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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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den Gedanken, mich ihr zu öffnen, nicht ertragen, weil ich weiß, dass sie und Art über mich geredet haben. Andererseits möchte ich sie unbedingt davon überzeugen, dass ich es mir nicht einbilde, dass Beth lebend geboren wurde – und dass der Mann, der mich angegriffen und bedroht hat, sowie das Überwachungsband der Beweis eines fürchterlichen Verbrechens sind. Sobald ich den Anruf beendet habe, stelle ich mein Handy auf lautlos. Auf dem Weg zu Hen erkläre ich Lorcan genau, was die Polizei gesagt hat. Die Wut und die Verzweiflung über meine Begegnung mit Sergeant Manning sind nun verflogen. Ich bin seltsam ruhig. Die Polizei wird mir also nicht helfen. Wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin. Ich bin auf mich gestellt … allein dafür verantwortlich, was als Nächstes geschieht.
    In Hens Haus herrscht richtiger Trubel, als ich dort ankomme. Es klingt, als habe sie in ihrem Wohnzimmer eine Kinderkrippe eingerichtet, obwohl in Wirklichkeit nur zwei Kinder hierfür verantwortlich sind. Nat und sein Freund Josh, die sich mit Decken und Sofas eine Höhle gebaut haben. Hen hat das große Wohnzimmer, in dem es zwei Kamine gibt, mit klobigen modernen Sofas möbliert, von denen im Moment zwei unter Decken verschwunden sind. Ich bin noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie in einer so riesigen Wohnung lebt. Seit wir uns kennen, hat sie meistens in möblierten Zimmern gehaust und ist mit einer Kombination aus Glück, Charme und nachsichtigen Vermietern irgendwie über die Runden gekommen.
    Ich sehe zu den Bücherregalen hinüber, in der Hens Romane, die Pflichtlektüre für ihr Englischdiplom, einträchtig neben Robs umfangreicher Sammlung von Classic-Cars-Zeitschriften stehen. Die beiden sind erst letztes Jahr hier eingezogen, und ihre Habe hat sich noch nicht richtig vermischt. Vielleicht fallen mir Hens Sachen aber auch einfach nur auf, weil ich sie schon so lange kenne.
    Im Moment ist sie rot im Gesicht und wirkt gehetzt. Ich folge ihr in die Küche und höre mir fünf Minuten lang ihre Klagen über Joshs Manieren an, während sie zwei kleine Kartons Orangensaft aus dem Kühlschrank nimmt und vergisst, die Tasse Tee zuzubereiten, die sie mir an der Eingangstür versprochen hat.
    Schließlich beruhigt sie sich und setzt den Wasserkessel auf. Die Küche ist Hens Traum, von der marmorierten Arbeitsplatte bis hin zu den blassgrünen Küchenschränken. Wenn ich die Augen schließe, kann ich zwar den Griff des Straßenräubers noch immer um meinen Hals spüren, doch fühlt es sich in Hens gemütlicher Küche so an, als sei der Überfall Jahre her.
    »Tut mir leid, dass hier so ein Chaos herrscht, Gen«, seufzt Hen und lässt sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Aus dem Wohnzimmer dringt kreischendes Gelächter zu uns herüber. Hen beugt sich zu mir vor, die Stirn in Falten gelegt. »Es ist mir so unangenehm«, sagt sie. »Art ruft mich ständig an. Er hatte gerade angerufen, als du dich vorhin gemeldet hast.« Sie zögert, hat wohl die Verärgerung gesehen, die über mein Gesicht gehuscht ist. »Gen, bitte , denk nicht, dass wir hinter deinem Rücken reden. Er ruft mich nur an, weil er dich so sehr liebt und sich Sorgen um dich macht. Er sagt, du seist jetzt davon überzeugt, dass er dir Beth nach der Geburt weggenommen hat. Stimmt das, Gen? Glaubst du wirklich, dass er dazu in der Lage ist?«
    Ich weiß es nicht. Ich sehe ihr in die Augen, und mein Ärger schwindet. Hen ist meine älteste Freundin. Natürlich hat Art sich an sie gewendet – er weiß, dass ich mich an sie wende. Und wenn ich Hen nicht vertrauen kann, wem dann?
    Ich öffne den Mund, um ihr von dem Überwachungsband und dem Überfall vor Arts Büro zu erzählen, als Nat an der Tür erscheint und nach den Getränken für sich und Josh fragt. Hen wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, springt auf und holt die Saftkartons. Nat steht an der Tür und beobachtet mich auf diese für ihn typische leicht unbeteiligte Art. Er ist äußerlich eine Miniausgabe von Hen: die blasse Hautfarbe und der wilde Wuschelkopf, der sein herzförmiges Gesicht einrahmt. Ich kann Nat noch immer nicht ansehen, ohne daran zu denken, wie düster die Zeit für mich war, in der er geboren wurde. Doch je älter er wird, desto mehr lerne ich, ihn zu lieben. Er scheint Hens beste Eigenschaften geerbt zu haben – Offenheit, Charme und Entgegenkommen –, doch gepaart mit großer Freundlichkeit und einer wirklich liebenswerten Art.
    Hen gibt ihm die Saftkartons, und Nat trottet

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