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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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sich in herrlicher Weise für diese junge Liebesgeschichte. »Timing ist alles«, kicherte Sally, als sie in einer Duftwolke von Chanel N°19 und noch etwas anderem, das ich aber nicht benennen konnte, zu einem weiteren Rendezvous verschwand: Sie verströmte einen Hauch von Moschus, der ihre sexuelle Energie noch unterstrich. Mein Gefühl der Unzulänglichkeit verstärkte sich natürlich dadurch: Ich wurde den Gedanken nicht los, bestraft und wieder in die Streberecke verbannt zu werden, in die ich gehörte, verdammt zu lebenslanger Jungfräulichkeit. Timing war tatsächlich alles, und ich hegte darauf auch absurderweise einen Groll. Für mich stellte es sich so dar, als hätte ich meine Beziehung zu Matt für meine Beziehung zu Sally geopfert, die sich allerdings auf einem fliegenden Teppich weggezaubert hatte und für mich unerreichbar geworden war. Matt ging mir hartnäckig aus dem Weg und versteckte sich hinter den Regalen der Bibliothek, sobald er mich erspähte. Dabei wusste ich nicht, ob es aus Hass geschah oder aus verschmähter Liebe, aber ich war zu feige, das herauszufinden.
    Shaun war ein wirklich netter Kerl, riesengroß und sehr sexy, der an einer weniger prestigeträchtigen Universität in der Nachbarschaft Fotografie studierte. Sie zu beobachten, wenn sie mit ihm zusammen war, kam für eine Novizin wie mich dem Besuch einer Meisterklasse gleich. So richtete sie beispielsweise, wenn sie in der Küche waren, ihre großen, klaren Augen auf ihn, hielt seinen Blick gerade lang genug fest und wandte sich dann ab. Sie flippte ihr Haar nach hinten und brach in jenes mädchenhafte Gekicher aus, das eigentlich nervtötend war, aber in seinen Ohren offensichtlich Musik. Auch ihre Stimme wurde zuckersüß und hatte nichts mehr von ihrer üblichen Rauheit. Aus »Mum« wurde »Mummy«, aus »Hund« »Hündchen«, und ich erkannte meine Freundin nicht mehr wieder. Ist es das, was die Männer wollen, überlegte ich, wobei mir die feministischen Glaubensbekenntnisse, die meine Mutter mir eingetrichtert hatte, in den Ohren klangen, doch es bedurfte nur eines Blicks auf Shaun, der hoffnungslos in Sallys Windschatten gefangen war, und ich musste meine Niederlage eingestehen.
    Freiwillig hätte ich mir das nicht ausgesucht, aber Raum zum Atmen zu haben, war das Beste, was mir passieren konnte. Lola war kein Sexhäschen, Justin und sie verband eine glückliche Vertrautheit, aber keine Obsession, und so kam es, dass sie und ich wieder öfter was zusammen unternahmen, nachmittags ins Kino gingen oder uns in der Bibliothek zum Arbeiten einander gegenübersetzten. Das war, wenn auch zweite Wahl, gut für uns beide – wir gaben einander nicht jenen rauschhaften Kick, für den Sally sorgte –, doch es war ein angenehmes und zuverlässiges Miteinander und hatte zur Folge, dass ich mich mit einem guten Gefühl darauf einstellte, uns im nächsten Jahr ein Haus zu teilen.
    Als Sally mich einlud, die letzten paar Tage der Osterferien im Haus ihrer Eltern zu verbringen, freute ich mich wahnsinnig und war nur allzu bereit, ganz schnell zu vergessen, dass ich mich von ihr im Stich gelassen gefühlt hatte. Während der Zugfahrt dorthin kam mir der Gedanke, dass es womöglich ein Trostpreis war, sie mich dorthin kommen ließ, um mir zu sagen, dass der Plan für unser zweites Jahr geplatzt war und sie mit Shaun zusammenzog, aber das war nicht der Fall. Es war, als wäre die Entfremdung der vergangenen Wochen nur Einbildung gewesen. Sie holte mich vom Bahnhof ab und drückte mich, als wollte sie mich nie mehr loslassen.
    »Wir haben uns so viel zu erzählen«, rief sie ausgelassen, und mein Herz machte einen Freudensprung, weil ich sie wiederhatte. Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel zu berichten – ich hatte mich in Northfields herumgetrieben und versucht, Anschluss an ein Leben zu finden, das nicht mehr existierte, nachdem wir uns in alle Winde zerstreut hatten, hoffte dabei, James über den Weg zu laufen, befürchtete jedoch, ihn, wenn es denn so wäre, mit jemandem im Arm anzutreffen, der genauso verführerisch war wie Sally. Ich war wieder zu der Garderobe meiner Zeit vor Sally zurückgekehrt, zu Cordröcken und schlecht sitzenden Jeans, aber sie vermasselte mir die Tour gehörig, indem sie mich mit hinreißenden fremdartigen Kleidern überschüttete, von denen sie behauptete, sie nicht mehr anzuziehen. Ihrer Mum stellte sie mich als ihre »beste Freundin Livvy« vor, und ich platzte fast vor Stolz und war begeistert von ihrem

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