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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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erschöpft«, sagt er, und weil ich mir im Unklaren darüber bin, wie wir zueinander stehen, weiche ich zurück. »Keine Sorge, ich lasse dich in Ruhe. Wie du schon sagtest, es gibt hier jede Menge leere Schlafzimmer. Da bist du in Sicherheit.«
    Ich folgte ihm über die Treppe nach oben und fühle mich dabei überhaupt nicht sicher. Am wenigsten vor mir.
    »Wo wirst du schlafen?«, taste ich mich vor.
    »Ma hat nur ein Zimmer hergerichtet, und ich dachte, das überlasse ich dir und schlafe hier«, sagt er und deutet auf sein Jugendzimmer.
    Aber auf wunderbare Weise zieht es uns dort hinein, und wir quetschen uns in seinem schmalen Einzelbett zusammen, ganz eng nebeneinander. Die Verlegenheit der letzten Stunde ist verpufft. Vielleicht, weil der Raum uns mit seiner Teenagerunschuld umgibt: Wir ziehen uns bis auf die Unterwäsche aus und schlafen ineinander verschlungen, mein Kopf auf seiner nackten Brust. Ach könnten wir doch bis in alle Ewigkeit so verweilen, in dieser Seifenblase schweben – denn die Außenwelt stellt für unsere zerbrechlichen Herzen ein viel zu großes Risiko dar.

Kapitel 13

    Ich mache in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Meine Gedanken sind aufgewühlt, und die Intimität, Williams fremden Körper dicht an meinem zu spüren, ist fast schmerzhaft. Ich kann ihn riechen, spüre die weichen Härchen, die seinen Körper überziehen, doch seit der beruhigende Gesprächsfluss aufgehört hat, schreit alles in mir, dass ich ein Verbrechen begangen habe. In den frühen Morgenstunden falle ich in einen unruhigen Schlaf, um dann gefühlte fünf Minuten später aufzuwachen, weil William sich heimlich aus dem Bett schleicht.
    »Bleib liegen«, flüstert er, »ich bin bald wieder zurück.«
    Ich muss wohl wieder eingenickt sein, denn als ich das nächste Mal wach werde, ist er schon wieder zurück. Er sitzt voll bekleidet an einem Schreibtisch am anderen Ende des Treppenabsatzes vor seinem offenen Laptop. Ich setze mich auf und wickele äußerst verlegen den Bettüberwurf um meinen Körper.
    »Hallo. Wo warst du?«
    »In der Messe.«
    »Du warst in der Kirche?« Hoffentlich höre ich mich nicht allzu sehr nach einem Heidenkind an. Ich stelle ihn mir im Beichtstuhl vor, wo er die Sünde gesteht, eine andere Frau in sein Bett gelassen zu haben, oder Sally kniend um Vergebung bittend. Wie hatte ich das nur zulassen können?
    »Das versuche ich an den Sonntagen immer hinzubekommen«, sagt er sachlich. Er sitzt vollkommen aufrecht da, mit einem Hemd bekleidet, als hätte ihn ein fliegender Teppich direkt aus dem Büro hierhergebracht. Aber trotz des unsichtbaren Zauns, den er um sich errichtet hat, rührt mich sein Anblick. Mein Herz geht auf, es sind die ersten hartnäckigen Zuckungen eines Gefühls, das mich überwältigen würde, wenn ich ihm nachgäbe. Fast höre ich Sallys Lachen, mit dem sie sich immer über mich lustig gemacht hat. Jetzt würde sie auch über mich lachen, dessen bin ich mir sicher. Ich ziehe die Decke dicht an mich heran und schwinge mich aus dem Bett.
    »Ich bräuchte jetzt nur ein Badezimmer.«
    »Hier oben ist eins. Dritte Tür links«, sagt er, die Augen auf seine E-Mails geheftet.
    Ich gehe hinter ihm vorbei und stolpere dabei fast über den Bettüberwurf, die Kleider vom gestrigen Tag als Bündel unter dem Arm. Ich lasse den schwachen Strahl, der aus dem Duschschlauch über der Badewanne kommt, über meinen Körper laufen, das Wasser mehr kalt als warm, und seife mich mit einem Stück Seife ein, das ich auf dem Waschbecken finde. Dabei versuche ich alle Winkel meines Körpers zu erreichen, um ein frisches aufmunterndes Prickeln zu spüren, dann trockne ich mich flüchtig mit dem Handtuch ab. Dass ich danach wieder in meine Kleider vom gestrigen Tag schlüpfen muss, ist der Wermutstropfen an der ganzen Sache. Sie haben mir nicht einmal gefallen, als ich sie anzog, weil in ihrer vorsätzlichen Androgynität zu viel Widerstand spürbar war, eine Nachricht meines Bewusstseins an mein Unterbewusstes, dass ich aufpassen sollte. Abgespannt und unattraktiv sieht mich mein Spiegelbild an, aber das bisschen Make-up, das ich immer in meiner Handtasche habe, befindet sich unten in der Küche. Ich würde alles darum geben, mich umziehen zu können, und bin mir der Ironie nur allzu bewusst, dass in der Scheune zahllose tolle Outfits darauf warten, ausgeführt zu werden.
    Als ich die Tür öffne, steht William im Flur und reicht mir eine Tasse mit Unterteller.
    »Ich habe dir Tee gemacht«, sagt er

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