treppe hinunterschleiche.
Jetzt spricht Art wieder, seine Stimme ein wütendes, leises Zischen. Ich verstehe nicht, was er sagt. Mit wem in aller Welt redet er da?
Ich bin beinahe unten, und die Treppe knarrt unter meinen Füßen.
Art fährt herum und schließt halb die Tür. Warum will er nicht, dass ich sehe, wer sie ist?
»Art?« Ich tripple die restlichen Stufen hinab; mir dreht sich der Magen. »Wer ist da?«
Einen Moment lang ist sein Gesicht
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