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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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tun? Ich kann diese Frage nicht beantworten, kann kaum denken.
    Lorcan fährt los. Draußen eilen Menschen an uns vorbei – ein nebelhafter Eindruck von Aktivität. Deren Leben geht seinen gewohnten Gang, während ich mir nichts und niemandem mehr sicher sein kann. Ich sehe zu Lorcan hinüber. Mit einem Mal sind die Zweifel, die ich neulich hatte, wieder da. Er reißt sich für mich ein Bein aus, obwohl wir uns gerade erst kennengelernt haben. Ist es unglaublich naiv von mir, ihm zu vertrauen?
    Mir ist schlecht. Ich spüre noch immer die Finger des Mannes, die sich gegen meine Haut pressen. »Es ist alles wahr«, sage ich heiser. »Jemand hat Beth genommen. Und wer immer es war, hat Menschen umgebracht, um es zu vertuschen … den Anästhesisten … Lucy O’Donnell …«
    Wir nähern uns einer Ampel, und Lorcan verlangsamt das Tempo. »Hast du sein Gesicht gesehen? Das von dem Typen, der dich angegriffen hat?«
    »Nein.« Ich blicke aus dem Fenster. Ein alter Mann mit einem Gehstock kämpft sich an einem Zeitungsladen vorbei. Ein kleines Mädchen mit glattem dunklem Haar hüpft an der Hand seiner Mutter an uns vorbei. Ich starre ihm hinterher. Es ist zu jung, um Beth zu sein, oder?
    »Es ging alles zu schnell. Ich weiß nur, dass er groß war. Groß und schwer.« Ich zittere bei dem Gedanken daran, wie der Mann aus dem Nichts aufgetaucht war und sich vor mir aufgebaut hatte … ein Riese, vermummt, bedrohlich.
    »War es vielleicht der blonde Typ, den wir bei Rodriguez am Fenster gesehen haben?«
    »Ich glaube nicht.« Ich schließe die Augen, versuche, mir den blonden Mann vorzustellen. Ich erinnere mich in etwa an seine Gestalt, aber das hilft mir nicht weiter, denn ich habe sein Gesicht nicht genau gesehen. Ich hatte den Eindruck, dass er stämmig, aber – im Gegensatz zu meinem Angreifer – nur mittelgroß war. Doch aus dem Winkel, aus dem ich zu ihm nach oben geschaut habe, lässt sich das nicht mit Sicherheit sagen. »Ich weiß es nicht.«
    Wir schweigen. Ich bin nicht in der Lage, meine Gedanken zu sammeln. Plötzlich erinnere ich mich an die Entscheidung, die ich in Arts Büro getroffen habe.
    »Ich muss zur Polizei gehen.«
    Lorcan zögert einen Moment. Dann sieht er mich mit ernster Miene an. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, Gen? Ich meine, ich weiß, dass dieser Typ dir gedroht hat, aber … was genau willst du der Polizei sagen?«
    Argwohn beschleicht mich. Warum erhebt Lorcan Einwände dagegen, dass ich mich an genau die Menschen wende, deren Aufgabe es ist, uns zu beschützen?
    »Ich erzähle ihnen, was ich weiß, dass ich diesen Film gesehen habe, der Art mit Beth zeigt … dass sie nicht gestorben ist.«
    »Aber dieser Film beweist oder erklärt nichts. Du hast ihn nicht einmal mehr.«
    Er hat recht. Ich habe rein gar nichts, was meine Geschichte bestätigen würde.
    »Vielleicht kann ich die Polizei dazu bringen, Ermittlungen anzustellen«, überlege ich niedergeschlagen. »Zumindest könnte ich sie dazu bringen, Nachforschungen zum Tod von Lucy O’Donnell anzustellen. Ich meine, was kann ich sonst tun?«
    »Okay«, stimmt Lorcan zögernd zu.
    Ich finde auf meinem Handy die Adresse der nächstgelegenen Polizeistation und wir fahren weiter. Als wir uns unserem Ziel nähern, umkreist mich die Angst wie ein Geier.
    Was, wenn Art all das getan hat …? Wenn er Beth gestohlen, Rodriguez bezahlt, Lucy O’Donnell umgebracht und jemanden angeheuert hat, um mir zu drohen?
    Mein Magen verknotet sich. Ich will es einfach nicht glauben, könnte es nicht ertragen. »Art wusste nicht, dass ich den Memorystick hatte, bevor ich in sein Büro ging«, sage ich laut. »Er kann unmöglich so schnell diesen Typen geschickt haben, um ihn mir wegzunehmen.«
    »Es sei denn, jemand hat ihn vorher angerufen und gewarnt. Wie auch immer, es beweist nichts.« Lorcan fährt an den Seitenrand und hält. Wir stehen vor der Polizeistation. Ich starre auf das dunkelblaue Schild. »Genau das meine ich: Nichts von dem, was du weißt, beweist irgendetwas.«
    Ich öffne die Tür.
    »Soll ich mitkommen?«, fragt er.
    »Nein.« Ich sehe ihm in die Augen. »Ich komme schon allein zurecht.«
    Detective Sergeant Gloria Manning starrt mich an. Sie ist etwa fünfunddreißig, hat ein faltiges Gesicht und strähniges Haar, das ihr schlaff auf die Schultern fällt.
    »Sie haben also diesen Memorystick nicht mehr?«, fragt sie behutsam.
    »Nein, das habe ich Ihnen doch gesagt.« Meine Stimme wird lauter. Ich lege die Hände flach

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