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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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nicht glauben. »Nicht nötig«, sage ich. »Mein Freund wartet draußen.« Ich stehe auf. Meine Hände zittern. Wenn die Polizei mir nicht glaubt, habe ich keinen Ort, an dem ich mich verstecken kann.
    Keinen Ort, an dem ich mich sicher fühlen kann.
    Tränen trüben meinen Blick, als ich zur Tür gehe. Irgendwie schaffe ich es, zurück in den Wartebereich, die Treppe hinab und auf den Bürgersteig zu gelangen. Ich erreiche Lorcans Wagen und steige ein.
    »Gen?«, fragt er.
    »Sie haben mir nicht geglaubt.«
    »Ach, Gen.« In seiner Stimme liegt Mitgefühl. Er legt mir die Hand auf die Schulter, und ich lehne mich gegen ihn. All die Anspannung der letzten Tage strömt mit meinen Tränen aus mir heraus. Ich lege den Kopf an Lorcans Brust, lasse mich von ihm in die Arme nehmen, und wie aus dem Nichts ist mit einem Mal diese Erinnerung da.
    Ich renne aus der Grundschule, in der Hand ein Bild von meinem Dad, gemalt für meinen Dad. Und er ist da , mein Dad. Eine der seltenen Gelegenheiten, dass er mich von der Schule abholt, er ist da und hält nach mir Ausschau. Und dieser unerwartete und erstaunliche Zufall überwältigt mich, und ich renne ihm entgegen. Er sieht mich auch und er lächelt und öffnet die Arme und ich fliege beinahe durch die Luft, um schneller bei ihm zu sein; und dann stolpere ich und der Schulhof kommt mir entgegen und ich falle auf den Asphalt und mein Knie tut weh. Und dann heben mich seine starken Arme hoch, und mein Dad hält mich und sagt: »Hey, Queenie, nicht weinen«, und sein Atem ist süß und tröstlich, und ich klammere mich fest an ihn, so als würde das Universum um uns herum verschwinden. Dann lässt er mich herunter, und ich schluchze noch immer, aber jetzt sind es kleine stoßweise Schluchzer. Er nimmt meine Hand, um mich wegzuführen, mir fällt das Bild ein, und ich sehe mich um. Es liegt auf dem Boden hinter mir, matschig und von den anderen Kindern in eine Pfütze getreten. Und niemand hat es bemerkt, und ich starre es über die Schulter hinweg an. Wieder kommen mir die Tränen, und mein Dad geht weiter, unterhält sich mit einer der anderen Mütter und zieht mich hinter sich her, und ich will, dass er anhält, damit wir zurückgehen und das Bild holen können, doch er zieht mich immer weiter: »Komm schon, Geniver«, und ich starre auf das Bild, und mein Knie tut weh, aber ich höre auf zu weinen, weil es keinen Zweck hat, und in diesem Moment wird mir die Hoffnungslosigkeit der Liebe bewusst.
    Ich hebe das Gesicht. Ich weiß, dass es tränenverschmiert ist, dass meine Nase rot und mein Make-up verlaufen sein muss. Lorcan sagt nichts, aber ich sehe die Zärtlichkeit in seinen Augen, als ich mich aus unserer Umarmung löse.
    Als er losfährt, blickt er zu mir herüber.
    »Wo willst du hin?«, fragt er.
    Ich sehe ihn an. »Ich weiß nicht.« Ich will ihm sagen, dass ich einfach irgendwo sein möchte, wo es ruhig ist, wo ich niemandem antworten muss, ja nicht darüber nachdenken muss, dass Art mich angelogen hat oder dass Beth am Leben sein könnte. Doch die Worte sind in meinem Kopf eingeschlossen. Zu schwierig, sie herauszulassen.
    Lorcan streckt die Hand aus und berührt sanft meine Schulter.
    »Du kannst bei mir bleiben, wenn du möchtest«, sagt er.
    Ich schüttle den Kopf. Lorcan ist großartig gewesen, doch in seiner Wohnung zu übernachten fühlt sich zu intim an. Ich gehe im Kopf die Möglichkeiten durch. Am Naheliegendsten wäre Hen – die Person, an die ich mich immer wende –, und doch möchte ich mich ihr nicht anvertrauen. Nicht nach all ihren Unterhaltungen mit Art und in dem Wissen, für wie labil sie mich bereits hält. Andererseits spielt es eigentlich keine Rolle, wohin ich gehe. Ich muss nicht reden. Ich will nur einfach nicht zu Hause sein.
    »Ich gehe zu Hen«, sage ich. »Würdest du mich dort absetzen?«
    »Klar.«
    Ich rufe Hen an, um zu fragen, ob das für sie in Ordnung ist, und ignoriere die fünf nicht angenommenen Anrufe von Art, die auf meinem Handy aufblinken, sobald ich es anschalte.
    »Ich werde dir nicht im Weg sein«, sage ich zu Hen. »Ich will nur dasitzen und mich entspannen.«
    »Du bist mir doch nie im Weg, Gen«, erwidert Hen mit der für sie typischen Herzlichkeit, doch ich höre auch die Besorgnis in ihrer Stimme. Ich bin mir sicher, dass Art ihr schon von meiner jüngsten Eskapade berichtet hat. »Wir können reden, wenn Nat im Bett ist.«
    »Okay.« Ich bin mir noch immer nicht sicher, wie viel ich Hen sagen soll. Irgendwie kann ich

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