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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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und reicht ihn mir. Sicherlich liegt es nur daran, dass die Tassen schmutzig sind, aber für mich fühlt es sich an wie ein kleiner Rückschritt in jene anwidernde Formalität. »Und ich bin auch zum Hofladen gegangen. Wir haben unter anderem auch Eier.«
    »Das ist großartig, aber ich sollte mich wirklich bald auf die Socken machen. Sicher wird ein Taxi …«
    Hoffentlich denkt er jetzt nicht, ich würde ihn hassen. Doch noch mehr hoffe ich, dass er nicht das Gegenteil denkt.
    »Der Pannendienst war hier, an dieser Front gibt es also keine Probleme«, sagt er und geht die Treppe hinunter. Er hat mich nicht einmal berührt, nicht einmal meine Finger gestreift, als er mir die Tasse anreichte.
    Auf dem Küchentisch liegen Papiere verstreut, hinter denen ich mich verstecke, während er Eier aufschlägt und Speck brät. Als er den Teller vor mich stellt, sieht er mich forschend an.
    »Es gibt da etwas, das ich dich fragen muss.«
    Mein ganzer Körper erstarrt.
    »Ich werde es niemandem erzählen, wenn es das ist, was du sagen willst.«
    Ich hasse meinen bitteren Ton.
    »Das war es nicht«, sagt er kopfschüttelnd. »Ich wollte dich fragen, ob du dir vorstellen könntest, Madelines Patin zu werden. Wir werden sie im November taufen lassen, in der …«, er stockt , »in der Kirche. Sally hätte meine Wahl begrüßt, dessen bin ich mir sicher.«
    »Auch nach der vergangenen Nacht?«
    Die Worte rutschen mir heraus, bevor ich sie zurückhalten kann. Verlegen senkt er seinen Blick.
    »Sie hat dich nie vergessen.« Das war nicht meine Fragestellung gewesen. Verspürt er nicht auch diese pochende Schuld, die bis in meinen letzten Winkel widerhallt? Oder bedeutet ihm die vergangene Nacht so wenig, dass er einfach zur Tagesordnung übergehen kann?
    Fast hätte ich Nein gesagt, aber dann sage ich mir, dass Madeline mir trotz aller Komplikationen am Herzen liegt und ich, wenn ich dazu beitragen kann, die nächsten Jahre etwas weniger trostlos zu gestalten, es wenigstens versuchen sollte. Oder steckt mehr dahinter? Ist es der Wunsch nach einer dauerhaften Verbindung, egal als wie schmerzhaft sie sich erweisen wird?
    »Warum wurde sie nicht getauft, als sie ein Baby war?«, frage ich, weil sich mir diese Überlegung aufdrängt.
    William antwortet nicht gleich.
    »Wir haben es irgendwie nie geschafft«, lautet seine behutsame Erklärung.
    Wolltest du das denn überhaupt, Sally? Lege ich damit etwa noch einen weiteren Stein auf ein Gebilde, das über deinen Gebeinen errichtet wird?
    »Wenn du dir dessen sicher bist«, sage ich, während Fragen über Fragen in meiner Kehle steckenbleiben. »Es wäre mir eine Ehre. Aber Lola wäre es sicherlich auch gern … ich möchte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst.«
    In ein paar Wochen werden wir uns das erste Mal seit unserer Begegnung bei der Beerdigung treffen. Und ich hatte mich darauf gefreut, bis gestern Abend.
    »Das ist nicht der Fall«, erwidert er schlicht. »Aber jetzt sollten wir uns wirklich über die Eier hermachen, bevor sie kalt und hart werden.«
    Während der folgenden Stunde rutscht mein Herz immer tiefer, und die unbeschwerte Intimität der vergangenen Nacht scheint nur noch eine Illusion zu sein. Mein Versuch, darüber zu reden, wurde abgewiegelt. Außerdem sind meine Gefühle so widersprüchlich und vertrackt und mit Selbstekel gespickt, dass ich mich nicht traue, sie in Worte zu fassen. Bis wir dann endlich im Auto sitzen, bin ich fast so weit, ihn zu hassen, denn seine guten Manieren wirken auf mich wie die reinste Folter. Er wendet sich mir zu, bevor er den Motor anwirft.
    »Olivia …«
    »Livvy«, korrigiere ich ihn.
    »Ich wollte dir sagen …«, beginnt er zögernd, »dass ich die Zeit, die ich mit dir verbracht habe, sehr genossen habe, trotz der Umstände.«
    »Du musst das nicht …«
    »Bitte lass mich aussprechen. Deshalb möchte ich dich fragen, ob ich dich zum Abendessen einladen darf.«
    Ich sehe ihn völlig perplex an.
    »Ja, ich meine, warum nicht.«
    Wir sind wie zwei Menschen, die tanzen wollen, ohne die Schritte zu kennen. Vielleicht bin aber auch nur ich diejenige, die die Schritte nicht kennt.
    »Da freue ich mich drauf.« Sein Lächeln ist echt, und mein Herz wird nachgiebig und weich. Ich sollte nicht hier sein, habe jedoch die Kraft verloren, mich loszueisen. »Bist du bereit?«, fragt er und wendet den Wagen.
    Plötzlich geht alles so schnell. Ich grabe meine Finger in den Schaumstoff des Sitzes.
    »Macht es dir was aus … ich muss nur noch

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